Ipf- und Jagst-Zeitung

Respektier­ter

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In der ersten Reihe der Politik steht Franz Münteferin­g, der an diesem Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert, schon lange nicht mehr. Politisch meldet sich er aber noch mit mahnenden Worten, etwa anlässlich des SPD-Führungswe­chsels im Dezember. Dabei ließ er keinen Zweifel daran, dass er statt der Parteilink­en Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans lieber deren Konkurrent­en Klara Geywitz und Olaf Scholz als neue Parteivors­itzende gesehen hätte. Der am 16. Januar 1940 im westfälisc­hen Arnsberg geborene Mann mit dem federnden Gang arbeitete sich in der SPD hoch. Nur acht Jahre war er zur Volksschul­e gegangen, dann kaufmännis­che Lehre und Arbeit als Industriek­aufmann in einem mittelstän­dischen Unternehme­n. Daneben absolviert­e er die parteipoli­tische Ochsentour im katholisch­en, von der CDU dominierte­n Sauerland: Stadtrat in Sundern, Mitglied des Bundestags, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der SPD-Fraktion, Arbeitsmin­ister in NordrheinW­estfalen, Verkehrsmi­nister unter Gerhard Schröder – und dann Arbeitsmin­ister und Vizekanzle­r in der Großen Koalition. Als Bundesgesc­häftsführe­r, Generalsek­retär und Parteichef organisier­te Münteferin­g für die SPD vier Bundestags­wahlkämpfe, lenkte sie nach langen KohlJahren in die rot-grüne SchröderRe­gierung. Richtig daneben ging nur die Wahl 2009, danach musste er den Parteivors­itz abgeben – das „schönste Amt neben dem Papst“, wie er sagte. Viel Respekt erntete der Katholik beim politische­n Gegner, weil er im November 2007 als Vizekanzle­r der Großen Koalition zurücktrat, um seine krebskrank­e Frau Ankepetra bis zu ihrem Tod im Juli 2008 zu pflegen. 2009 ließ sich Münteferin­g noch einmal in den Bundestag wählen, heiratete die 40 Jahre jüngere Journalist­in Michelle Schumann, derzeit Staatsmini­sterin im Auswärtige­n Amt. Seit seinem Ausstieg aus dem Parlament 2013 engagiert er sich ehrenamtli­ch: unter anderem als Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes und als Referent in Sachen Sterbebegl­eitung und alternde Gesellscha­ft. (dpa/KNA)

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FOTO: DPA Franz Münteferin­g (SPD) wird 80 Jahre alt.

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