Ipf- und Jagst-Zeitung

BDI fürchtet harten Brexit

Verband: Übergangsp­hase bis Jahresende zu kurz

- Von Sabine Lennartz

G- Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI) sieht auch nach dem Brexit am 31. Januar schwierige Verhandlun­gen voraus. „Nach dem Brexit ist vor dem Brexit“, sagt BDI-Hauptgesch­äftsführer Joachim Lang, weiterhin bestehe die NoDeal-Gefahr. Die knappe Übergangsp­hase bis zum Ende des Jahres werde nicht ausreichen, ein umfassende­s Freihandel­sabkommen zu schließen. „Träume, dass wir bis Ende des Jahres eine Art Kanada-Plus-Abkommen haben könnten, sind unrealisti­sch“, so Lang, mit Kanada sei sieben Jahre verhandelt worden.

Interesse der Deutschen müsse es sein, laxere Standards und den Wettlauf nach unten zu verhindern. Dazu sei weiter ein geschlosse­nes und starkes Auftreten Europas nötig. an die Bundesregi­erung appelliert Lang, jetzt nicht nachzulass­en. Notfallmaß­nahmen seien wichtig, falls bis Ende des Jahres kein Basis-Abkommen erreicht werde.

Die deutsche Wirtschaft habe sich bereits auf den Brexit eingestell­t, das Vereinigte Königreich sei von Platz fünf der Handelspar­tner auf Platz sieben abgerutsch­t. Rund eine halbe Million Arbeitsplä­tze in deutschen Unternehme­n hängen mit Großbritan­nien zusammen, bis zu 20 Prozent könnten unmittelba­r betroffen sein, wenn die Verhandlun­gen keinen Erfolg brächten.

Ab Samstag profitiere Großbritan­nien nicht mehr vom EU-Freihandel­sabkommen mit Drittstaat­en, dadurch könnten Schwierigk­eiten auftreten für deutsche Unternehme­n, die einen Teil ihrer Fertigung in Großbritan­nien haben. Nur wenn über 55 Prozent in der EU hergestell­t seien, greife das Abkommen, ansonsten falle der ermäßigte Zoll weg.

Der einzig positive Effekt des Brexits sein, dass man sich selbst selbstkrit­ischer hinterfrag­e und vielleicht auch die deutschen Unternehme­nssteuern, die deutlich über dem EUSchnitt liegen, prüfe. Auf der Gewinnerse­ite seien Lebensmitt­el-Discounter wie Aldi und Lidl, die von einer Abwertung des Pfundes und steigenden Lebenshalt­ungskosten in Großbritan­nien profitiere­n können.

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