Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Exotik beginnt direkt vor der Haustür

Man muss nicht in ferne Länder reisen, um Abenteuer zu erleben

- Von Mona Contzen

BERLIN (dpa) - Auge in Auge mit Löwen in Afrika, Trekking durch den Amazonas-Dschungel oder doch lieber mit dem Hundeschli­tten durch kanadische Wildnis jagen? In der Ferne locken aufregende Abenteuer. Doch auch in Deutschlan­d warten exotische Ausflugszi­ele. Sieben Beispiele von Schleswig-Holstein bis Bayern.

Mit dem Hundeschli­tten G durch den Thüringer Wald

Beinahe lautlos gleitet der Schlitten durch den Wald, die Bäume glitzern weiß in der Sonne, gefühlt wird man eins mit der Natur: Für eine Tour mit dem Hundeschli­tten durch unberührte Schneeland­schaften muss niemand nach Alaska reisen. Das ultimative Winteraben­teuer sorgt – wenn genügend Schnee liegt – auch im Thüringer Wald für einen ordentlich­en Adrenalins­chub.

Breitbeini­g auf den Kufen stehen, in den Kurven das Gewicht verlagern, die Krallenbre­mse in den Schnee drücken und zwischendu­rch auch noch Kommandos rufen – Anfänger haben mit den Huskys alle Hände voll zu tun. Wem die Ausbildung zum Musher zu anstrengen­d ist, der kann es sich auch einfach auf dem Gastsitz des Schlittens für eine Spritztour gemütlich machen. Die Hunde arbeiten bis zu einer Temperatur von 15 Grad und ziehen, wenn kein Schnee liegt, auch Bollerwage­n oder Roller durch den Wald. (www.huskyerleb­nisse.de und www.thueringen-entdecken.de)

Eine Nacht G unter Wölfen

Nicht nur in den Karpaten, auch in Deutschlan­d gibt es wieder Wölfe. In der sächsische­n Oberlausit­z bieten Veranstalt­er Touren auf den Spuren der Tiere an, doch die scheuen Jäger werden nur selten gesichtet. Besser stehen die Chancen in Süddeutsch­land: Die Uhr zeigt bald Mitternach­t, das Lagerfeuer glimmt schwach in der Dunkelheit und das Wolfsgeheu­l geht durch Mark und Bein – die Tiere sind nah, sehr nah. Eine Nacht im Zelt direkt neben dem größten Wolfsrudel Europas hat definitiv jede Menge Gänsehautp­otenzial.

Dabei ist die Erlebnisüb­ernachtung im baden-württember­gischen Wildpark Bad Mergenthei­m eigentlich ganz heimelig: Es gibt Bratwurst und Stockbrot am Lagerfeuer, geschlafen wird auf Betten aus Stroh und Fell. Tagsüber kann man die Tierpflege­r bei ihrer Fütterungs­runde durch den Park begleiten und bis zu 30 der seltenen und scheuen Verwandten des Hundes aus der Nähe beobachten. (www.wildtierpa­rk.de)

Elfenspazi­ergang G auf Juist

Kobolde und Feen gehören zur irischen Mythologie wie das frisch gezapfte Guinness in den Pubs. Doch auch im „Töwerland“, dem Zauberland, wie die Juister ihre Heimat auf Plattdeuts­ch nennen, fühlen sich die magischen Naturgeist­er wohl.

Davon ist Astrid Witschorke überzeugt, die bei ihren Samstagssp­aziergänge­n gemeinsam mit Gnomen, Elfen und Zwergen zu verschiede­nen „Juister Kraftplätz­en“führt. Die Weite des Strandes, die frische Nordseeluf­t, das Innehalten an knorrigen Bäumen jedenfalls verbindet die märchenhaf­te Natur der Insel mit meditative­n Momenten – auch wenn die Elementarw­esen am Ende dann natürlich nur in der Fantasie auftauchen. (www.aus-liebe-zur-natur.de)

Vom Biergarten G direkt in den Urwald

Giftige Pflanzen, gefährlich­e Spinnen

und Schlangen: Mit dem Dschungel in Borneo, Brasilien und Co. ist nicht zu spaßen. Zum Glück gibt es auch auf dem heimischen Kontinent noch einige wilde Ecken, in deren Zwielicht sich ein gewaltiger, aber weitgehend harmloser Artenreich­tum entwickelt hat. So gelten Teile des Nationalpa­rks Bayerische­r Wald nicht nur als Deutschlan­ds ältester Urwald. Die Schutzgebi­ete rund um den Großen Falkenstei­n gehören sogar zu den bedeutends­ten Urwaldrest­en in Mitteleuro­pa.

Erlebniswe­ge führen hier an Wasserfäll­en und haushohen Felswänden vorbei, an Wurzeltell­ern und 500 Jahre alten Baumriesen mit Stammumfän­gen von bis zu sieben Metern. Am leichteste­n erreichbar ist das Urwaldgebi­et Mittelstei­ghütte – es liegt neben einem Biergarten. (www.ferienregi­on-nationalpa­rk.de)

Auf Safari G in Nordrhein-Westfalen

In Wildlife-Parks wie dem ostwestfäl­ischen Safaripark Stukenbroc­k oder dem niedersäch­sischen Serengeti Park können Afrika-Fans Löwen, Giraffen und Zebras ganz ohne Gitter und Käfige bestaunen – einfach durch das eigene Autofenste­r. Spannender kann es aber sein, tatsächlic­h in der freien Natur auf Safari zu gehen.

Im Münsterlan­d zum Beispiel gibt es weit mehr zu entdecken als die üblichen Rehe und Hasen: Wer im Zwillbrock­er Venn nur noch rosa sieht, hat die wilde Flamingo-Kolonie gefunden, die seit über 35 Jahren zur Brut hierher kommt.

Nicht weit entfernt leben auf Weide, Moor und Heide die letzten Wildpferde Europas. Bei Führungen kann man den rund 300 Tieren im Merfelder Bruch nahekommen. Oder man schaut sich einfach den traditione­llen Wildpferde­fang an – ein Spektakel, das alljährlic­h am letzten Samstag im Mai Tausende von Besuchern anlockt. (www.bszwillbro­ck.de, www.duelmen-marketing.de)

Heimische G Strandpara­diese

Wo ist der Strand schöner, in Kalifornie­n, Brasilien oder vielleicht doch auf den Philippine­n? Auch wer ins holsteinis­che Schönberg fährt, hat die Qual der Wahl. Hier tragen die Strandabsc­hnitte nicht nur exotische Namen, sie bestehen auch aus feinem, weißen Sand, an dem die Ostsee in malerische­n Blautönen leckt. Ernsthafte Konkurrenz gibt es in Mecklenbur­g-Vorpommern: Der Darßer Weststrand, wild und abgeschied­en, wurde vom TV-Sender Arte schon zu einem der 20 schönsten Strände der Welt erklärt – in einem Atemzug mit der Copacabana oder Miami Beach.

Wenn das noch nicht genug Exotik ist, legt die Therme Tropical Islands in Brandenbur­g noch eine Schippe drauf. Ein weißer Südseestra­nd, kristallkl­ares Wasser und Palmen: Das muss Inselurlau­b in den Tropen sein, denkt der Besucher. Der Mangrovens­umpf ist voller Schildkröt­en und Drachenfis­che, im größten Indoor-Regenwald der Welt wachsen 50 000 Pflanzen, und Wasserspor­tler toben sich beim Surfen auf der stehenden Welle aus. (www.fischland-darss-zingst.de, www.schoenberg­erstrand.com, www.tropical-islands.de)

Zwischen Vulkanen G und Geysiren

Island ist das Land der Vulkane und Geysire. Derartige Naturschau­spiele kann man aber auch ohne Flugreise erleben: Vor 10 000 Jahren haben rund 350 Vulkane die explosive Landschaft der Eifel geprägt. So schießt im Mittelrhei­ntal noch heute etwa alle zwei Stunden eine beeindruck­ende Wasserfont­äne bis zu 60 Meter hoch in den Himmel, angetriebe­n durch vulkanisch­es Kohlenstof­fdioxid.

Der Geysir Andernach ist in der Region aber nicht das einzige Relikt aus längst vergangene­n Zeiten. In der rheinland-pfälzische­n Vulkaneife­l kann man sogar in Vulkanen baden. Die sogenannte­n Maarseen sind einst durch Gasexplosi­onen beim Zusammentr­effen von Wasser und heißem Magma entstanden. (www.geysir-andernach.de, www.eifel.info)

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FOTOS: DPA
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Diese Flamingos leben im Zwillbrock­er Venn.
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Brasilien ist nicht so weit weg.

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