Sturm beschert eine unruhige Nacht
So fiel die Bilanz des Tiefs „Sabine“auf der Ostalb aus.
- Orkantief „Sabine“hat ab etwa 1 Uhr den Bereich des Polizeipräsidiums Aalen erreicht. Ab 2 Uhr wurden hauptsächlich umgestürzte Bäume, Bauzäune, Werbeschilder und umherfliegende Gegenstände gemeldet. Zwischen 1 Uhr und 8 Uhr gingen rund 130 Notrufe beim Führungs- und Lagezentrum ein.
Autos wurden beschädigt, teilweise Dächer in Mitleidenschaft gezogen. Zu außergewöhnlichen Schadensereignissen kam es laut Polizei nicht. Auch wurde niemand verletzt.
Die Ellwanger Feuerwehr ist am Montagmorgen fünfmal ausgerückt. Um 4.09 Uhr wurde der erste Baum auf der B290 gemeldet, um 6.53 Uhr der zweite. Um 6.55 wurde die Feuerwehr zu einem umgestürzten Baum zwischen Rindelbach und Dankoltsweiler gerufen und um 7.48 Uhr erneut auf die B290.
Kurios: Um 7.08 Uhr hieß es, ein Gartenhaus in der Ulrichstraße drohe auf die Straße zu stürzen. Vor Ort bestätigte sich der Verdacht nicht. Wie sich herausstellte, war die Ulrichstraße in Kosterlechfeld im Landkreis Augsburg gemeint. Der Anrufer war, wie Kommandant Rainer Babbel sagt, zufälligerweise in der Aalener Leitstelle rausgekommen.
15 Aktive der Ellwanger Feuerwehr waren seit 6.53 Uhr in Alarmbereitschaft. Sie wurde gegen 9.30 Uhr beendet. Um 10.33 Uhr musste die Eggenroter Feuerwehr ausrücken, weil ein Baum auf eine Stromleitung gefallen ist.
Fünf Einsätze bestritt auch die Feuerwehr Aalen. Die erste Alarmierung erreichte die Leitstelle um 4.37 Uhr. In der Stiewingstraße in Wasseralfingen lag ein Baum auf der Straße. Um 7 Uhr hat in Affalterried ein Baum die Straße blockiert. Unterm Strich habe „Sabine“die Feuerwehr Aalen nicht sehr gefordert, sagt Kommandant Kai Niedziella.
Die Feuerwehren in den kleineren Städten und Gemeinden waren ebenfalls im Einsatz. Zwischen Hülen und Waldhausen musste eine umgestürzte Fichte aus dem Weg geräumt werden. Mit einer Motorsäge habe man schnell „handliche Stücke“daraus gemacht, sagt der stellvertretende Lauchheimer Abteilungskommandant Florian Himml.
Ob und wie stark „Sabine“im Wald gewütet hat, steht noch nicht endgültig fest. Susanne Dietterle, Pressesprecherin des Landratsamts, waren am Montagnachmittag keine großflächigen Schäden im Privat- und Kommunalwald bekannt.
Entwarnung auch aus dem Staatswald. Wie Manuel Braunger, Leiter des Forstbezirks Virngrund, sagt, gab es zwar einzelne Baumwürfe, die sich läppern, aber insgesamt war der Orkan nicht so schlimm wie angekündigt. Allerdings habe man noch keinen vollständigen Überblick. Und ganz sei es ja auch nicht vorbei.
Vorsorglich waren im westlichen Ostalbkreis einige Straßen gesperrt worden, etwa zwischen Essingen und Lauterburg sowie zwischen Schwäbisch Gmünd und Großdeinbach. Bis 9 Uhr am Montagmorgen wurden kreisweit etwa 40 Feuerwehreinsätze gezählt – vor allem wegen umgestürzter Bäume.
Restmüll, Bioabfall, Gelbe Säcke oder Altpapier wurden am Montag nicht abgeholt. Die GOA hatte ihre Abfuhrtermine aus Sicherheitsgründen verschoben. Die Gefahr durch umherfliegende Mülltonnen wäre für die Mitarbeiter zu groß gewesen, teilte Pressesprecherin Amanda Hausmann mit. Die Abfuhren werden jeweils um einen Abfuhrtag verschoben. Auch am Samstag, 15. Februar, werden die Tonnen geleert.
Der Energieversorger EnBW ODR hat während des Sturmtiefs „Sabine“keine größeren Störungen beheben müssen. „Es war deutlich weniger schlimm als erwartet“, sagt Franz Stölzle. Wie der Betriebsleiter für Strom der EnBW sagt, sind beim Borsthof zwei Leitungen vom Wind zusammengedrückt worden. Daraufhin habe die Sicherung ausgelöst. „Die musste ausgetauscht werden. Währenddessen war der Strom weg“, so Stölzle. In Jagstzell-Schweighausen sei ein Baum in eine Stromleitung gestürzt. „Der musste rausgesägt werden.“
Zum Teil hatten die starken Böen auch Einfluss auf die Energiegewinnung. So wurde in Potsdam beispielsweise vorsorglich ein Kraftwerksblock im Heizkraftwerk heruntergefahren, da mit Überschussstrom gerechnet wurde. „Unsere Windkraftanlagen mussten wir nicht herunterregeln“, sagt Stölzle. Die Anlagen hätten zudem ein Maximum, das sie einspeisen könnten. „Darauf sind die Netze ausgelegt.“
An der Hochschule Aalen sind am Montag 48 Prüfungen abgesagt worden, wie Pressesprecherin Viktoria Kesper sagt. Die Hochschule hat darüber bereits am Sonntagabend auf ihrer Homepage und über ihren E-Mail-Verteiler informiert. Die Prüfungen sollen zeitnah nachgeholt werden. Die Prüfungen am Dienstag finden regulär statt.
„Andernfalls werden wir auf unserer Homepage eine Absage kommunizieren.“Am Montag sei es sehr ruhig gewesen, sagt Viktoria Kesper.
Im Ellwanger Busverkehr gab es keine Einschränkungen, wie es von Seiten der Firma Ok.go heißt. Zwischen Eigenzell und Stocken sowie zwischen Stocken und Holbach lag jeweils ein Baum auf der Straße, die Busse konnten aber vorbeifahren. Was den Busfahrern noch aufgefallen ist: Es waren weniger Schüler unterwegs als sonst – „fast wie an einem Ferientag“, sagt einer.
Auch in Aalen waren die Schulbusse am Montagmorgen nicht so voll wie sonst, wie OVA-Geschäftsführer Peter Rau sagt. Er berichtet von einzelnen Problemen wegen auf der Straße liegender Bäume. Auf der Lauterburger Steige etwa sind ihm zufolge drei Schulbusse von der Feuerwehr aufgehalten worden und mussten umdrehen. Ansonsten sei alles reibungslos verlaufen, sagt Rau.
Bei der Stadtverwaltung Ellwangen sind Hiobsbotschaften ausgeblieben. „Es gab vier oder fünf auf die Straßen umgestürzte Bäume, die im Stadtgebiet den Verkehr beeinträchtigt haben“, sagt Stadtsprecher Anselm Grupp. Schäden an öffentlichen Gebäuden seien nicht bekannt.
Wie Grupp in Erfahrung bringen konnte, blieben Schäden auch am Schloss größtenteils aus. „Es hat ein paar Platten vom Dach geweht, viele sind es laut Museumsleiter Matthias Steuer aber nicht gewesen.“Zudem habe es zwei Fahnen zerrissen.
Vielerorts im Aalener Stadtgebiet mussten Mitarbeiter des Bauhofs umgefallene Bäume von Wegen und Straßen räumen. Ansonsten habe es diverse Bauzäune und Bannerstände umgeweht, sagt Rathaussprecherin Karin Haisch. Dem Sturm nicht Stand gehalten habe auch ein großes Baustellenschild am Stadtoval.
„Die Stadtwerke Aalen haben aufgrund der Wettersituation am Montag keine Schäden oder Beeinträchtigungen feststellen können“, sagt Pressesprecher Igor Dimitrijowski. Allerdings blieb der Eispark im Greut geschlossen. Ab Dienstag gelten wieder die regulären Öffnungszeiten.
Während Schüler zu Hause bleiben dürfen, müssen Arbeitnehmer am Arbeitsplatz erscheinen – außer bei Krankheit. Das sei durch die Pflichten im Arbeitsvertrag so geregelt, sagt Maria Winkler, Verdi-Geschäftsführerin des Bezirks Ulm/Ostwürttemberg. Der Arbeit fernbleiben dürfen Eltern aber, wenn Kinder durch Schulausfall zu Hause bleiben müssen. Hier gehe natürlich die Kinderbetreuung vor, erläutert Maria Winkler.
Der Fernverkehr der Bahn ist gegen 15 Uhr wieder angelaufen. Auch erste Züge im Regionalverkehr waren wieder unterwegs, allerdings mit verminderter Geschwindigkeit. Verlässliche Aussagen zum Fahrplan könnten nicht getroffen werden, teilte die Bahn am Nachmittag mit. Mit Ausfällen und Behinderungen sei immer wieder zu rechnen.
Mit bis zu 130 Stundenkilometern sind die stärksten Orkanböen zwischen 5 und 8 Uhr übers Härtsfeld gebraust. Laut Meteorologe Andy Neumaier gab es kaum Werte unter 100 Stundenkilometern. Ihm zufolge können sich in der Nacht zum Dienstag Schnee und Graupelschauer in den Regen mischen. Am Dienstagmorgen kann es daher matschig und glatt sein. „Liegen bleibt aber nichts.“
Die weitere Wetterlage wird kurios. „Zum Wochenende hin wird es beinahe wieder Frühling“, sagt Neumaier. Zum Sonntag kann es bis zu 17 Grad Celsius haben. Das bleibt allerdings nicht so. „Anfang nächster Woche wird es wieder stürmisch.“