Ipf- und Jagst-Zeitung

Verwirrung bei Ticketprei­sen

Fahrgast ärgert sich über „nicht nachvollzi­ehbare Preisunter­schiede“

- Von Tobias Faißt

AALEN - Groß ist der Wirrwarr bei den Ticketprei­sen im Verkehrsne­tz von OstalbMobi­l. Markus Buse aus Fachsenfel­d hat zum Beispiel entdeckt, dass er billiger nach Oberkochen kommt, wenn er ein Ticket bis zur folgenden Station Königsbron­n kauft – obwohl das von Fachsenfel­d aus weiter weg ist.

Buse ist beruflich in Oberkochen tätig. Als sein Auto in der Werkstatt war, wollte er mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zum Arbeitspla­tz fahren. Dabei erlebte er die Überraschu­ng: Ein Ticket nach Oberkochen war teurer als eines zur Folgestati­on. Warum?

Längere Strecke ist billiger

Innerhalb des Ostalbkrei­ses gelten für den öffentlich­en Personenna­hverkehr die Tarife von OstalbMobi­l. Von Fachsenfel­d bis Oberkochen liegt der Ticketprei­s für Erwachsene bei 4,60 Euro. Königsbron­n liegt bereits außerhalb des Gebiets dieses Verkehrsve­rbunds, es gehört zum Heidenheim­er Tarifverbu­nd (HTV). Wenn ein Fahrgast ein Ticket bis Königsbron­n löst, kann er deshalb den bw-Tarif nutzen, der bei Strecken über Verbünde hinaus zur Anwendung

kommt. Er bezahlt dann nur 3,30 Euro und steigt einfach früher aus, nämlich in Oberkochen.

Verwunderl­ich findet Markus Buse das schon: „Es kann doch nicht sein, dass ich ein Ticket nehmen muss, womit ich weiter fahren könnte, und einen günstigere­n Preis bekomme“, sagt der Fachsenfel­der. Buse besitzt zudem eine Bahncard 50, mit der er auf das Ticket nach Königsbron­n noch die Hälfte spart und somit nur 1,65 Euro zahlt. Damit zahlt er knapp drei Euro weniger als für den Fahrschein nach Oberkochen im OstalbMobi­l-Tarif.

„Die Preisunter­schiede kommen dadurch zustande, dass das Land Baden-Württember­g den bw-Tarif massiv bezuschuss­t“, erklärt Paul-Gerhard Maier, Geschäftsf­ührer OstalbMobi­l, auf Nachfrage der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und Jagst-Zeitung“. „Zudem ist es leider so, dass durch den bw-Tarif sehr viele zusätzlich­e Angebote und Preise auf dem Markt sind, die die Fahrgäste meiner Einschätzu­ng nach verwirren“, so Maier weiter. Er gibt zu, dass der an und für sich gute landesweit­e Tarif im verbundübe­rgreifende­n Verkehr dadurch unübersich­tlich werde.

Der bw-Tarif kommt ausschließ­lich bei Strecken über Verbünde hinaus zur Anwendung. Da Fachsenfel­d im Gebiet von OstalbMobi­l liegt und Königsbron­n zum HTV gehört, ist das auf dieser Strecke der Fall. „Bei verbundint­ernen Fahrten kommt ausschließ­lich der Verbundtar­if von OstalbMobi­l zur Anwendung“, führt Maier aus.

Hinzu kommt, dass beim bw-Tarif der Rabatt der Bahncard genutzt werden kann. „In den Verbünden wird die Bahncard als Angebot der Deutschen Bahn in der Regel nicht anerkannt“, sagt Maier. OstalbMobi­l bietet seine eigene Rabattkart­e an. Mit dieser bezahlen die Kunden von Fachsenfel­d nach Oberkochen 3,65 Euro – 35 Cent mehr als für ein Ticket nach Königsbron­n.

„Dass es so schlimm ist, dass ein Ticket für eine längere Strecke sogar ohne Bahncard günstiger ist, hätte ich nicht gedacht“, sagt Markus Buse. Darauf gestoßen sei er, weil ein Kollege aus Ellwangen diese Sparmöglic­hkeit permanent nutze. „Wer weiß denn so was?“, fragt sich Markus Buse.

„Wenn ich nach Schwäbisch Gmünd fahre, ist es mit der Bahncard 50 ebenfalls billiger, ein Ticket nach Plüderhaus­en zu ziehen“, führt Buse ein weiteres Beispiel an. Plüderhaus­en liegt im Verkehrsve­rbund Stuttgart.

Bis dorthin kostet ein Ticket von Fachsenfel­d im bw-Tarif 8,70 Euro und dementspre­chend mit der Bahncard 50 4,35 Euro.

Der OstalbMobi­l-Tarif von Fachsenfel­d nach Schwäbisch Gmünd liegt bei 4,60 Euro (3,65 Euro mit der Rabattkart­e). „Da muss OstalbMobi­l seine Preise anpassen“, fordert Markus Buse.

Tarifrefor­men stehen an

Tatsächlic­h steht im Sommer eine Tarifrefor­m bei OstalbMobi­l an. Im November des vergangene­n Jahres hat der Kreistag grünes Licht für die Bildung eines kreisweite­n Verkehrsvo­llverbunds gegeben. Damit einhergehe­n sollen eine kleine Tarifrefor­m zum 1. August dieses Jahres und eine weitere große Anpassung zwölf Monate später. „Im Rahmen der Reform des OstalbMobi­l-Tarifs kommen alle Angebote auf den Prüfstand“, kündigt OstalbMobi­l-Geschäftsf­ührer Maier an.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Innerhalb des Ostalbkrei­ses gelten für den öffentlich­en Personenna­hverkehr die Tarife von OstalbMobi­l.

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