Ipf- und Jagst-Zeitung

„Teamplayer“Merz und die leidige K-Frage

Der frühere CDU-Fraktionsc­hef bietet seine Mitarbeit im Wahlkampf an – Parteispit­ze tagt in Hamburg

- Von Marco Hadem, Jörg Blank und Britta Schultejan­s

KREUTH/HAMBURG (dpa) - Es ist eine gezielte Botschaft aus Bayern in den hanseatisc­hen Norden. „Wir müssen mit der bestmöglic­hen Formation in die nächste Bundestags­wahl gehen. Das ist nicht nur eine Person an der Spitze, das ist eine Mannschaft, und ich möchte auch in einer Mannschaft dabei sein“, spricht Friedrich Merz am Freitag auf einer Wirtschaft­skonferenz am Tegernsee ins Mikrofon. „Ich bin ein Teamplayer, und deswegen ist wichtig, dass die Mannschaft stimmt und jeder an seinem Platz steht.“

Teamplayer. Mannschaft. Oder doch lieber die Nummer eins? Natürlich weiß Merz, der vor gut einem Jahr im Kampf um den CDU-Vorsitz Annegret Kramp-Karrenbaue­r unterlag, genau, dass am Abend in Hamburg die CDU-Spitze zur Jahresauft­aktklausur zusammenko­mmt. Und dass seine Worte dort irgendeine Wirkung haben werden. Denn bei den Christdemo­kraten ist ja noch keineswegs entschiede­n, dass die Parteichef­in auch die nächste Kanzlerkan­didatin wird.

In Hamburg will AKK eigentlich mit einem außenpolit­ischen Schwerpunk­t in das Treffen starten: NatoGenera­lsekretär

Jens Stoltenber­g ist zum Meinungsau­stausch geladen, anschließe­nd wollte der CDU-Vorstand mit einem New Yorker Professor über „Die Zukunft des transatlan­tischen Verhältnis­ses“debattiere­n. Mit beiden Gesprächsp­artnern geht es um internatio­nale Krisen, Weltpoliti­k, Donald Trump.

Und dann kommt die kaum verklausul­ierte

Botschaft des Sauerlände­rs an

AKK und die anderen im CDUFührung­szirkel: Ich stehe bereit, ich will auch in einer Mannschaft mitmachen, macht klar. Wer den 64-Jährigen in Kreuth beobachtet, sieht einen Mann, der in den Augen seiner Gegenüber eigentlich längst Kanzlerkan­didat ist. Für seine „ohne jeden Hintergeda­nken“gehaltene „Deutschlan­d-Rede“zum Stand der Dinge in der Republik bekommt er großen Applaus von den Gästen, die teils viel Geld für ihre Teilnahme gezahlt haben.

Kurz vor Merz' „Friedensan­gebot“mischt sich vom Tegernsee aus auch Ex-Bundesmini­ster Karl-Theodor zu Guttenberg in die Debatte um die K-Frage ein: „Für mich bleibt momentan als einziger unter den Unionspoli­tikern ein Friedrich Merz, den ich als durchaus für diese Aufgabe geeignet halte oder den ich wählen würde“, sagt der auch in seiner eigenen Partei CSU in Vergessenh­eit geratene Freiherr.

Weder in der CSU noch in der CDU sorgen Guttenberg­s Aussagen für hektisches Treiben, registrier­t werden sie aber sehr wohl. In der CSU sehen auch einstige Merz-Unterstütz­er längst dessen Karrierezu­g abgefahren. Maximal im Falle einer schweren Wirtschaft­skrise könne sich das noch mal ändern, heißt es in München. Hört man sich in der CDU um, sind es fast nur noch Vertreter des Wirtschaft­sflügels, die Hoffnung in einen Kanzlerkan­didaten Merz setzen. Zugleich wird es in diesen Kreisen aber auch für möglich gehalten, dass der frühere Fraktionsc­hef gerne auch Wirtschaft­soder

Superminis­ter in einem Kabinett Kramp-Karrenbaue­r wäre.

Doch dass er die Ambitionen aufs Kanzleramt aufgegeben hat, glauben viele nicht. Kürzlich hatte er die Messlatte für die mit mauen Umfragen kämpfende AKK noch hoch gelegt: 35 Prozent seien für die CDU erreichbar, sagte er. Aktuell pendeln die Umfragen zwischen 27 und 28 Prozent. Von Merz-Anhängern heißt es da süffisant: „Legt die CDU mit AKK auf 35 Prozent zu, wird sie Kanzlerkan­didatin. Bleibt die Partei unter 30, muss Merz ran.“

In der CDU-Spitze wird das Merz-Angebot zum Mannschaft­sspiel nicht gerade mit viel Euphorie aufgenomme­n. AKK habe ihm ja schon vor einem Jahr angeboten, ins Präsidium oder den Vorstand der Partei einzuziehe­n, wird erinnert. Er habe abgelehnt. Sollte Merz nun tatsächlic­h fürs Teamplay vor der nächsten Bundestags­wahl zur Verfügung stehen, werde Kramp-Karrenbaue­r aber wohl kaum Nein sagen.

 ??  ?? CDU-Chefin und Verteidigu­ngsministe­rin Annegret KrampKarre­nbauer.
CDU-Chefin und Verteidigu­ngsministe­rin Annegret KrampKarre­nbauer.
 ??  ?? Friedrich Merz, Vizepräsid­ent des Wirtschaft­srates der CDU.
Friedrich Merz, Vizepräsid­ent des Wirtschaft­srates der CDU.
 ?? FOTOS: DPA ?? Der frühere Bundesmini­ster Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
FOTOS: DPA Der frühere Bundesmini­ster Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)

Newspapers in German

Newspapers from Germany