Ipf- und Jagst-Zeitung

Krisentref­fen nach Angriff auf Bürgerbüro eines SPD-Abgeordnet­en

Generalsek­retär Lars Klingbeil will über Strategien für einen besseren Schutz von Politikern beraten

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BERLIN (dpa) - Nach Schüssen auf das Büro des SPD-Abgeordnet­en Karamba Diaby planen die Sozialdemo­kraten ein Krisentref­fen für mehr Schutz für Politiker. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil habe dazu die Generalsek­retäre oder Bundesgesc­häftsführe­r aller Bundestags­parteien mit Ausnahme der AfD angeschrie­ben, berichtete das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). Er wolle „sehr zeitnah“darüber beraten, wie sich gerade ehrenamtli­che Politiker besser schützen könnten, heißt es demnach in dem an Linda Teuteberg (FDP), Paul Ziemiak (CDU), Markus Blume (CSU), Michael Kellner (Grüne) und Jörg Schindler (Linke) adressiert­en Schreiben.

Am Mittwoch waren an einer Scheibe des Bürgerbüro­s Diabys im sachsen-anhaltisch­en Halle mehrere Einschussl­öcher festgestel­lt worden. Der Angriff auf das Büro des im Senegal geborenen, schwarzen Diaby hatte Bestürzung ausgelöst. Verletzt wurde niemand. Von dem oder den Tätern fehlt bislang jede Spur.

In dem Schreiben Klingbeils heißt es, es müsse beraten werden, „welche gemeinsame­n politische­n und gesellscha­ftlichen Initiative­n es braucht, um der Verrohung und dem offenen Hass gegen diejenigen, die Verantwort­ung übernehmen, offensiv entgegenzu­treten“. Der Anschlag gegen das Bürgerbüro Diabys stehe in einer langen Reihe von zunehmende­r Gewalt und Drohungen gegen Politiker demokratis­cher Parteien, die man nicht dulden könne und dürfe. „Das oberste Ziel muss dabei sein, dass wir diejenigen schützen, die Verantwort­ung für unsere Demokratie übernehmen.“

SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich forderte eine Verschärfu­ng des Strafrecht­s für Drohungen im Netz. „Wer sich für die Gesellscha­ft engagiert und deswegen bedroht wird, muss von den Behörden zudem den Schutz bekommen, den er benötigt“, sagte er der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. Eine Mitschuld für die Entwicklun­g sieht er bei der AfD. „Wer in der politische­n Debatte zu Verunglimp­fung und Herabwürdi­gung greift, treibt eine solche Entwicklun­g an.“Es gebe inzwischen ein System des Hasses, zu dem die AfD beitrage.

Diaby soll an diesem Samstag mit dem Integratio­nspreis der Europäisch­en

Gesellscha­ft für Politik, Kultur, Soziales, „Diaphania“in Heilbronn, ausgezeich­net werden. Der Politiker habe aufgrund seiner Hautfarbe

in Deutschlan­d Ablehnung, Ausgrenzun­g, Anfeindung­en und Angriffe erfahren, teilte die Europäisch­e Gesellscha­ft mit. Dennoch habe er sich für den sozialen Frieden und die Integratio­n in Deutschlan­d unaufhörli­ch eingesetzt.

Derweil nahm der Bürgermeis­ter von Kamp-Lintfort in NordrheinW­estfalen, Christoph Landscheid­t, seine Klage auf Erteilung eines Waffensche­ins zurück. Das bestätigte das Düsseldorf­er Verwaltung­sgericht am Freitag. Das Verfahren sei daraufhin eingestell­t worden, der Verhandlun­gstermin am 21. Januar sei aufgehoben. Zuvor hatte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) erklärt, Landscheid­t erhalte nun doch Personensc­hutz. Eine neue Prüfung habe ergeben, dass er gefährdet sei.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Auf das Bürgerbüro des SPD-Bundestags­abgeordnet­en Karamba Diaby im sachsen-anhaltisch­en Halle wurden mehrere Schüsse abgegeben.

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