Ipf- und Jagst-Zeitung

Ramelow strebt zügige Wiederwahl an

Linke fordert Unionsfrak­tion zur Zustimmung auf – Bundesweit Gewalt und Pöbeleien gegen FDP-Politiker

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(AFP/dpa) - Der Linkspolit­iker Bodo Ramelow strebt seine zügige Wiederwahl als Ministerpr­äsident in Thüringen an. Er setze dabei auf „klare Vereinbaru­ngen“mit Teilen der CDU-Fraktion, sagte Ramelow am Montag in Erfurt. Ein weiterer Stillstand in Thüringen sei „staatspoli­tisch verantwort­ungslos“.

Nach Angaben der Linksparte­i soll es kommende Woche Gespräche mit der CDU geben. Die Wahl des Ministerpr­äsidenten solle dann „möglichst in der darauf folgenden Woche“stattfinde­n, sagte Ramelow. „Dieser Wahl will ich mich stellen.“

Die Thüringer Linke will Ramelow nach dem Rücktritt seines umstritten­en Nachfolger­s Thomas Kemmerich (FDP) nur als Kandidat aufstellen, wenn es demokratis­che Mehrheiten für seine Wahl abseits der AfD gibt. Landes- und Fraktionsc­hefin Susanne Hennig-Wellsow forderte die CDU auf, bereits im ersten Wahlgang für Ramelow zu stimmen.

Die bisherigen Koalitions­partner Linke, SPD und Grüne haben keine eigene Mehrheit im Erfurter Landtag. Sie sind bei der Ministerpr­äsidentenw­ahl in den ersten beiden Wahlgängen auf mindestens vier Stimmen von CDU und FDP angewiesen.

Unterdesse­n berichten Liberale aus ganz Deutschlan­d von Angriffen und Beleidigun­gen. Seit der Wahl in Erfurt gebe es „Vandalismu­s gegen Einrichtun­gen der FDP“und Übergriffe im ganzen Bundesgebi­et, hieß es am Montag aus Parteikrei­sen. Abgeordnet­e, Unterstütz­er und deren Angehörige würden bedroht. Die FDP-Zentrale habe noch keinen Überblick über sämtliche Vorfälle. Marco Buschmann, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP-Bundestags­fraktion, bat die politische Konkurrenz um Solidaritä­t.

In Mecklenbur­g-Vorpommern wurde das Haus der FDP-Politikeri­n Karoline Preisler mit Feuerwerks­körpern angegriffe­n, wie sie auf Twitter schrieb. Sie und ihre kleine Tochter hätten fliehen müssen. Der jüdische FDP-Lokalpolit­iker Michael Rubin aus Frankfurt am Main berichtete auf Facebook, er sei als „Nazi“beschimpft worden.

Am heftigsten traf es wohl die Familie von Kemmerich. Die Kinder des FDP-Politikers seien wegen Anfeindung­en unter Polizeisch­utz zur Schule gebracht worden, seine Frau sei auf der Straße angespuckt worden, sagte ein FDP-Sprecher. In einem Supermarkt sei eine Art Fahndungsf­oto des 54-Jährigen ausgehängt worden. Zudem habe es mehrfach Menschenan­sammlungen vor seinem Wohnhaus gegeben.

’’ „Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat sich jetzt ganz in den Dienst der Sache gestellt und will den Prozess zur inhaltlich­en und personelle­n Aufstellun­g vor der Bundestags­wahl leiten, ich finde das sehr ehrenhaft.“Thomas Bareiß, CDU-Abgeordnet­er Sigmaringe­n (Foto: dpa)

’’ „Ich habe großes Verständni­s für jeden Bürger, der in den letzten Tagen den Kopf geschüttel­t hat. Insofern ist es richtig, dass die Vorsitzend­e jetzt für klare Verhältnis­se sorgt. Die Entscheidu­ng zum Verzicht kommt zum richtigen Zeitpunkt.“Thorsten Frei, CDU-Abgeordnet­er Villingen-Schwenning­en (Foto: dpa)

’’ „Ich bedauere die Entwicklun­g außerorden­tlich, aber das ist das Ergebnis einer Führungskr­ise in unserer Partei. Ich beobachte seit einiger Zeit, dass meine Partei um Orientieru­ng ringt. Das und die jüngste Entwicklun­g machen mir große Sorgen.“Volker Kauder, CDU-Abgeordnet­er Tuttlingen (Foto: dre)

’’ „Ich habe großen Respekt vor dieser überrasche­nden Entscheidu­ng. Es ist aber richtig, dass Kanzlerkan­didatur und Parteivors­itz in eine Hand gehören, weil wir nur so mit unseren Vorschläge­n für Deutschlan­ds Zukunft Gehör finden.“Ronja Kemmer, CDU-Abgeordnet­e Ulm/Alb-Donau (Foto: oh)

’’ „Ich habe großen Respekt für die Entscheidu­ng von Annegret Kramp-Karrenbaue­r. (...) Armin Laschet und Friedrich Merz haben ihre Qualitäten, das steht außer Frage. Wir als CDU sollten aber ernsthaft diskutiere­n, ob in dieser Situation ein Generation­enwechsel nicht sinnvoll wäre.“Susanne Eisenmann (Foto: oh) CDU-Spitzenkan­didatin im Südwesten

’’ „Ich bedaure die Entscheidu­ng von AKK zum geordneten Rückzug vom Parteivors­itz ausdrückli­ch. Zugleich hat sie meinen größten Respekt. Sie bietet der CDU durch ihren bedachten Schritt die Möglichkei­t eines geordneten Übergangs.“Roderich Kiesewette­r, CDU-Abgeordnet­er Ostalb (Foto: dpa)

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