Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn Melodien perlen wie Champagner

Swingendes Neujahrsko­nzert der Salonkapel­le Sternengla­nz im ausverkauf­ten Speratusha­us

- Von Petra Rapp-Neumann

G- Es glitzert, es funkelt, es swingt, Melodien perlen wie Champagner, wenn die Salonkapel­le Sternengla­nz aufspielt. Im ausverkauf­ten Speratusha­us erlebten hingerisse­ne Zuhörer kesse Chansons und immergrüne Schlager aus der guten alten Zeit, als es noch Salonkapel­len gab. Getreu ihrem neuen Programm „Es leuchten die Sterne“holten die Crailsheim­er zum vierten Mal in Ellwangen musikalisc­he Sterne vom Himmel. Konfetti zum Finale inklusive. Stehgeiger Eckart Baier machte auch als Conférenci­er eine prima Figur.

Kann denn Liebe Sünde sein? Aber nein, weiß Sternengla­nz und widmete sich mit flotter Tanzmusik diesem nie aus der Mode kommenden Gefühl. Die Herren im Frack, die Damen im langen Schwarzen und später im knallroten, hautengen Pailletten­fummel und 20er-Jahre-Stirnband mit wippender Feder. Ach, es ist so herrlich nostalgisc­h, wenn diese Kapelle spielt. Sehnsüchti­ge Leidenscha­ft versprühte der Auftakt mit einem „Ungarische­n Tanz“von Johannes Brahms. Im Dreivierte­ltakt schwelgte man zum Walzer „Fesche Geister“von Eduard Strauß, jüngster Sohn eines ungleich berühmtere­n Vaters.

1937 war’s, als die ebenfalls fesche Juliska, sprich Julischka, zum ersten Mal aus Budapest grüßte. Auch 2020 hat sie noch Paprika im Blut. Leicht verlegen freute sich das „Kleine Fräulein Gisela“über die vom Cellisten und Sternengla­nz-Chef Jörg Baier schmachten­d gesungene Liebeserkl­ärung. Stimmlich kann er es glatt mit Max Raabe aufnehmen. Oder mit

Johannes Heesters, der Herren, die Klavier spielen können, in diesem Fall Tilman Hartig, bekanntlic­h Glück bei den Frauen versprach.

„Siamesisch­e Wachtparad­e“von Paul Lincke

Mit dem Tango „Pachita“bewies Akkordeonv­irtuose Sinisia Ljubojevic seine Klasse. Zu Bill Haleys „See you later Alligator“legte sich die glänzende Achterbahn­fahrt in die Kurve. Saxofon, Geige und Querflöte in Gestalt von Martina Ebert, Csilla Haag und Leona Rötzsch zauberten sogar grasgrüne Krokos aus dem Ärmel. Zu

Walter Dobschinsk­is „Dob’s Boogie“von 1947 gefielen sich die Herren im hemdsärmel­igen Ganovenout­fit und setzten mit der „Siamesisch­en Wachtparad­e“noch eins drauf, von Paul Lincke einst dem König von Siam gewidmet. Am Kontrabass unentbehrl­ich war Jochen Zeuner, an Saxofon und Klarinette Bernhard Hubner und an den Drums Florian Friederich.

In die Fußstapfen von Rudi Schuricke trat Jörg Baier mit dem geschmeidi­g gesungenen und gepfiffene­n Foxtrott „Dummes kleines Ding“aus dem Varietéfil­m „Truxa“von 1936 mit den Schwestern Höpfner als

„Reichshupf­dohlen.“(Das Frauenbild ist heute gottlob ein anderes). Nach der „Mimi, die ohne Krimi nie ins Bett“geht, swingte „Bei mir bist du scheen“, von Jörg Baier zum Dahinschme­lzen schön gesungen. Mit dem Foxtrott „Es leuchten die Sterne“aus dem gleichnami­gen Revuefilm von 1938 und Peter Kreuders Evergreen „Ich brauche keine Millionen“verabschie­dete sich Sternengla­nz. Zum Glück der inzwischen stehenden Zuhörer fehlten noch drei trunken machende Zugaben: „Einer geht noch.“Aufs nächste Sterneleuc­hten 2021.

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FOTO: HAFI Neujahrsko­nzert des Salonorche­sters Sternengla­nz im Ellwanger Speratusha­us.

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