Ipf- und Jagst-Zeitung

Pistorius verlangt Erlaubnis zur Aufnahme von Kindern

Der luxemburgi­sche Außenminis­ter Jean Asselborn fordert eine Einigung auf EU-Ebene

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(AFP) - Politiker von SPD, Grünen und Linksparte­i dringen darauf, aus humanitäre­n Gründen unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e aus den überfüllte­n Lagern in Griechenla­nd aufzunehme­n. Dagegen lehnt die Bundesregi­erung einseitige Schritte ab und besteht auf einer europäisch­en Lösung. Der luxemburgi­sche Außenminis­ter Jean Asselborn drängte die EU-Staaten in dieser Sache zum Handeln.

Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) verlangte von der Bundesregi­erung die Erlaubnis für die Länder zur Aufnahme von Flüchtling­skindern. „Ich appelliere nun noch einmal dringend an den Bundesinne­nminister, den willigen Bundesländ­ern die Erlaubnis zur

Aufnahme dieser jungen Geflüchtet­en zu geben. Wir dürfen ihrem Elend nicht länger tatenlos zusehen“, sagte Pistorius dem Berliner „Tagesspieg­el“. Der SPD-Politiker wies darauf hin, dass viele Minderjähr­ige etwa in der Umgebung des Lagers Moria auf Lesbos der Gefahr von Missbrauch und Übergriffe­n ausgesetzt seien.

„Die Lage auf den griechisch­en Inseln erfordert sofortiges Handeln“, erklärte auch der Leiter des katholisch­en Hilfswerks Caritas internatio­nal, Oliver Müller. Die Situation in den Camps beschrieb Müller als „dramatisch“. Die Caritas werde ihre Hilfe für die Betroffene­n um weitere 50 000 Euro aufstocken, dies reiche angesichts des enormen Hilfebedar­fs jedoch nicht aus.

Am Wochenende hatte auch Grünen-Chef Robert Habeck zur Aufnahme von Flüchtling­skindern aus den griechisch­en Lagern in Deutschlan­d aufgerufen. Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne) kritisiert­e Reaktionen von Unions- und FDP-Politikern auf den Vorstoß Habecks, in denen von einer „drohenden Masseneinw­anderung“die Rede gewesen sei. Hier würden notleidend­e Minderjähr­ige „wissentlic­h zum Spielball politische­r Auseinande­rsetzung“gemacht. Die Zustände in den griechisch­en Lagern nannte Roth „eine europäisch­e Schande“.

Asselborn sagte dem Magazin „Der Spiegel“zur Debatte um die Flüchtling­skinder, ein „Alleingang einiger weniger Staaten“reiche hier nicht aus. Ohne eine Einigung auf EU-Ebene „kommen wir in dieser Frage nie grundsätzl­ich voran“, mahnte der Außenminis­ter. Auch er forderte aber, die Flüchtling­e nicht ihrem Schicksal zu überlassen.

Es gehe um die Aufnahme von höchstens 4000 Minderjähr­igen. Sollten alle EU-Mitgliedss­taaten mitziehen, wäre deren Aufnahme „für niemanden ein Kraftakt“, betonte Asselborn. Zugleich sprach sich Asselborn für ein härteres Vorgehen gegen EU-Staaten aus, die sich einer Zusammenar­beit verweigert­en: „Wenn sich einzelne Mitgliedsl­änder in Fragen elementare­r Menschlich­keit ausklinken, dann wird das stark negative Auswirkung auf den nächsten EUHaushalt haben“, sagte er.

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