Das Ping-Pong-Problem
Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten lassen sich mit Antibiotika gut behandeln
BERLIN/BONN (dpa) - Schon über Sex sprechen viele nicht gerne – und über sexuell übertragbare Krankheiten schon gar nicht. Doch die Mikroorganismen können zur Ehrlichkeit zwingen – denn viele der Krankheiten, auch STI (für Englisch „Sexually Transmitted Infections“)
genannt, sind alles andere als harmlos.
Die wichtigste Regel dabei: Kondome schützen – zwar nicht in jedem Fall und vor jeder Infektion, aber doch besser als andere Methoden. Darüber hinaus kann es aber nicht schaden, die wichtigsten Risiken und Anzeichen für STI wenigstens zu kennen.
Die weltweit häufigste sexuell übertragbare Infektion wird durch Chlamydien verursacht. Wenn die Bakterien im Genitalbereich genügend Zeit zur Vermehrung hatten, kommt es zu weißlichem Ausfluss aus den Geschlechtsorganen – und zu äußerst schmerzhaftem Dauerjucken, oft kombiniert mit Schmerzen beim Urinieren.
„Für den Erwerb von Chlamydien-Infektionen haben junge Frauen ein besonders großes Risiko“, erklärt Viviane Bremer aus der Abteilung für Infektionsepidemiologie des Robert-Koch-Instituts. Unbehandelt kann die Infektion sogar zur Unfruchtbarkeit führen, wenn sich die Eileiter entzünden und verkleben.
In der Regel wird eine Chlamydien-Infektion mit Antibiotika behandelt – Betroffene gehen zum Arzt und vermeiden Sexualkontakt, bis die Symptome verschwunden sind. Wichtig jedoch: Der Partner, bei dem man sich angesteckt hat, sollte sich unbedingt mitbehandeln lassen. Ansonsten droht der Ping-Pong-Effekt, also eine Rückinfektion.
„Junge Frauen haben außerdem ein hohes Risiko, sich mit Humanen Papillomviren (HPV) zu infizieren“, sagt Viviane Bremer. Diese Warzenviren-Infektion ist die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs, heilt aber in den meisten Fällen von alleine aus.
Nur in seltenen Fällen kann sich der Krebs entwickeln – tückischerweise oft Jahre oder gar Jahrzehnte nach der Infektion. Deutlich senken lässt sich das Risiko durch die HPVImpfung. Die sollte noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.
Neben der Chlamydien-Infektion und HPV sind die Gonorrhoe und Syphilis
häufige bakterielle Erkrankungen. Generell kommen bei solchen Infektionen Antibiotika zum Einsatz.
In anderen Fällen ist eine Behandlung dagegen deutlich schwieriger – oder unmöglich. Virale Geschlechtskrankheiten sind Aids und Herpes im Genitalbereich. Zumindest bei der HIV-Infektion ist in naher Zukunft nicht an eine Heilung zu denken, Ziel ist vielmehr die weltweite Bekämpfung der Aids-Erkrankung.
„Die 90-90-90-Strategie besagt, dass im Jahr 2020 90 Prozent aller Menschen mit HIV ihren Status kennen sollen, mindestens 90 Prozent davon Zugang zu Medikamenten haben sollen und mindestens 90 Prozent davon erfolgreich behandelt werden“, erklärt Professor Jürgen Rockstroh, Leiter der Ambulanz für Infektiologie und Immunologie des Universitätsklinikums in Bonn.