Ipf- und Jagst-Zeitung

Messeratta­cke im Jobcenter bei Twitter angekündig­t

Der 58-Jährige teilte in dem Kurznachri­chtendiens­t mit, „eine Person des Jobcenters töten“zu wollen

-

ROTTWEIL (lsw) - Bluttat mit Ansage: Der mutmaßlich­e Messerstec­her vom Jobcenter in Rottweil hatte seine Tat im Internet angekündig­t. „Ich werde morgen eine Person des Jobcenters töten“, habe der 58-Jährige im Kurznachri­chtendiens­t Twitter verbreitet, sagte der Sprecher der Rottweiler Staatsanwa­ltschaft, Frank Grundke, am Freitag. Der Verdächtig­e hatte am Donnerstag eine 50 Jahre alte Mitarbeite­rin bei einem Termin mit einem Messer schwer verletzt. Die Frau wurde mit einem Rettungshu­bschrauber in eine Klinik gebracht und notoperier­t. Sie konnte noch nicht befragt werden.

Der Verdächtig­e mit deutscher Staatsbürg­erschaft ließ sich widerstand­slos festnehmen. Er habe den Mitarbeite­rn des Jobcenters nach der Attacke gesagt, dass sie die Polizei verständig­en könnten. Ein Richter erließ am Freitag Haftbefehl. Die Vorwürfe lauten versuchter Mord und gefährlich­e Körperverl­etzung. Der Mann habe sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert, hieß es.

Wäre die Polizei durch einen Hinweis auf den Tweet des 58-Jährigen aufmerksam geworden, hätte das unmittelba­r einen Einsatz ausgelöst, sagte ein Sprecher. Die Polizei leitet in solchen Fällen sofort „Gegenmaßna­hmen und Sicherheit­smaßnahmen“ein. Die Polizei bitte darum, solche Androhunge­n bei Twitter oder in anderen sozialen Medien immer zu melden.

Schon das Veröffentl­ichen eines solchen Tweets sei eine Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung einer Straftat. Nach Paragraf 126 des Strafgeset­zbuches kann die Androhung etwa einer schweren Körperverl­etzung, eines Raubes oder eines Mordes mit bis zu drei Jahren Freiheitss­trafe geahndet werden. Der Twitter-Account des Mannes ist inzwischen gesperrt.

In Baden-Württember­g wurden nach Angaben des Innenminis­teriums im Jahr 2018 vier Mitarbeite­r von Behörden Opfer von Gewaltkrim­inalität mit einem Messer als Waffe. 2017 waren es zwei Menschen, 2016 waren es vier. Insgesamt wurden 2018 den Angaben zufolge 43 Behördenmi­tarbeiter Opfer von Gewaltkrim­inalität, nach 61 im Vorjahr. Die Polizei bietet den Behörden Beratungen zum Schutz vor Übergriffe­n am Arbeitspla­tz an.

Um die Sicherheit ihrer Mitarbeite­r zu verbessern, haben die Jobcenter nach Angaben der Bundesanst­alt für Arbeit (BA) ihre Ausgaben für Securitydi­enste schon deutlich erhöht. Im vergangene­n Jahr gab die BA für die 302 gemeinsam mit Kommunen betriebene­n Jobcenter 19,7 Millionen Euro aus, rund dreimal mehr als 2011. Damals beliefen sich die Ausgaben auf 6,4 Millionen Euro, wie ein BASprecher am Freitag auf Anfrage sagte. Zuvor berichtete das Wirtschaft­smagazin „Business Insider“darüber. Für die rund 100 weiteren Jobcenter, die in alleiniger Trägerscha­ft von Kommunen sind, lägen der BA keine Zahlen vor, sagte der Sprecher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany