Verwirrung bei Ticketpreisen
Fahrgast ärgert sich über „nicht nachvollziehbare Preisunterschiede“
AALEN - Groß ist der Wirrwarr bei den Ticketpreisen im Verkehrsnetz von OstalbMobil. Markus Buse aus Fachsenfeld hat zum Beispiel entdeckt, dass er billiger nach Oberkochen kommt, wenn er ein Ticket bis zur folgenden Station Königsbronn kauft – obwohl das von Fachsenfeld aus weiter weg ist.
Buse ist beruflich in Oberkochen tätig. Als sein Auto in der Werkstatt war, wollte er mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Arbeitsplatz fahren. Dabei erlebte er die Überraschung: Ein Ticket nach Oberkochen war teurer als eines zur Folgestation. Warum?
Längere Strecke ist billiger
Innerhalb des Ostalbkreises gelten für den öffentlichen Personennahverkehr die Tarife von OstalbMobil. Von Fachsenfeld bis Oberkochen liegt der Ticketpreis für Erwachsene bei 4,60 Euro. Königsbronn liegt bereits außerhalb des Gebiets dieses Verkehrsverbunds, es gehört zum Heidenheimer Tarifverbund (HTV). Wenn ein Fahrgast ein Ticket bis Königsbronn löst, kann er deshalb den bw-Tarif nutzen, der bei Strecken über Verbünde hinaus zur Anwendung
kommt. Er bezahlt dann nur 3,30 Euro und steigt einfach früher aus, nämlich in Oberkochen.
Verwunderlich findet Markus Buse das schon: „Es kann doch nicht sein, dass ich ein Ticket nehmen muss, womit ich weiter fahren könnte, und einen günstigeren Preis bekomme“, sagt der Fachsenfelder. Buse besitzt zudem eine Bahncard 50, mit der er auf das Ticket nach Königsbronn noch die Hälfte spart und somit nur 1,65 Euro zahlt. Damit zahlt er knapp drei Euro weniger als für den Fahrschein nach Oberkochen im OstalbMobil-Tarif.
„Die Preisunterschiede kommen dadurch zustande, dass das Land Baden-Württemberg den bw-Tarif massiv bezuschusst“, erklärt Paul-Gerhard Maier, Geschäftsführer OstalbMobil, auf Nachfrage der „Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst-Zeitung“. „Zudem ist es leider so, dass durch den bw-Tarif sehr viele zusätzliche Angebote und Preise auf dem Markt sind, die die Fahrgäste meiner Einschätzung nach verwirren“, so Maier weiter. Er gibt zu, dass der an und für sich gute landesweite Tarif im verbundübergreifenden Verkehr dadurch unübersichtlich werde.
Der bw-Tarif kommt ausschließlich bei Strecken über Verbünde hinaus zur Anwendung. Da Fachsenfeld im Gebiet von OstalbMobil liegt und Königsbronn zum HTV gehört, ist das auf dieser Strecke der Fall. „Bei verbundinternen Fahrten kommt ausschließlich der Verbundtarif von OstalbMobil zur Anwendung“, führt Maier aus.
Hinzu kommt, dass beim bw-Tarif der Rabatt der Bahncard genutzt werden kann. „In den Verbünden wird die Bahncard als Angebot der Deutschen Bahn in der Regel nicht anerkannt“, sagt Maier. OstalbMobil bietet seine eigene Rabattkarte an. Mit dieser bezahlen die Kunden von Fachsenfeld nach Oberkochen 3,65 Euro – 35 Cent mehr als für ein Ticket nach Königsbronn.
„Dass es so schlimm ist, dass ein Ticket für eine längere Strecke sogar ohne Bahncard günstiger ist, hätte ich nicht gedacht“, sagt Markus Buse. Darauf gestoßen sei er, weil ein Kollege aus Ellwangen diese Sparmöglichkeit permanent nutze. „Wer weiß denn so was?“, fragt sich Markus Buse.
„Wenn ich nach Schwäbisch Gmünd fahre, ist es mit der Bahncard 50 ebenfalls billiger, ein Ticket nach Plüderhausen zu ziehen“, führt Buse ein weiteres Beispiel an. Plüderhausen liegt im Verkehrsverbund Stuttgart.
Bis dorthin kostet ein Ticket von Fachsenfeld im bw-Tarif 8,70 Euro und dementsprechend mit der Bahncard 50 4,35 Euro.
Der OstalbMobil-Tarif von Fachsenfeld nach Schwäbisch Gmünd liegt bei 4,60 Euro (3,65 Euro mit der Rabattkarte). „Da muss OstalbMobil seine Preise anpassen“, fordert Markus Buse.
Tarifreformen stehen an
Tatsächlich steht im Sommer eine Tarifreform bei OstalbMobil an. Im November des vergangenen Jahres hat der Kreistag grünes Licht für die Bildung eines kreisweiten Verkehrsvollverbunds gegeben. Damit einhergehen sollen eine kleine Tarifreform zum 1. August dieses Jahres und eine weitere große Anpassung zwölf Monate später. „Im Rahmen der Reform des OstalbMobil-Tarifs kommen alle Angebote auf den Prüfstand“, kündigt OstalbMobil-Geschäftsführer Maier an.