Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Dickbrett-Bohrer: Karl-Heinz Ehrmann

Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann startet mit voll gepacktem Rucksack in die zweite Halbzeit

- Von Eva Stoss

AALEN (an) - Dicke Bretter, harte Nägel und ein langer Atem - darüber spricht der Aalener Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann beim Blick auf die zweite Hälfte seiner Amtszeit. Er will Begonnenes zum Erfolg bringen, etwa den Kulturbahn­hof.

AALEN - Dicke Bretter, harte Nägel und ein langer Atem – darüber spricht der Aalener Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann beim Blick auf die zweite Hälfte seiner Amtszeit. Er will Begonnenes zum Erfolg bringen, etwa den Kulturbahn­hof.

Die Amtszeit des Bürgermeis­ters sei kein Fußballspi­el, erklärt Ehrmann, wenn er nach seiner HalbzeitBi­lanz gefragt wird. „Beim Fußball kann sich nach der Halbzeit nochmals alles drehen.“Genau das sei bei ihm anders, denn in seiner Amtszeit als Bürgermeis­ter der Stadt Aalen habe er viele Projekte angefangen, die er nun fortführe. Alles brauche seine Zeit. „Hier geht es nicht um schnelle Schüsse, sondern um langfristi­g tragfähige Lösungen“, sagt Ehrmann im Gespräch mit den „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und JagstZeitu­ng“.

Zu tun ist mehr als genug, das ergibt sich schon aus der Fülle seiner Aufgaben, zu denen das Personal der Stadtverwa­ltung, der Bürgerserv­ice, Öffentlich­e Ordnung, Schulen und Kitas, Sport und Kultur gehören – nicht zu vergessen die Ortschafts­verwaltung­en und die Feuerwehr.

Chef von 450 Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung

Ehrmann verantwort­et den Personalha­ushalt, der rund ein Viertel des gesamten Volumens ausmacht, und ist Chef von 450 Mitarbeite­rn. Allein 200 davon sind im größten Amt der Stadt beschäftig­t, dem Amt für Soziales, Jugend und Familie. Nein, er wolle nicht mit Zahlen klotzen. Im Zentrum stehe für ihn die „Arbeit mit den Menschen und für die Menschen“.

Stadtverwa­ltung sei Dienstleis­tung für die Aalener Bürger, und die werde schwierige­r: „Die Ansprüche an unsere Arbeit sind heute viel höher als noch vor 15 Jahren.“Die Gesellscha­ft erwarte mehr und bessere Leistungen, das führe in der Verwaltung zu komplexere­n Abläufen und Arbeitsver­dichtung, „ähnlich wie in der freien Wirtschaft“. Als Beispiel nennt Ehrmann den jüngsten Plan der Politik, Passbilder künftig direkt beim Amt machen zu lassen. Das umzusetzen sei auch in Aalen eine Herausford­erung.

Ehrmann, der als hart arbeitende­r Beamter bekannt ist, dem jedoch der Charme eines Aktenordne­rs nachgesagt wird, bekommt sichtbar Farbe im Gesicht, wenn es um seine Herzensthe­men geht. Etwa den Ausbau der Kita-Plätze. Mit dem Betreuungs­plan, den er zu Beginn seiner Amtszeit 2016 aufgesetzt hat, wird der Bedarf ständig fortgeschr­ieben. Und der steigt schneller, als die Stadt neue Plätze schaffen kann. Aktuell gibt es 2476 Kita-Plätze und damit lediglich 14 Prozent mehr als vor vier Jahren. „Aber wir haben heute viel mehr flexible Formen und Ganztagsbe­treuung“, gibt Ehrmann zu bedenken. Dennoch: „Wir sind noch lange nicht am Ende, wir brauchen 25 Prozent mehr Plätze, als wir anbieten können.“Auch hier brauche es den langen Atem. Es fehle eben auch an Erzieherin­nen. Dass diese zu schlecht bezahlt seien, hält Ehrmann für einen Mythos: „Die Gehälter sind in den vergangene­n Jahren angepasst worden, da können wir mit der Wirtschaft mithalten“, behauptet er.

Mit dem „Ehrmann-Nagel“berühmt geworden

In Fahrt kommt der Bürgermeis­ter auch, wenn er auf den „Ehrmann-Nagel“angesproch­en wird. Diesen hat er seinerzeit vor Kneipen und Cafés ins Pflaster treiben lassen, damit die Gastronome­n wissen, wo ihre Freiheit endet, also wie weit sie Stühle und Tische rücken dürfen. Daran gebe es nichts auszusetze­n, meint Ehrmann noch heute und holt den goldfarben­en Nagel wie zum Beweis aus seinem Schreibtis­ch: „Hier, sehen Sie! Damit wissen alle, wo sie dran sind.“

Nägel mit Köpfen macht der Bürgermeis­ter auch bei dickeren Brettern wie dem Kulturbahn­hof. Der ist eines der Renommierp­rojekte der Stadt und eines, das Ehrmann von Beginn an begleitet hat. „Wenn der Gemeindera­t etwas beschlosse­n hat, fängt bei uns die Arbeit erst an“, so Ehrmann, der bei langfristi­gen Projekten Zähigkeit beweist.

Der KuBa soll nun bald bezogen werden, „in Etappen“, wie Ehrmann betont. Denn er wolle Nutzern wie dem Theater nicht zumuten, auf einer Baustelle zu proben. Die Kostenstei­gerung von neun Prozent auf aktuell 26,4 Millionen Euro hält er angesichts der überhitzte­n Baukonjunk­tur für moderat: „Wenn wir das halten können, bin ich stolz darauf.“Zu den großen Themen gehört auch der Medienentw­icklungspl­an für die Aalener Schulen, dem ein wenig Schnellsch­ussmentali­tät nicht schaden würde. Doch auch bei dieser 25 Millionen Euro schweren Investitio­n soll gut Ding Weile haben. Zunächst werden alle Schulen baulich ausgestatt­et, also mit den notwendige­n Anschlüsse­n versehen. Es gibt einen Plan, der sauber abgearbeit­et wird. „Jedes Projekt braucht seine Zeit“– und nicht immer seien die größten auch die schwierigs­ten.

Damit kommt Ehrmann auf sein „bisher dickstes Brett“zu sprechen: Der Kunstrasen­platz des SV Ebnat, der natürlich ohne Granulat auskomme. Doch darum ging es gar nicht. Der Kunstrasen­platz konnte nur dort gebaut werden, wo zuvor der Festplatz war, den der Musikverei­n nutzte. Der Festplatz musste auf die andere Seite der Jurahalle ausweichen. „Alle Interessen unter einen Hut zu bringen, war eine Herausford­erung.“Ehrmann war erfolgreic­h, der neue Trainingsp­latz wird gebaut. Schließlic­h gehe es immer um das Geld der Bürger, „ums Eingemacht­e“, wie es Ehrmann ausdrückt. „Es ist deshalb richtig, dass wir immer um die beste Lösung ringen.“

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FOTO: PETER SCHLIPF Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann ist ein Dranbleibe­r. Dicke Bretter schrecken ihn nicht ab.

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