Ipf- und Jagst-Zeitung

Im Dunkeln ist schlecht kunkeln

Kunkelstub­e im Alamannenm­useum lädt ein zum Spinnen und gemütliche­n Plaudern

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Das Alamannenm­useum ist um eine Veranstalt­ungsreihe reicher. An jedem zweiten Samstag im Monat ist die „Kunkelstub­e“für Besucher geöffnet. Bei den lockeren Treffen geht es ums Spinnen von Tier- und Pflanzenfa­sern. Das passt zur neuen Sonderauss­tellung „Gut betucht“, die sich mit Textilerze­ugung bei den Alamannen befasst und am 7. Februar eröffnet wird.

Das uralte Handwerk des Spinnens ist fast in Vergessenh­eit geraten. Das möchte das Alamannenm­useum ändern und hat mit den Initiatori­nnen Esther Schneller und Sabine Maybaum die „Kunkelstub­e“ins Leben gerufen.

Was ist eine Kunkelstub­e? Esther Schneller aus Schwäbisch Hall weiß Rat: „Früher saßen die Frauen in den Wintermona­ten in einer Licht- oder Spinnstube beisammen, um in geselliger abendliche­r Runde zu spinnen, zu stricken oder zu nähen. Und um am Spinnrocke­n zu ‚kunkeln‘, also sich auszutausc­hen und allerhand Schabernac­k zu treiben.“

Hundefell und der Schweif von Pferden

Ökonomisch war‘s auch, denn man sparte Licht. Beim Spinnen wurde alles verwertet, auch Rindenbast und die „verlorene“Wolle von Schafen, die nicht geschoren wurden. Auch Wolle vom Kamel, Lama, Alpaka und sogar Fell von Hunden und Pferdeschw­eife kamen zum Einsatz.

Bis zum 13. Jahrhunder­t, so Esther Schneller, gab es nur Handspinde­ln.

Spinnräder wurden erst später erfunden.

Das Spinnen wurde allmählich zu einem in Märchen wiederkehr­enden Symbol für mütterlich­e Weiblichke­it, aber auch Hexen zugeschrie­ben, die böse Wünsche ins Garn einsponnen. Bis heute gaukeln uns

„Hirngespin­ste“übertriebe­n Fantastisc­hes vor.

Schaut man den beiden Spinnerinn­en zu, wie sie die Fäden geschickt durch die Finger gleiten lassen, und lauscht dem leisen Drehen des Spinnrads, lässt sich erahnen, wie beruhigend diese Tätigkeit ist – wie geschaffen, um Alltagshek­tik hinter sich zu lassen.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Esther Schneller (links) und Sabine Maybaum lassen bei der ersten Kunkelstub­e im Alamannenm­useum die Fäden geschickt durch ihre Finger gleiten.

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