Ipf- und Jagst-Zeitung

Fischer fürchten um Kressbachs­ee-Insel

Wegen Vandalismu­s: Ein Lebensraum für die Fische droht verloren zu gehen

- Von Alexander Gässler

ELLWANGEN - Der Kressbachs­ee ist kein natürliche­s Gewässer. Er ist ein Stausee. Und ein Freibad. Aber im Kressbachs­ee herrscht auch Leben. Hecht und Zander tummeln sich darin, Karpfen und Schleie. Und Weißfische wie Rotauge und Brachse.

Dass die Fische im Stauweiher gute Bedingunge­n haben, kommt nicht von ungefähr. Der Sportfisch­ereiverein Ellwangen hat den Kressbachs­ee entspreche­nd optimiert. Das war im Winter 2016/2017.

Die Rede ist von der Insel im hinteren östlichen Zipfel des Sees. Von ihr war nicht mehr viel zu erkennen, wie Gerald Saur erzählt. Zum Schluss habe nur noch eine Pflanze aus dem Wasser geragt. „Wir haben sie neu aufgebaut.“

Zwei Tage haben die Mitglieder des Sportfisch­ereiverein­s Steine geschleppt – drei bis vier Lkw-Ladungen, wie Vorsitzend­er Saur sagt. Sie haben einen Steg gebaut, um den Bachlauf zu queren. Der See war abgelassen. 20 Vereinsmit­glieder waren an beiden Tagen im Einsatz.

Aber warum macht man sich die Mühe und baut eine Insel? „Ein Stauweiher ist wie eine Badewanne“, erläutert Saur – „ohne Gewässerst­ruktur“. Aber in einer „Badewanne“können sich Tiere nicht verstecken und nicht vermehren. Dazu brauchen sie Pflanzen, Kies, Altholz und so weiter. Deshalb die Insel, die am Seegrund etwa zwölf Meter im Durchmesse­r misst und nach Saurs Worten ein geeignetes Habitat für die Fische ist.

Dass im Sommer badende Kinder auf der Insel spielen wollen, kann Saur „ein Stück weit“akzeptiere­n. Aber jetzt machen sich die Vereinsmit­glieder ernsthaft Sorgen, weil manche Menschen zur Insel pilgern, die aufgeschic­hteten Steine aufheben und sie aufs Eis werfen. Oder ins Wasser. Der Bachlauf ist eineinhalb bis zwei Meter tief, wie Saur sagt. „Die Steine sind weg. Da kommen wir nicht mehr ran.“

Oftmals sind es Familien mit Kindern. Saur macht ihnen gar keinen Vorwurf. Die Eltern wissen womöglich gar nicht, was es mit der Insel auf sich hat und wie viel Arbeit die Sportfisch­er reingestec­kt haben – insgesamt gut 300 Stunden. „Es wäre schön, wenn die Leute das zu schätzen wüssten“, meint Saur.

Dass die Steine im Wasser landen, findet Saur ärgerlich. Aber er will niemandem einen Vorwurf machen und schon gar nicht den Zeigefinge­r erheben, wie er betont. Stattdesse­n will der Sportfisch­ereiverein informiere­n. Deshalb hat er vor Ort Hinweissch­ilder angebracht – mit der Bitte, die Insel nicht mehr zu betreten, um Flora und Fauna zu schützen. Saur: „Die Insel wächst nicht wieder von alleine nach.“

Wenn die Fische verschwind­en, könnten die Vögel bald folgen

Die Sportfisch­er hoffen, dass ihr Appell fruchtet. Der Kressbachs­ee ist für sie mehr als ein einfaches Angelgewäs­ser, wie Saur betont. Für ihn steht fest, dass der Verein hier aktiven Naturschut­z leistet, indem er optimale Lebensbedi­ngungen für die Tierwelt schafft.

„Wir wissen, das Leben hat im Wasser begonnen“, erinnert Saur. Dort, im hinteren Teil des Sees, sei inzwischen ein richtiges „Vogelparad­ies“entstanden. Doch wenn die Fische verschwind­en, dann fürchtet er, dass die Vögel ebenso bald weg sind – „und andere Wildtiere auch“. Der Sportfisch­ereiverein Ellwangen wurde 1961 gegründet. Er hat rund 400 Mitglieder, davon etwa 220 aktive Angler. Der Kressbachs­ee ist eins der Angelgewäs­ser des Vereins. Er hat das Fischrecht von der Stadt gepachtet. Der Kressbachs­ee ist kein natürliche­s Gewässer. Er wurde aufgestaut und dient vor allem dem Hochwasser­schutz.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Unbekannte haben Steine am Uferrand entfernt und auf den Matsch geworfen, um zur Kressbachs­ee-Insel zu gelangen. Der Sportfisch­ereiverein bittet darum, die Insel nicht mehr zu betreten, um sie mit ihrer Flora und Fauna vor weiterem Schaden zu bewahren.
FOTO: PRIVAT Unbekannte haben Steine am Uferrand entfernt und auf den Matsch geworfen, um zur Kressbachs­ee-Insel zu gelangen. Der Sportfisch­ereiverein bittet darum, die Insel nicht mehr zu betreten, um sie mit ihrer Flora und Fauna vor weiterem Schaden zu bewahren.

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