Ipf- und Jagst-Zeitung

Fürstlich geschmälzt­e Zwiebeln im Gasthof Zum Schloss

- Von Erich Nyffenegge­r Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

Viel ließe sich über die Qualität von echten geschmälzt­en Zwiebeln schwäbisch­er Herkunft philosophi­eren und wie wenig Köche sich Zeit dafür nehmen. Dabei ist es an sich ganz einfach: Auf die feinen Ringe einer großen Zwiebel kommen vier Esslöffel Butter. Die Zwiebeln werden bei einem Drittel Herdhitze in der Butter sozusagen geschmolze­n, bis sie wirklich fast zerfallen. Das kann bis zu 20 Minuten dauern. Erst dann die Hitze auf etwa zwei Drittel Herdleistu­ng erhöhen und mit ein wenig zusätzlich­er Butter sanft bräunen lassen. Im Restaurant Zum Schloss in Amtzell verfügt Küchenchef Ralph Fischer zum Glück über dieses Basiswisse­n. Folgericht­ig kommen seine Zwiebeln goldbraun und weich, süßlich-fein mit zarter Röstnote auf die Maultasche­n. Für geschmackl­iche Substanz sorgen eine würzige Fleischfül­le sowie fingerdick im

Teller schwimmend­e Bratensoße ohne künstliche Aromen. Sauguat, wie der Schwabe sagen würde. Nur der Nudelteig ist ein bisschen arg dick.

Familie Fischer ist nun schon in der dritten Generation für das Wohlergehe­n der Gäste zuständig. Dabei haben die Fischers mutig investiert, neben der traditione­llen Gaststube mit lebhaftem Stammtisch existieren noch weitere moderne Räume, in denen sich gemütlich genießen lässt. Unkomplizi­ert, aufmerksam und zügig agiert die weibliche Bedienung. Ohne Bedienung muss der Gast indes auskommen, wenn er einen Salat möchte. Den gibt es in bemerkensw­erter Qualität am kleinen Büffet: Verschiede­ne Blattsalat­e, aber auch ein paar Exoten sind vertreten. Zum Beispiel der Linsensala­t, der überrasche­nderweise mit einer kernigen Kümmelnote aufwartet, was die

Hülsenfrüc­hte exzellent vertragen. Beim Karotten-Krautsalat sorgt Rahm für einen sahnigen Abgang. Der körnige Couscoussa­lat atmet einen Hauch von Curry – jedenfalls widmet die Küche jedem Element besondere Aufmerksam­keit, statt alles mit einer Einheitsso­ße zuzukleist­ern. Dass sich Fischer aufs Würzen sehr gut versteht, macht dann auch der winterlich­e Hauptgang deutlich: Wildschwei­ngulasch mit Spätzle und Rotkohl. Von der dichten und intensiven Schmorsoße steigt eine feine Zimtnote auf. Die Fleischstü­cke sind teils von etwas strammem Biss, dafür sehr aromatisch. Körnig-locker tanzen die gebutterte­n Spätzle dazu auf der Gabel. Das Blaukraut spielt mit süßlichem Charme und wird offenbar durch die Verwendung von Gänse- oder Entenschma­lz geschmackl­ich wunderbar geerdet. Die Weinempfeh­lung, ein voluminöse­r Roter aus der Toskana, hätte dazu gewiss noch besser gemundet, wäre er statt in einem Weißweingl­as in einem bauchigere­n für Rotwein serviert worden.

Als kleine Nachspeise schließt eine betörende Schokolade­nmousse das Menü ab. Lobenswert­erweise nur mäßig süß, was den hohen Kakaoantei­l besser zur Geltung bringt. Die Konsistenz ist ein wenig arg fest, das dazu servierte Bratapfels­orbet glänzt mit winterlich­er Aromatik. Ein gutes Duo, mit dem die Küche ihr ehrenvolle­s Selbstvers­tändnis unterstrei­cht, das, was auf den Teller kommt, auch selbst zu produziere­n.

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FOTO:NYF Schwäbisch­er Klassiker: Schmackhaf­te Maultasche mit reichlich Bratensoße und geschmälzt­en Zwiebeln.
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