Aalen steuert auf einen Ärztemangel zu
Fast die Hälfte der niedergelassenen Hausärzte ist über 60 Jahre alt - In einzelnen Stadtteilen wird es eng
AALEN (ij) - Die Stadt Aalen gilt derzeit noch als gut versorgt mit Ärzten. Doch das wird sich ändern. Denn: Fast die Hälfte der Aalener Hausärzte ist mittlerweile über 60 Jahre alt. Deshalb steht in den nächsten Jahren in vielen Praxen ein Wechsel an.
AALEN - Die Stadt Aalen gilt derzeit als gut versorgt mit Ärzten. Doch in den nächsten Jahren steht in vielen Praxen ein Generationenwechsel an. In den äußere Stadtteilen ist der Druck groß.
Die Bestandserhebung der Stadt Aalen zur ärztlichen Versorgung fällt zunächst positiv aus. Mit einer Versorgungsquote von 108,4 Prozent gilt Aalen mit seinen Teilorten als leicht überversorgt. Zum Vergleich: in Ellwangen liegt die Quote bei 90,8 Prozent. Dennoch muss sich auch die Stadt auf einen kommenden Engpass einstellen, auch das zeigen die aktuellen Zahlen, die Aalen gemeinsam mit dem Landratsamt, der AOK und der Kreisärzteschaft erhoben hat.
Demnach ist fast die Hälfte der 36 niedergelassenen Hausärzte über 60 Jahre alt. Weitere neun Ärzte sind zwischen 50 und 59 Jahre alt. Nur zehn der frei praktizierenden Hausärzte sind jünger als 50 Jahre.
In der Regel gehen Ärzte im Alter zwischen 65 und 67 in den Ruhestand. Es zeichnet sich also ab, dass viele Praxen in den nächsten Jahren Nachfolger suchen werden.
Junge Ärzte wünschen sich geregelte Arbeitszeiten
Doch das wird immer schwieriger, weil sich immer weniger Ärzte selbstständig machen wollen. Nachwuchsmediziner wünschen sich häufig geregelte und familienfreundliche Arbeitszeiten oder Teilzeit. Statistiken zufolge arbeiten niedergelassene Mediziner im Schnitt 52,5 Wochenstunden, angestellte nur 38,5 bis 40 Stunden.
Dieser Trend ist auch eine Folge des wachsenden Frauenanteils in der Ärzteschaft. Außerdem schreckt die wachsende Bürokratie junge Ärzte ab, eine Praxis zu übernehmen. Die Erfahrungen in Aalen bestätigen das: In den vergangenen drei Jahren konnten sieben Hausarztpraxen nicht nachbesetzt werden. Eineinhalb bis zwei Jahre Vorlauf brauche es für eine Übergabe.
In Wasseralfingen ist die Dringlichkeit hoch
Verschärft wird das Problem durch das steigende Lebensalter der Aalener Bevölkerung; gut die Hälfte ist über 45 Jahre alt. Der Druck zu handeln ist also da. Besonders groß ist dieser bereits in Wasseralfingen. Dort sind vier der fünf Hausärzte über 60 Jahre alt, bei den Fachärzten sind es sechs von zehn. Für eine Frauenarztpraxis konnte kein Nachfolger gefunden werden.
In dem vorliegenden Papier wird empfohlen, noch 2020 den Aufbau eines medizinischen Versorgungszentrums in Wasseralfingen zu prüfen. Die Stadt hat erklärt, ein solches Versorgungszentrum dort zu unterstützen. Erste Gespräche mit Investoren seien bereits gelaufen. In Ebnat und Waldhausen wird die Prüfung eines Zentrums für 2021 anvisiert.
Die Stadtverwaltung sieht eine Lösung außerdem in größeren Einheiten, wo mehrere Ärzte zusammenarbeiten. „Die Praxis zeigt, dass die ärztliche Versorgung vor allem dann aufrechterhalten werden kann, wenn Möglichkeiten geschaffen werden, wo Ärzte in einem angestellten Verhältnis praktizieren können“, so heißt es in der Vorlage. Der zuständige Ausschuss hat die Vorlage einhellig begrüßt. Sie wird dem Gemeinderat Ende März zur Entscheidung vorgelegt. Allerdings sieht sich die Stadt nicht als Betreiber oder Mitgesellschafter von medizinischen Versorgungszentren, sondern als Partner, etwa bei der Suche nach geeigneten Grundstücken oder Gebäuden. Angesiedelt werden diese Einrichtungen auf Kreisebene. Landrat Klaus Pavel hat kürzlichin Aaischt gestellt, dass sich hier etas bewegen soll. Die Stadt Aalen will zunächst drei bis vier Bezirke für die ärztliche Versorgung festlegen.
Außer dem Aufbau von Versorgungszentren sieht die Stadt Aalen weitere Handlungsfelder, um einem Engpass gegenzusteuern. Dazu gehört der Austausch mit den ansässigen Praxen, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Auch günstige Kredite, Hilfe bei der Wohnungssuche und Kitaplätze könnten Anreize für Ärzte sein.