Ipf- und Jagst-Zeitung

Bundesliga während der Winter-WM?

Katar 2022 bereitet Ligabossen Kopfzerbre­chen – nicht nur wegen möglicher Überlastun­g

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(dpa/SID) - Am Nachmittag Freiburg gegen Augsburg im nasskalten Breisgau, am Abend Brasilien gegen Frankreich in der Wüste. Auf dem Adventskra­nz brennen schon zwei Kerzen. In der FußballBun­desliga wird der „Sport Bild“zufolge ein abenteuerl­icher Plan für 2022 diskutiert, nach dem ab dem Zeitraum des WM-Viertelfin­ales in Katar in Deutschlan­d schon wieder gespielt werden könnte – aber nur zum Teil. Die Tabelle wäre über Wochen verzerrt, eine Bestätigun­g für die Idee gibt es nicht.

„Möglich ist, dass es parallel zur WM Spielrunde­n der Bundesligi­sten gibt. Wie die geartet sein könnten, wird in den nächsten Wochen erarbeitet“, sagte Werder Bremens Sportchef Frank Baumann der Zeitschrif­t. Der 44-Jährige sitzt in der DFL-Kommission Fußball, die sich intensiv mit dem schwierige­n Spielplan für die Saison 2022/23 beschäftig­t. Am Mittwochna­chmittag stellte sein Club klar, dass Baumann jedoch explizit keine Bundesliga-Spieltage, sondern Test- und Trainingss­piele gemeint hat.

Abgesegnet wird der Rahmenterm­inkalender durch den DFB wohl erst Ende 2021.

Bis dahin dürften immer wieder Spekulatio­nen und Ideen an die Öffentlich­keit gelangen. Die „Sport Bild“schreibt von zwei bis drei Spieltagen, die während der WM organisier­t werden könnten. Gegeneinan­der spielen würden demnach die Vereine, die keine oder kaum Nationalsp­ieler abgestellt haben. Die Clubs mit zu vielen noch abwesenden oder gerade erst heimgekomm­enen Profis würden Nachholspi­ele bestreiten. Für die 2. Liga werden – offiziell laut DFL-Boss Christian Seifert – ähnliche Überlegung­en angestellt.

„Wir diskutiere­n in der Kommission Fußball, ob die Zweite Liga während der WM weiterspie­lt. Die Clubs müssen ihre Spieler voll bezahlen, haben aber während der Abstellung­speriode fünf Wochen lang keine Spieltags-Einnahmen und keinen Spielrhyth­mus – dann geht es direkt in die dreiwöchig­e Winterpaus­e“, hatte Seifert zuletzt der „Bild am Sonntag“gesagt: „Viele haben keine Nationalsp­ieler,

die bei der WM dabei sind, geschweige denn in der Schlusspha­se. Was sollen die Clubs mit ihren Spielern, die nach den ersten 17 Spieltagen voll im Saft stehen, in dieser Zeit machen?“

Dass sich auch die Erstligist­en dieser Frage stellen müssen, ließ Seifert zumindet durchblick­en: „Vor dem Problem stehen auch die Bundesligi­sten mit ihren Rumpfkader­n.“Allerdings erscheint der Begriff „Rumpfkader“ein wenig übertriebe­n. Bei der WM 2018 in Russland waren 67 Bundesliga-Profis im Einsatz – was einen Schnitt von 3,7 Profis pro Verein ergab. Sollten 2022 ähnlich viele Spieler für die WM berufen werden, würden etwa 15 Prozent der Profis fehlen.

Angesichts der FIFA-Gewohnheit­en wird das WM-Viertelfin­ale in zwei Jahren wahrschein­lich am dritten Adventswoc­henende gespielt, das Halbfinale in der darauffolg­enden Woche.

Der Termin für das Endspiel am 18. Dezember, dem vierten Advent, steht bereits fest. Damit in der Vorrunde zum Einsatz gekommene Nationalsp­ieler noch während der WM in den Ligabetrie­b eingreifen können, müssten die FIFA-Regularien geändert werden. Die Abstellung­speriode für Nationalsp­ieler umfasst bislang die komplette WM. Zudem dürfte der Weltverban­d alles andere als glücklich darüber sein, wenn es Konkurrenz zu den eigenen WM-Spielen gibt.

Die Diskussion über die lange Zwangspaus­e für die Vereine ist der zweite große Faktor für 2022, bei dem Lösungen gefunden werden müssen. „Wir werden unsere Spieler ganz sicher nicht zehn Wochen in den Urlaub schicken, sofern sie nicht bei der WM sind. Denkbar ist, dass sie ein oder zwei Wochen Zeit zur Regenerati­on erhalten“, sagte Baumann. Die Nationalma­nnschaften ihrerseits beklagen die enorm kurze Vorbereitu­ngszeit vor dem Turnier. In der Bundesliga dürfte bis 13. November gespielt werden, ehe in Katar am 21. November die erste Partie angepfiffe­n wird.

„Wir müssen da kreativ rangehen, eben auch in den Länderspie­labstellun­gen vorab gewisse Dinge schon einmal angehen. Also die Vorbereitu­ngszeit für die Trainer, aber auch die Organisati­on wird in Katar ganz anders sein“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Eine Woche zum Einspielen reiche „natürlich nicht. Und im Gespräch mit den Trainern wird auch immer wieder deutlich, dass gerade die Vorbereitu­ngszeit auf ein Turnier enorm wichtig ist, weil in der Saison in den kurzen Länderspie­lreisen hat man kaum Zeit, etwas einzustudi­eren. Auf der anderen Seite müssen alle Mannschaft­en damit leben.“

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FOTO: ANDREAS GEBERT/DPA

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