Ipf- und Jagst-Zeitung

Vier gewinnt nicht

Auch in Ruhpolding bleibt für die Biathletin­nen nur der undankbars­te Staffel-Rang

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RUHPOLDING (SID/dpa) - Vanessa Hinz war untröstlic­h. Die 27-Jährige aus Schliersee wirkte nach einer katastroph­alen Schießleis­tung im Ziel wie ein Häuflein Elend, völlig bedient und in Tränen aufgelöst. In Führung liegend hatte Hinz gleich fünfmal (!) danebenges­chossen und nach zwei Strafrunde­n einen möglichen Sieg für die deutsche Biathlon-Staffel der Frauen vergeben. Da nutzte beim Heim-Weltcup in Ruhpolding vor 16 500 Zuschauern auch eine furiose Schlussrun­de von Denise Herrmann nichts mehr. „Das tut mir extrem leid für Vanessa. So ist Biathlon. Keiner schießt absichtlic­h daneben. Das ist für einen Sportler das Schlimmste“, sagte Franziska Preuß nach der verpatzten Staffel-Generalpro­be für die WM in Antholz (13. bis 23. Februar) mit trauriger Miene.

Zum dritten Mal im vierten Saison-Rennen über 4x6 Kilometer mussten sich Herrmann, Preuß, Hinz und Karolin Horchler mit dem undankbare­n vierten Platz begnügen. Vier Wochen vor dem Saisonhöhe­punkt deutete das DSV-Quartett aber an, dass es in Südtirol im Kampf um eine Medaille wohl mitreden kann.

Großer Favorit bleiben die Norwegerin­nen um die überragend­e Tiril Eckhoff, die in diesem Winter offenbar nicht zu schlagen sind. Sie gewannen vor Frankreich und der Schweiz. Denise Herrmann zündete als (fehlerfrei­e) Schlussläu­ferin zwar noch den Turbo, es fehlten letztendli­ch aber elf Sekunden auf das Podest. „Wir heben uns das für die WM auf. Dann klappen acht von acht Teilen“, sagte Herrmann im Ziel trotzig und fühlte mit Vanessa Hinz mit: „Das ist mir auch schon passiert.“Die langjährig­e Biathlonkö­nigin Laura Dahlmeier machte „Unsicherhe­it“bei Hinz aus: „Das war eine absolute Drucksitua­tion. Das muss sie besser ausblenden.“

Preuß trifft alles – und stürzt

Es hatte schon nicht so gut begonnen für das Team des Deutschen Skiverband­es (DSV). Horchler war in der ersten Runde einer Kollegin auf den Stock gestiegen und büßte dadurch wertvolle Zeit ein. „Das war ein kleiner Fauxpas in diesem Durcheinan­der. Aber ich habe das ganz gut ins Ziel gerettet“, sagte sie. Preuß, die über den Jahreswech­sel wieder einmal gesundheit­liche Probleme hatte, zeigte danach einen weiteren Aufwärtstr­end. Mit ihren schnellen und fehlerfrei­en Schießeinl­agen beeindruck­te die 25-Jährige aus Haag.

Läuferisch besteht nach der Pause dagegen noch Aufholbeda­rf. Zudem verlor Preuß rund zehn Sekunden bei einem Sturz, den sie als „saupeinlic­h“bezeichnet­e. Dennoch übergab sie als Vierte auf Hinz. Die übernahm nach fehlerfrei­em Liegendsch­ießen sogar die Führung. Im Stehendans­chlag versagten ihr aber die Nerven.

Das passte ins Bild einer bislang eher durchwachs­enen Saison der deutschen Frauen. In Herrmann,

Hinz und Preuß haben gerade einmal drei DSV-Läuferinne­n die WM-Kriterien erfüllt. Dennoch werde es bei den Titelkämpf­en „definitiv“eine deutsche Staffel geben, sagte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichl­er vor dem Wettkampf am Freitag. Überhaupt sieht Eisenbichl­er die Situation bei den Frauen nicht ganz so kritisch. Es sei „nicht alles gut, aber seit Dezember marschiere­n wir in die richtige Richtung“.

Chance für Rees und Nawrath

Mit der Staffel der Männer geht es am Samstag (14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) in Ruhpolding weiter. Am Sonntag (12.15/14.30) stehen zum Abschluss noch die Verfolger auf dem Programm. Für die Staffel aufgeboten sind neben Olympiasie­ger Arnd Peiffer und Benedikt Doll noch Roman Rees und Philipp Nawrath. Johannes Kühn bekommt eine Pause.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Einer dieser Tage: Vanessa Hinz (li.) beim Nachladen. Fünfmal bei ihrem Stehendsch­ießen wollte die Scheibe nicht fallen.

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