Ryoyu Kobayashi legt in Neustadt vor
TITISEE-NEUSTADT (lin) - Europas größte Naturschanze voller im Hochschwarzwald produziertem, gehortetem und optimal aufgebrachtem Kunstschnee – das funktionierte bestens am Freitag. Titisee-Neustadt, man wusste es, kann Skisprung-Weltcup. Auch in Wintern, die Frühling sein wollen. Zeitweilig leichter Regen und kurz streikendes Flutlicht sind höhere Gewalt, wechselnde Winde nicht unüblich bei einer FreiluftSportart. Alles außerhalb jeglicher Zuständigkeit von helfenden Händen und planenden Köpfen. Und dass die 50 Startplätze für das Samstagsspringen (Beginn 16 Uhr/ZDF und Eurosport) unter 51 (!) Sportlern ausgesprungen wurde, machte die abendliche Qualifikation zwar leicht grotesk. Aber: halt nur leicht. Denn erstens waren die Stärksten fast ausnahmslos im Schmiedsbachtal dabei (von den ersten 30 der aktuellen Saisonhierarchie fehlten drei Springer verletzt), zweitens war dieses 50 aus 51 ungleich interessanter als manch eine 70-Mann-Qualifikation andernorts.
Nicht weil Letzter – mit exakt 100 Metern – der bedauernswerte Seou Choi aus Südkorea wurde, nicht weil das Sextett des Deutschen Skiverbandes (Karl Geiger, Stephan Leyhe, Constantin Schmid, Pius Paschke, Luca Roth und Philipp Raimund) keinen Schwund verzeichnete an der Hochfirstschanze (wohl aber auch durchwachsene Versuche). Nein, weil „Titisee-Neustadt 5“, das 2020er-Format des Weltcup-Wochenendes, die Qualifikationspunkte zu jenen der vier Wettkampfsprünge von Samstag und Sonntag (Beginn: 15.15 Uhr) addiert.
25 000 Euro Preisgeld extra erhält der fleißigste Sammler – 6600 Euro mehr als bei der Vierschanzentournee ausgeschüttet wurden. Apropos: Ryoyu Kobayashi, seit Tourneehälfte zwei auf Formsuche, gewann die Qualifikation. Nach Punkten klar. Nach Weite allerdings lag Stephan Leyhe vorne (138,5:137,5 Meter). Karl Geiger landete auf der Hillsize-142-Anlage nach 131,5 Metern. Rang neun für den Oberstdorfer in Gelb. Fürs Erste.