Alles vergänglich – auch das Jahr 2019
Für den Aalener Kunstvereinsvorsitzenden Elmer war 2019 trotzdem ein besonderes Jahr
- „Für mich sind alle Jahre besondere.“Artur Elmer lehnt sich im Alten Rathaus im Besprechungsraum der Galerie des Aalener Kunstvereins gemütlich zurück, als er das sagt. Aber doch: Das Jahr 2019 war für ihn und seinen Verein dann doch kein normales. Im Mai wurde Elmer 80, seit Oktober sorgt die Ausstellung „Lehrer Rembrandt – Lehrer Sumowksi“für Aufsehen. Ein echter Rembrandt in Aalen. Noch dazu einer, der lange den Blicken der Öffentlichkeit vorenthalten worden war. Wenn das nichts Besonderes ist...
Die Dinge relativieren sich
Wobei Elmer seinen Geburtstag gar nicht so hoch hängen will: „Wissen Sie: Geburtstage hatte ich schon viele.“Die Ehre freue ihn, sei ihm aber auch ein bisschen peinlich. In seinem Alter relativierten sich solche Dinge, „ich muss das alles nicht mehr unbedingt haben“. Die öffentliche Aufmerksamkeit sei nun mal ein flüchtiges Wesen, wie die Zeitung von gestern, sagt er.
Das gilt aber nur begrenzt für die Öffentlichkeit, die der RembrandtAusstellung zuteil wurde. „Diese Ausstellung ist mit Sicherheit ein besonderes Ereignis: Ein echter Rembrandt in Aalen? Da waren viele ungläubig. Noch dazu einer, den bisher nur wenige gesehen hatten.“
Die „Pallas Athene“war schließlich lange ein Geheimnis des Rembrandt-Experten Werner Sumowski, der 1962 über das Bild einen Text in der Fachzeitschrift „Pantheon“veröffentlicht hatte. „Diesen Text haben aber nur wenige gelesen – und jetzt taucht das Bild in Aalen auf.“
Über 4000 Besucher
Das brachte dem rührigen Verein große Aufmerksamkeit und Außenwirkung. 4000 Besucher haben die Arbeiten von Rembrandt und seinen Schülern bislang gesehen, die Führungen waren stets ausgebucht.
Die Besucher seien nicht nur aus Aalen, sondern bunt gemischt, zum Teil auch ehemalige Schüler Sumowskis. „Neulich hatten wir eine 15-köpfige Gruppe aus Stuttgart da“, sagt Elmer. Kein Wunder, dass die Ausstellung bis zum 26. Januar verlängert wurde.
Auch logistisch war die Ausstellung eine Herausforderung. „Wir mussten Rücksicht nehmen auf die räumlichen Gegebenheiten. Die ersten paar Tage herrschte ein Riesenandrang, sodass wir uns schon überlegen mussten, die Karten zu kontingentieren.“Viel Arbeit: Plakate hängen, Flyer verteilen, Mitarbeiter briefen. Nicht umsonst hängt am Eingang der Galerie Karl Valentins Weisheit „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“.
„Die Aufmerksamkeit freut mich natürlich“, gibt der ehemalige Gymnasiallehrer
gerne zu, „aber den Kunstverein mache ich nicht, um irgendwelche Meriten einzuheimsen, sondern weil es Spaß macht.“Überhaupt ist ihm der Hype nur um den Rembrandt gar nicht so recht. „Auch seine Schüler“, sagt er, „waren allesamt große Meister ihrer Zeit.“Er verweist zum Beispiel auf den „bayerischen Rembrandt“Christopher Paudiß: „Der war überall in Europa, Wien, Berlin, München – aber keiner kennt ihn.“Ihm, dem ehemaligen Kunstund Geschichtspädagogen, sei es auch wichtig, Rembrandt und seine Schüler in den historischen Kontext einzubetten: Amsterdam zu Zeiten Rembrandts, ein Schmelztiegel der Kulturen, „da traf sich die ganze Welt, Flüchtlinge,
Migranten.“Daraus ließen sich durchaus Lehren für die Gegenwart ziehen.
Auch aus dem Leben von Rembrandt Harmenszoon van Rijn, der nach finanziell schwierigen letzten Lebensjahren 1669 starb. „Ein warnendes Beispiel für mich: Glück, Schönheit, Reichtum – alles flüchtig“, sagt Artur Elmer.
Dann macht Elmer noch einen gedanklichen Schlenker zu den gestohlenen Schätzen des Grünen Gewölbes in Dresden. Und er macht sich Gedanken darüber, was aus seiner Sammlung mit überwiegend afrikanischer Kunst einmal werden soll. Eine Stiftung? „Das ist ein komplizierter Prozess. Bevor so etwas Tatsache wird, schweige ich lieber“, sagt er.
Kunst öffentlich machen
Schließlich steht bei ihm nur ein Punkt im Vordergrund: „Eine unserer vornehmsten Aufgaben ist es, Kunst öffentlich zu machen. Eine wichtige Säule unserer Tätigkeit ist und war schon immer, Kultur aus anderen Kulturen der Welt zu zeigen. Wenn wir uns mit anderen Kulturen beschäftigen, also mit den Menschen, dann bekommen wir auch ein anderes Verständnis für ihre Lebensweisen.“Nicht mehr und nicht weniger.
„Für mich sind alle Jahre besondere.“Kunstvereinsvorsitzender Artur Elmer wurde im vergangenen Jahr 80 Jahre alt.