Guter Jahrgang vor harter Bewährungsprobe
Für den deutschen Eischockeynachwuchs, obwohl so talentiert wie lange nicht, geht es bei der U20-WM in Tschechien nur um den Klassenerhalt
(SID) - Der Kader ist so gut wie wohl noch nie – und doch ist für den deutschen Eishockey-Nachwuchs bei der U20-WM der angestrebte Klassenerhalt alles andere als ein Selbstläufer. Die hochkarätig besetzte Vorrundengruppe mit den USA, Gastgeber Tschechien, Kanada und Russland ist für die hoffnungsvolle DEB-Auswahl um Ausnahmetalent Moritz Seider eine große Herausforderung.
„Wir haben einen sehr guten Kader mit wirklich exzellenten Einzelspielern. Aber in dieser schweren Gruppe geht es nur ums Überleben“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl. „Ich hoffe, dass die Mannschaft zeigen kann, wozu sie in der Lage ist und wieviel Qualität in ihr steckt. Dann kann sie vielleicht auch ein oder zwei Überraschungen schaffen.“Die erste am besten schon am heutigen Freitag (19 Uhr/MagentaSport) gegen die
USA. Die Generalprobe ging schon mal schief: Am Montag verlor die deutsche U20 ihr letztes Testspiel gegen die USA mit 1:7 (0:1, 1:1, 0:5). John-Jason Peterka gelang der Ehrentreffer.
Nach vier Jahren kehren die U20Junioren in die A-Gruppe zurück, ein direkter Abstieg wäre ein herber Rückschlag für die intensiven Bemühungen des Deutschen EishockeyBundes (DEB) im Nachwuchsbereich. Doch selbst bei einem letzten Platz in der Vorrunde könnte das DEB-Team im Relegationsduell gegen das Schlusslicht der Gruppe A den Klassenerhalt perfekt machen.
Nicht wenige Experten trauen dem Team von Chefcoach Tobias Abstreiter, dem von Bundestrainer Toni Söderholm assistiert wird, schon jetzt mehr zu. Seider, in Nordamerika in der AHL aktiv, der erst 17-jährige Tim Stützle von DELMeister
Adler Mannheim, die gleichaltrigen John-Jason Peterka vom EHC München und Lukas Reichel (Eisbären Berlin) sowie der 19-jährige Dominik Bokk von Rögle BK – sie alle gelten auch im internationalen Vergleich als Toptalente. „Diese großartige Mannschaft hat die Perspektive für die nächsten Generationen geschaffen, ganz oben mitspielen zu können“, schwärmt Reindl.
Vor allem Seider dürfte auf dem Eis in Ostrava die Blicke auf sich ziehen. Der 18-Jährige, der nach seinem Wechsel von Adler Mannheim zu den Detroit Red Wings inzwischen für das Farmteam des NHL-Clubs aufläuft, gilt in Übersee als größtes deutsches Eishockey-Talent seit Leon Draisaitl. Spätestens nach seinen famosen Auftritten bei der WM in der Slowakei, als Seider zwei Treffer erzielte, rissen sich die Clubs um ihn. Das Rennen beim diesjährigen NHLDraft
machten die Red Wings, sie zogen Seider überraschend bereits an Nummer 6 – und lassen ihn nun bei der U20-WM starten. Man sei „überzeugt
davon, dass für Moritz die WM ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt seiner Karriere sein wird“, sagte Steve Yzerman, General Manager der Red Wings.
Doch auch die anderen deutschen Nachwuchsspieler wollen sich bestmöglich präsentieren. Peterka zum Beispiel sorgt zwar in der DEL für Furore, doch das allein reicht den NHL-Scouts nicht. „Sie sagen: Es ist gut, was er zeigt, doch noch wichtiger ist die Weltmeisterschaft, wo sie ihn im Vergleich mit den besten jungen Kanadiern, Amerikanern, Russen, Tschechen, Schweden, Finnen sehen“, sagte Münchens Manager Christian Winkler dem „Münchner Merkur“. Auch Franz Reindl nennt die U20-WM einen „großen Showcase“.
Doch über allen individuellen Interessen steht das Hauptziel Klassenerhalt.