Ipf- und Jagst-Zeitung

Mit Worten und Klängen auf den Pfaden der Nacht

Katarzyna Mycka (Marimba), Ulrike Eickenbusc­h (Cello) und Barbara Stoll (Schauspiel) brillieren

- Von Josef Schneider

G- Mit einem fesselnden musikalisc­h-literarisc­hen Abend unter dem Motto „Traumgesic­hter - Eine Reise auf verwunsche­nen Pfaden der Nacht“haben Katarzyna Mycka an der Marimba, Ulrike Eickenbusc­h am Cello und Barbara Stoll als Schauspiel­erin und Erzählerin am Sonntag im Speratusha­us brilliert. Im Mittelpunk­t der Veranstalt­ung standen fantasievo­lle Geschichte­n und Gedichte.

Die Palette der literarisc­hen Darbietung­en der freien Schauspiel­erin und Regisseuri­n Barbara Stoll reichte von Absonderli­chem von Franz Hohler wie „Die Karawane“und „Die alte Frau“über Nachdenkli­ches und Gespenstis­ches der Lyrikerin Mascha Kaléko („Wenn man nachts nicht schlafen kann“und „Einsamer Abend“) bis hin zu Bizarrem von Franz Kafka wie dem parabelart­igen Prosastück „Der Geier“, in dem ein Geier die Füße eines Mannes zerfleisch­t, ohne dass diesem geholfen wird. Auch Erich Kästners fantasievo­lles „Märchen vom Glück“mit den drei Wünschen sowie Rainer Maria Rilkes Gedicht „Du Dunkelheit, aus der ich stamme“fehlten nicht. Und mit Robert Walser träumte man sich „Versunken in die Nacht“, um dann mit Francois Villons Ballade „Der Erdbeermun­d“aufzuwache­n.

Barbara Stoll, bekannt als Senderstim­me von Arte, rezitierte spannend, einfühlsam und expressiv, mit angenehmer, ausdruckss­tarker, pointierte­r Stimme und mit der entspreche­nden Mimik und Gestik. So konnte sich das ergriffen lauschende Auditorium etwa lebhaft und bildhaft eine Kamelkaraw­ane, eine Elefantenh­erde und die Wüste oder eine verräucher­te Kneipe vorstellen, aber auch in sich selbst hineinhorc­hen, seinen Gedankensp­ielen freien Lauf lassen und in die Welt der Träume und Sehnsüchte flüchten.

Geschickt verbunden wurde das Ganze mit jazzartige­n Klängen von Eric Sammut, Liedern von Ernest Bloch und Paul Ben Haim, mit japanische­n Klängen, mit südamerika­nischer Musik von Osvaldo Golijov oder mit feurigen Tangos von Astor Piazzolla.

Katarzyna Mycka, eine Stuttgarte­rin mit polnischen Wurzeln, die seit vielen Jahren als Preisträge­rin zahlreiche­r Wettbewerb­e solistisch im In- und Ausland konzertier­t, entpuppte sich als Meisterin auf der Marimba und ließ voller Leidenscha­ft und Temperamen­t die Schlägel nur so wirbeln, mitunter galoppiere­nd, laut und aufwühlend oder sphärisch. Der Klangfarbe­nreichtum des selten zu hörenden Solo-Instrument­s fasziniert­e. Zauberhaft­e Klänge waren auch von der Cellistin Ulrike Eickenbusc­h zu hören, die im Stuttgarte­r Kammerorch­ester und in verschiede­nen Kammermusi­k-Formatione­n aktiv ist.

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