Ipf- und Jagst-Zeitung

Selbst „Königin Ledecka“ohne Chance

Snowboarde­rin Ramona Hofmeister ist in diesem Winter eine Klasse für sich

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BAD GASTEIN (SID/dpa) - Ramona Hofmeister rang sicht- und hörbar mit der Fassung. „Oh mein Gott, es ist Wahnsinn! Langsam gehen mir echt die Worte aus“, sagte die deutsche Snowboarde­rin, nachdem sie beim Parallel-Slalom von Bad Gastein den vierten Weltcupsie­g in Serie eingefahre­n hatte. Hofmeister ist aktuell die beste Raceboarde­rin der Welt, selbst Olympiasie­gerin Ester Ledecka blieb nur die Rolle der ersten Gratulanti­n.

So eine dominante Phase wie jene der 23 Jahre alten Oberbayeri­n hat es bei den deutschen Snowboarde­rn schon lange nicht mehr gegeben. „Mega, besser kann es gerade nicht laufen“, sagte Hofmeister, ehe sie am Mittwoch noch einen drauflegte und auch im Team-Event zusammen mit Stefan Baumeister nicht zu schlagen war. „Heute war ein perfekter Tag“, meinte sie, „wow.“

Der große Coup aber war am Dienstag gelungen. Die Athletin mit dem pinken Helm und dem leopardenf­arbenen Schal wusste, dass der Einzelerfo­lg in Österreich höher einzuschät­zen ist als jene in den jüngsten Parallel-Riesentorl­äufen von Bannoye, Cortina und Scuol. Es fuhr nämlich erstmals auch Ledecka mit, die die Szene seit Jahren dominiert, in diesem Winter bislang aber SkiRennen fuhr. „Wenn Ester dabei ist, dann ist es etwas anderes“, berichtete Hofmeister, „Ester ist keine Gegnerin wie jede andere, alle Zuschauer fiebern noch mehr mit, wenn sie dabei ist. Das war wirklich das Traumfinal­e.“

„Ich fahre einfach“

Während die oft makellose Tschechin im Gastein-Finale patzte, raste Hofmeister zu ihrem insgesamt achten Weltcupsie­g. „Ramona hat mit diesem Sieg gezeigt, dass sie im Moment die Stärkste der Welt ist. Ich freue mich, dass Ester wieder zurück ist und dass dieser Zweikampf weitergeht“, sagte Bundestrai­ner Paul Marks. Woher die Über-Form kommt? „Ich hatte eine unglaublic­h gute Vorbereitu­ng und fühle mich unglaublic­h fit“, sagte die OlympiaDri­tte.

Das war nicht immer so. Hofmeister, stets mit pinkem Helm und Schal im Leopardenm­uster unterwegs, hat bereits zwei Bandscheib­envorfälle hinter sich, vergangene Saison fuhr sie mit lädierter Schulter zu WMBronze, im März wurde sie operiert. Es folgte eine längere Pause, ein Rückschlag im Sommer – doch die Polizistin aus Bischofswi­esen ließ sich nicht entmutigen. Jetzt darf sie vom erst zweiten Gesamtsieg einer deutschen Snowboarde­rin in der Parallel-Wertung seit Amelie Kober 2009 träumen. Hofmeister bleibt die Gejagte. Das rote Trikot der Weltcup-Besten „macht mir nicht mehr Druck, sondern es pusht mich am Start“, erzählte sie. Das Geheimnis ihres Erfolges? „Ich bin in Topform. Im Kopf, beim Technische­n, vom Speed her ist gerade alles super.“

Hofmeister­s Strategie? „Ich bin keine, die irgendwelc­he Punkte rechnet“, sagte sie, „ich fahre einfach und habe Spaß daran, was ich mache.“Damit hat sie den Thron von Königin Ledecka schon bedenklich ins Wanken gebracht.

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FOTO: GEPA PICTURES/WALTER/IMAGO IMAGES Kann es kaum fassen: Ramona Hofmeister nach ihrem Sieg beim Snowboard-Weltcup in Bad Gastein.

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