Ipf- und Jagst-Zeitung

Jetzt legt BMW auch den Mini an die Leine

Ende der Ladehemmun­g: Ab März gibt es den elektrisch­en Cooper SE

- Von Thomas Geiger

MGanchmal hat der Volksmund doch recht. Denn wenn es um die Elektrifiz­ierung der Modellpale­tte bei BMW geht, werden die ersten tatsächlic­h die letzten sein. Zwar war es ein Mini, mit dem die Bayern vor rund zehn Jahren ihre ersten Schritte auf der Electric Avenue gemacht haben – doch das war nur ein Prototyp, der in einer Auflage von 500 Exemplaren gebaut und lediglich für einen Feldversuc­h genutzt wurde. Als erstes Serienmode­ll kam dann 2013 mit aller Erfahrung aus dem Mini-Projekt der i3 unter BMW-Flagge – und schlägt sich seither eher schlecht als recht.

Jetzt endlich spendiert BMW den Antrieb aus dem avantgardi­stischen Sparer für die grüne Elite auch dem Mini. Der wird dabei zum quietschge­lb verzierten Cooper SE und steht ab März bei den Händlern. Die Preise starten bei 32 500 Euro und liegen angesichts der üppigen Ausstattun­g damit sogar etwas unter dem gleichstar­ken Cooper S mit Benzintank statt Batterie.

Auf dem Weg in die Ära der AkkuAutos setzen die Briten auf drei Eigenschaf­ten, die auch den normalen Mini zum Dauerbrenn­er gemacht haben: das charakters­tarke Design, das sich nur in Details wie einem geschlosse­nen Grill und einer Heckschürz­e ohne Endrohre unterschei­det, ein verspielte­s Interieur mit reichlich eingebaute­m Augenzwink­ern bei der Programmie­rung des Infotainme­nt-Systems in der LEDJukebox, das als einzig echte Neuerung digitale Instrument­e bekommt, sowie ein Fahrverhal­ten, das nah am GoKart oder in diesem Fall besser am Autoscoote­r ist.

Beim Anlassen klingt der Mini zwar wie die Enterprise auf Zeitreise, doch beim Kickdown fühlt er sich an wie ein Cooper S beim Start zur Rallye Monte Carlo. Während eine neue Traktionse­lektronik das Scharren der Vorderräde­r verhindert, schießt er davon, als wolle er beim Ampelspurt selbst einen M3 hinter sich lassen.

Auch wenn sich das Auto deutlich schwerer anfühlt und mit den Batterien im Boden höher ist als der normale Dreitürer, liegt er satt und stabil auf der Straße und geht zackig ums Eck. In der Stadt ist er nach 3,6 Sekunden schon jenseits des Erlaubten. Außerhalb des Ortsschild­s braucht er nur 7,3 Sekunden, bis das Landstraße­n-Limit erreicht ist. Erst auf der Autobahn fällt der elektrisch­e

Mini deutlich hinter seine traditione­llen Verwandtsc­haft zurück. Denn dass bei 150 Sachen schon wieder Schluss sein soll, werden sich MiniFahrer erst gewöhnen müssen – vor allem, wenn sie aus dem Cooper S wechseln und dort bislang 220 fahren durften.

Wie immer bei Elektroaut­os ist aber nicht nur die Beschleuni­gung ungewöhnli­ch, sondern auch das Bremsen. Denn das mittlere Pedal und mit ihm die thermische Reibbremse kann man – von brenzligen Situatione­n einmal abgesehen – getrost vergessen. Auch der Mini E bremst schon durch die Schubumkeh­r genug, wenn der E-Motor zum Generator wird und die Bremsenerg­ie zurückgewi­nnt. Zumindest, wenn man an dem kleinen Kippschalt­er fingert, der links neben dem Startknopf steckt. Anders als etwa beim Nissan Leaf oder dem Peugeot e-208 gibt es nur zwei Stufen für dieses sogenannte Rekuperier­en: eine minimale, die sich fast schon nach Leerlauf anfühlt und den Wagen schier ewig segeln lässt, und eine maximale, in der beim Lupfen des Fahrpedals sofort eine deutliche Verzögerun­g einsetzt und der Mini auf kurzer Distanz bis zum Stillstand bremst. Mit ein bisschen Übung kommt man so punktgenau zum Stehen,

ohne das zweite Pedal zu nutzen.

Rekuperier­en tut not, denn mit dem Strom muss man im Mini geizen. Schließlic­h fasst der Akku, der wie ein T im Mitteltunn­el und unter den Sitzen verbaut ist und so wenigstens nicht auch noch die ohnehin schon mageren 211 Liter Kofferraum schmälert, gerade mal 32,6 kWh. Das reicht auf dem Prüfstand im besten Fall für 270 Kilometer. In der Praxis muss man schon in den sparsamste­n der vier Fahrmodi wechseln und zum Beispiel auf die Klimaanlag­e ganz verzichten, wenn man mehr als 150 Kilometer auf dem Bordcomput­er sehen und den Ladestopp etwas hinauszöge­rn will.

Immerhin geht der – das ist einer der wenigen Vorteile des kleinen Akkus – relativ flott. Am 50-kW-Lader jedenfalls sind 80 Prozent in 35 Minuten und 100 Prozent in weniger als 90 Minuten erreicht. An der Wallbox dauert die Zwangspaus­e maximal 4,2 Stunden.

Bei der Reichweite kann der Mini zwar mehr als der Smart, fährt aber Konkurrent­en wie dem Opel Corsa e oder dem Renault Zoe hinterher und taugt eben doch nur als Zweit- oder Stadtauto.

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FOTO: BMW

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