„Teamplayer“Merz und die leidige K-Frage
Der frühere CDU-Fraktionschef bietet seine Mitarbeit im Wahlkampf an – Parteispitze tagt in Hamburg
KREUTH/HAMBURG (dpa) - Es ist eine gezielte Botschaft aus Bayern in den hanseatischen Norden. „Wir müssen mit der bestmöglichen Formation in die nächste Bundestagswahl gehen. Das ist nicht nur eine Person an der Spitze, das ist eine Mannschaft, und ich möchte auch in einer Mannschaft dabei sein“, spricht Friedrich Merz am Freitag auf einer Wirtschaftskonferenz am Tegernsee ins Mikrofon. „Ich bin ein Teamplayer, und deswegen ist wichtig, dass die Mannschaft stimmt und jeder an seinem Platz steht.“
Teamplayer. Mannschaft. Oder doch lieber die Nummer eins? Natürlich weiß Merz, der vor gut einem Jahr im Kampf um den CDU-Vorsitz Annegret Kramp-Karrenbauer unterlag, genau, dass am Abend in Hamburg die CDU-Spitze zur Jahresauftaktklausur zusammenkommt. Und dass seine Worte dort irgendeine Wirkung haben werden. Denn bei den Christdemokraten ist ja noch keineswegs entschieden, dass die Parteichefin auch die nächste Kanzlerkandidatin wird.
In Hamburg will AKK eigentlich mit einem außenpolitischen Schwerpunkt in das Treffen starten: NatoGeneralsekretär
Jens Stoltenberg ist zum Meinungsaustausch geladen, anschließend wollte der CDU-Vorstand mit einem New Yorker Professor über „Die Zukunft des transatlantischen Verhältnisses“debattieren. Mit beiden Gesprächspartnern geht es um internationale Krisen, Weltpolitik, Donald Trump.
Und dann kommt die kaum verklausulierte
Botschaft des Sauerländers an
AKK und die anderen im CDUFührungszirkel: Ich stehe bereit, ich will auch in einer Mannschaft mitmachen, macht klar. Wer den 64-Jährigen in Kreuth beobachtet, sieht einen Mann, der in den Augen seiner Gegenüber eigentlich längst Kanzlerkandidat ist. Für seine „ohne jeden Hintergedanken“gehaltene „Deutschland-Rede“zum Stand der Dinge in der Republik bekommt er großen Applaus von den Gästen, die teils viel Geld für ihre Teilnahme gezahlt haben.
Kurz vor Merz' „Friedensangebot“mischt sich vom Tegernsee aus auch Ex-Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg in die Debatte um die K-Frage ein: „Für mich bleibt momentan als einziger unter den Unionspolitikern ein Friedrich Merz, den ich als durchaus für diese Aufgabe geeignet halte oder den ich wählen würde“, sagt der auch in seiner eigenen Partei CSU in Vergessenheit geratene Freiherr.
Weder in der CSU noch in der CDU sorgen Guttenbergs Aussagen für hektisches Treiben, registriert werden sie aber sehr wohl. In der CSU sehen auch einstige Merz-Unterstützer längst dessen Karrierezug abgefahren. Maximal im Falle einer schweren Wirtschaftskrise könne sich das noch mal ändern, heißt es in München. Hört man sich in der CDU um, sind es fast nur noch Vertreter des Wirtschaftsflügels, die Hoffnung in einen Kanzlerkandidaten Merz setzen. Zugleich wird es in diesen Kreisen aber auch für möglich gehalten, dass der frühere Fraktionschef gerne auch Wirtschaftsoder
Superminister in einem Kabinett Kramp-Karrenbauer wäre.
Doch dass er die Ambitionen aufs Kanzleramt aufgegeben hat, glauben viele nicht. Kürzlich hatte er die Messlatte für die mit mauen Umfragen kämpfende AKK noch hoch gelegt: 35 Prozent seien für die CDU erreichbar, sagte er. Aktuell pendeln die Umfragen zwischen 27 und 28 Prozent. Von Merz-Anhängern heißt es da süffisant: „Legt die CDU mit AKK auf 35 Prozent zu, wird sie Kanzlerkandidatin. Bleibt die Partei unter 30, muss Merz ran.“
In der CDU-Spitze wird das Merz-Angebot zum Mannschaftsspiel nicht gerade mit viel Euphorie aufgenommen. AKK habe ihm ja schon vor einem Jahr angeboten, ins Präsidium oder den Vorstand der Partei einzuziehen, wird erinnert. Er habe abgelehnt. Sollte Merz nun tatsächlich fürs Teamplay vor der nächsten Bundestagswahl zur Verfügung stehen, werde Kramp-Karrenbauer aber wohl kaum Nein sagen.