Scharfe Sozialkritik mit Blues gewürzt
Rolf Siedlers Team stößt mit „Unterbrechung XX“im Wi.Z auf breite Zustimmung
G- Mit der 20. Folge seiner scharfzüngigen Sozialkritik-Show „Unterbrechung“haben Betriebsseelsorger Rolf Siedlers Team und Band die bisherigen Erfolge noch gesteigert. Der große Theatersaal im Wi.Z war bei der Premiere am Sonntagabend mit erwartungsvollem Publikum gefüllt. Siedlers Lieder und Musik waren perfekt auf die Texte der Schauspielerin Anne Klöcker vom Theater der Stadt abgestimmt.
Was vor 20 Jahren in kleinem Rahmen im Haus der Katholischen Kirche begann, fand nach und nach ein großes Publikum, bei dem diese Art von Kritik am Zeitgeist offensichtlich auf breite Zustimmung stieß. Auch, weil das Programm mit Blues und anspruchsvoller Folklore in Spanisch, Englisch, Französisch und Deutsch unterhaltsam gewürzt war.
Mit „marokkanischem Gruß“, der Hand auf dem Herzen, hieß Klöcker das Publikum willkommen, bei dem sie als langjährige Sprecherin von „Unterbrechung“bestens bekannt war. Deshalb klappte es auch mit den kontaktschaffenden Zurufen so gut. Siedler führte sich mit „Yellow Moon“von den Neville Brothers ein, allerdings, wie bei allen anderen Titeln, in eigener, abgewandelter Version. Ach die meisten Liedtexte stammen von ihm.
Mit einer Rap-Nummer eroberte Siedler schließlich das Publikum. Nach Art von Captain Peng textete er in „Sockosophie“eine eigene philosophische Schöpfungsgeschichte. Nach der ersten Station des Menschen, „von Gott erschaffen“, folgte der Niedergang im Zerstören, Verzweifeln, Vergasen bis das göttliche Geschöpf schließlich als „Socke“endet, eine in Bangladesh hergestellte Textilie.
Ganz aktuell stellte Klöcker „Udo“, den unlängst im Allgäu gefundenen zwölf Millionen Jahre alten
Urmenschen, vor. Der müsste ohne die Fesseln unserer Zivilisation eigentlich ein beneidenswert freies Leben geführt haben. Im Anschluss an das Motto des Abends „Vom Affen zum Menschen“gab die Sprecherin zu bedenken, ob es nicht umgekehrt gelaufen sein könnte, wenn man die heutige Gesellschaft betrachte.
Am Beispiel von Irmela zeigte sie auf, wie Straßen und Plätze unserer Städte von Nazisymbolen und fremdenfeindlichen Parolen versaut seien. Irmela, eine 73-jährige Frau, habe 80 000 solcher Scheußlichkeiten eigenhändig von Hauswänden und Verkehrszeichen abgekratzt. Sie habe dafür eine Verurteilung zu 500 Euro Geldbuße wegen Sachbeschädigung hingenommen, ohne sich dadurch entmutigen zu lassen.
Nicht so leicht wegzukratzen seien die Sprüche und die Intrigen von „Höckes AfD-Hyänen“in Thüringen, die mutiges Einschreiten erfordern, argumentierte Klöcker. Packend sei auch das Beispiel eines Afrikaners aus Burkina Faso, der unermüdlich Bäume gepflanzt habe, um dadurch die Wüste an der Ausdehnung zu hindern. Auch er ließ sich durch ständiges Abholzen seiner Pflanzungen nicht abhalten, neue Bäume in die Wüste zu setzen.
Mit dem Lied „Die Affen rasen durch den Wald“präsentierten sich die Akteure der „Unterbrechung“: Norbert Botschek an Saxofon, Mundharmonika und unnachahmlicher Blues-Stimme, Markus Braun als Bassist und Musiktheoretiker, jetzt erstmals mit Stimme, Matthias Kehrle, wirbelnder Percussion-Experte, und Betriebsseelsorger Rolf Siedler mit seinen vielen Ideen und Sprachen.
Ohne sein Team der Betriebsseelsorge Ostwürttemberg wäre die Show nicht so toll rüber gekommen: Anne Bieg, Martin Jahn (Projekt SubKultan), Karolina Tomanek und Margit Kreuzer (UtopiAA).