Katzenjammer
Regisseur Tom Hooper holte für „Cats“viele Stars vor die Kamera
Mit dem Hit-Musical „Cats“gab der britische Komponist Andrew Lloyd Webber dem Wort Katzenmusik 1981 eine neue Bedeutung. Der Song „Memory“gilt heute als eines der erfolgreichsten Lieder aus einem Musical. Das Musical sollen rund 81 Millionen Zuschauer in 50 Ländern und in 19 verschiedenen Sprachen gesehen haben. Fast 40 Jahre nach der Premiere von „Cats“im Londoner West End bringt der britische Regisseur Tom Hooper das Musical nun in einem starbesetzten Kinofilm auf die große Leinwand.
Eine echte Handlung hat „Cats“nicht. Es ist eine Aneinanderreihung von Musik- und Tanznummern, die auf den Gedichten von T. S. Eliot aus seinem Kinderbuch „Old Possum’s Book of Practical Cats“basieren. Wer eine der zahlreichen Adaptionen gesehen hat, kennt die Story. Im Mittelpunkt steht die junge Katze Victoria, die von ihrer Besitzerin kaltherzig auf eine Müllhalde geworfen wird. Die britische Balletttänzerin Francesca Hayward, im Kino eine Newcomerin, spielt Victoria und überzeugt dabei auch gesanglich.
Auf der Müllkippe trifft Victoria eine Bande von Artgenossen, die Jellicle-Katzen, die sie bei sich aufnehmen. Jedes Jahr wählt der weise, alte Altdeuteronimus eine Katze aus, die ein neues Leben bekommen soll. Die mit Spannung erwartete Wahl findet beim Jellicle-Ball statt, bei dem die Katzen in einem alten Theater auftreten. Doch der bösartige Kater Macavity versucht, den Ball zu sabotieren und alle Konkurrenten um ein neues Katzenleben mit unfairen Methoden aus dem Weg zu räumen.
Oscargewinner Hooper („The King’s Speech“) ist genre-erprobt, er verfilmte schon 2012 den MusicalKlassiker „Les Misérables“mit prominenter Hollywood-Besetzung. Auch für „Cats“standen viele Stars vor der Kamera, darunter die Oscargewinnerinnen Judi Dench und Jennifer Hudson, R&B-Sänger Jason Derulo und der britische Tausendsassa Idris Elba. In Nebenrollen sind Ian McKellen und Showmaster James Corden zu sehen. Auch Popstar Taylor Swift hat einen kurzen Auftritt als Mieze. Für möglichst authentische Bewegungen erhielten einige Darsteller extra ein Katzentraining.
Als der erste „Cats“-Trailer im Herbst veröffentlicht wurde, rief er gemischte Reaktionen hervor. Vor allem der Look der Katzen sorgte im Internet für teils heftige Kritik. Zugegeben, etwas merkwürdig sehen sie schon aus. Vor allem, dass alle Charaktere menschliche Gesichter haben, Augen, Nase und Mund der Schauspieler praktisch unverändert sind, wirkt irgendwie seltsam. Aber zum Fürchten, wie es einige Kritiker empfanden, sind die Figuren nicht.
Ein wesentlicher Unterschied zu bisherigen Bühnenversionen ist, dass die Schauspieler nur wenig Make-up tragen und stattdessen mit aufwendigen visuellen Effekten nachbearbeitet wurden. Überhaupt ist praktisch die gesamte Optik am Computer entstanden. Die digitalen Kulissen des alten Londons aus Katzenperspektive sind aber nett anzuschauen. Und die Katzenfelle sehen beeindruckend flauschig aus.
Musikalisch ist es ein Auf und Ab. Robbie Fairchild muss sich neben den etablierten Stimmen von Derulo, Hudson oder Swift nicht verstecken. Hingegen punkten Rebel Wilson oder der „Carpool Karaoke“-erprobte James Corden eher mit Leidenschaft als mit Gesangstalent. Anders als bei der Bühnenshow springt der Funke bei diesem „Cats“-Film leider nicht über. Ein Katzenjammer. (dpa)