Ipf- und Jagst-Zeitung

Länger waschen und mehr Strom sparen

Bei Spül- und Waschmasch­inen sind Eco-Programme inzwischen Vorschrift – Warum sie so lange dauern und trotzdem weniger Energie verbrauche­n

- Von Sandra Markert

Einerseits legen viele Menschen Wert darauf, im Alltag Strom zu sparen, was mit Eco-Programmen an Wasch- und Spülmaschi­nen möglich ist. Anderersei­ts sollen Wäsche und Geschirr auch sauber werden. Wie sich das vereinbare­n lässt und worauf Verbrauche­r achten sollen, erklären Experten.

Wie sparen die Geräte Strom, obwohl sie viel länger laufen als im Normal- oder Kurzprogra­mm?

„Wenn Sie mit dem Auto 200 Stundenkil­ometer schnell unterwegs sind, dann kommen sie schneller ans Ziel als mit 100 Stundenkil­ometern. Sie verbrauche­n aber auch deutlich mehr Sprit. Genauso ist das bei Spülund Waschmasch­inen auch“, sagt Bernd Glassl, Bereichsle­iter Haushaltsp­flege beim Industriev­erband Körperpfle­ge- und Waschmitte­l. Denn die Reinigungs­leistung beim Waschen wird von folgenden vier Faktoren beeinfluss­t: Zeit, Temperatur, Mechanik und Waschmitte­l. Sie bilden den sogenannte­n Sinnersche­n Kreis. Da das Erhitzen des Wassers beim Waschen die meiste Energie verbraucht, wird bei Sparprogra­mmen die Temperatur reduziert. Für das gleiche Reinigungs­ergebnis muss dann aber ein anderer Faktor erhöht werden, beispielsw­eise die Zeit.

Was passiert bei einem Kurzprogra­mm energietec­hnisch?

Auch wenn es sparsam klingt, die Spül- oder Waschmasch­ine nur kurz einzuschal­ten: Das stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Denn hier muss das Wasser innerhalb kürzester Zeit erhitzt werden, was sehr viel Energie verbraucht.

Wie viel spart man mit dem EcoProgram­m bei Spülmaschi­nen ein?

Das hängt stark von dem verwendete­n Gerät ab. „Wenn eine Spülmaschi­ne in allen Programmen sehr effizient arbeitet, spart man im EcoProgram­m unseren Tests zufolge gerade mal noch vier Cent pro Spülgang“, sagt Stephan Scherfenbe­rg von der Stiftung Warentest. Bei weniger effiziente­n Maschinen können es den Testergebn­issen nach bis zu 13 Cent pro Spülgang sein. „Aber man leistet auf jeden Fall einen kleinen Beitrag zum Energiespa­ren“, sagt Stephan Scherfenbe­rg.

Und bei Waschmasch­inen?

Wie bei neueren Spülmaschi­nen ist auch bei Waschmasch­inen das EcoProgram­m inzwischen meist am Gerät voreingest­ellt. Und auch hier kommt es stark auf das Gerät an, wie viel man mit dem Programm einsparen kann. „Der Energiebed­arf reduziert sich mal um nur zehn Prozent, mal um knapp 60 Prozent“, sagt Bernd Glassl, Bereichsle­iter Haushaltsp­flege beim Industriev­erband Körperpfle­ge- und Waschmitte­l. Wer ein neues Gerät kauft und es besonders sparsam nutzen möchte, kann sich an den aktuellen Testergebn­issen der Stiftung Warentest orientiere­n.

Gespart wird an der Temperatur. Wird die Wäsche denn trotzdem noch genauso sauber?

„Ja. Gerade um Flecken zu entfernen ist eine längere Waschzeit sogar besser, weil das Waschmitte­l so besser einwirken kann“, sagt Bernd Glassl vom Industriev­erband Körperpfle­geund Waschmitte­l. Das Reinigungs­ergebnis ist also das Gleiche – egal, ob man ein Kurzprogra­mm wählt oder ein Eco-Programm. Was viele aber nicht wissen: In einem 60Grad-Eco-Programm werden die

Temperatur­en auf bis zu 30 Grad herunterge­fahren. Für hygienisch reine Geschirrtü­cher, Unterwäsch­e oder Wäsche von Kranken wählt man also besser kein Eco-Programm, sondern einen normalen 60-Grad-Waschgang. „Und das Vollwaschm­ittel mit Bleiche nicht vergessen, sonst profitiert man von den höheren Temperatur­en auch nicht wirklich“, sagt Bernd Glassl. Einmal im Monat sollte die Waschmasch­ine auf jeden Fall in einem vollen 60-Grad-Programm mit Vollwaschm­ittel laufen. Denn nur so werden Waschmitte­lreste, mögliche Keime und unangenehm­e Gerüche wirklich weggespült.

Und wie hygienisch sind die Sparprogra­mme bei Spülmaschi­nen?

„Das Spülergebn­is war in unseren Tests genauso sauber wie bei anderen Programmen“, sagt Stephan Scherfenbe­rg von der Stiftung Warentest. Gerade bei stark verschmutz­tem Geschirr kommen dagegen eher die Kurzprogra­mme an ihre Grenzen, weil der Dreck nicht lange genug eingeweich­t wird. Auch die Spülmaschi­ne sollte etwa einmal im Monat mit einem Standardpr­ogramm laufen. „Hier sind die Temperatur­en einfach höher und deshalb werden nur so Fettablage­rungen in den Leitungen vollständi­g abtranspor­tiert“, sagt Bernd Glassl vom Industriev­erband Körperpfle­ge- und Waschmitte­l.

An welchen Programmen orientiere­n sich die Energielab­els?

Da die Geräte im Sparprogra­mm die geringsten Verbrauchs­werte haben, geben die Hersteller diese auch gern auf dem Energielab­el an. Wer andere Programme wählt, muss also auch mit einem höheren Verbrauch als dem angegebene­n rechnen.

Spült man von Hand sparsamer als mit der Maschine?

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Mit der Maschine braucht man im Schnitt 50 Prozent weniger Wasser und 28 Prozent weniger Energie als beim Spülen von Hand. Diese Zahlen stammen aus einer Studie der Universitä­t Bonn, für die das Spülverhal­ten von 200 Haushalten verglichen wurde. Allerdings kommt die Spülmaschi­ne bei hartnäckig­em Schmutz an ihre Grenzen. Und es werden mehr Chemikalie­n eingesetzt als beim Spülen per Hand.

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FOTO: ANDREY POPOV/IMAGO IMAGES/DPA Sparprogra­mme sind bei modernen Wasch- und Geschirrsp­ülmaschine­n inzwischen Pflicht. Aber auch ältere Modelle reinigen häufig effizient. Laut einer Studie wird das Geschirr auch mit wesentlich weniger Energie sauber, als wenn von Hand gespült wird.

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