Im Dunkeln ist schlecht kunkeln
Kunkelstube im Alamannenmuseum lädt ein zum Spinnen und gemütlichen Plaudern
ELLWANGEN - Das Alamannenmuseum ist um eine Veranstaltungsreihe reicher. An jedem zweiten Samstag im Monat ist die „Kunkelstube“für Besucher geöffnet. Bei den lockeren Treffen geht es ums Spinnen von Tier- und Pflanzenfasern. Das passt zur neuen Sonderausstellung „Gut betucht“, die sich mit Textilerzeugung bei den Alamannen befasst und am 7. Februar eröffnet wird.
Das uralte Handwerk des Spinnens ist fast in Vergessenheit geraten. Das möchte das Alamannenmuseum ändern und hat mit den Initiatorinnen Esther Schneller und Sabine Maybaum die „Kunkelstube“ins Leben gerufen.
Was ist eine Kunkelstube? Esther Schneller aus Schwäbisch Hall weiß Rat: „Früher saßen die Frauen in den Wintermonaten in einer Licht- oder Spinnstube beisammen, um in geselliger abendlicher Runde zu spinnen, zu stricken oder zu nähen. Und um am Spinnrocken zu ‚kunkeln‘, also sich auszutauschen und allerhand Schabernack zu treiben.“
Hundefell und der Schweif von Pferden
Ökonomisch war‘s auch, denn man sparte Licht. Beim Spinnen wurde alles verwertet, auch Rindenbast und die „verlorene“Wolle von Schafen, die nicht geschoren wurden. Auch Wolle vom Kamel, Lama, Alpaka und sogar Fell von Hunden und Pferdeschweife kamen zum Einsatz.
Bis zum 13. Jahrhundert, so Esther Schneller, gab es nur Handspindeln.
Spinnräder wurden erst später erfunden.
Das Spinnen wurde allmählich zu einem in Märchen wiederkehrenden Symbol für mütterliche Weiblichkeit, aber auch Hexen zugeschrieben, die böse Wünsche ins Garn einsponnen. Bis heute gaukeln uns
„Hirngespinste“übertrieben Fantastisches vor.
Schaut man den beiden Spinnerinnen zu, wie sie die Fäden geschickt durch die Finger gleiten lassen, und lauscht dem leisen Drehen des Spinnrads, lässt sich erahnen, wie beruhigend diese Tätigkeit ist – wie geschaffen, um Alltagshektik hinter sich zu lassen.