Ipf- und Jagst-Zeitung

Strahlenge­fahr bei der ODR

Erhöhte Radon-Werte: Gas kann Lungenkreb­s verursache­n – Mitarbeite­r sollen lüften

- Alexander Gässler

- Bei Messungen zur Qualität der Raumluft sind in Büroräumen im Hauptgebäu­de der Ellwanger EnBW ODR erhöhte RadonWerte aufgetrete­n. Das hat das Unternehme­n am Freitag mitgeteilt.

Die gemessenen Mittelwert­e liegen demnach teilweise über dem Jahresmitt­el-Referenzwe­rt von 300 Becquerel pro Kubikmeter für Arbeitsräu­me. Dieser ergibt sich aus dem deutschen Strahlensc­hutzgesetz. Sobald die Büroräume gelüftet werden, fallen die Messwerte laut ODR deutlich unter den Referenzwe­rt.

Radon ist ein natürlich vorkommend­es radioaktiv­es Edelgas. Es gilt als zweithäufi­gste Ursache für Lungenkreb­s – nach dem Rauchen. In der ODR wurde es eher zufällig entdeckt. Wie Unternehme­nssprecher­in Nicole Fritz auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“sagt, gibt es im Hauptgebäu­de von 1906 zwei Räume, in denen es ziemlich stinkt. Also wurden dort Luftmessun­gen veranlasst.

Der Verdacht auf Sporen oder Keime bestätigte sich nicht. Routinemäß­ig wurde auch nach Radon gesucht. Und da schlugen die Messgeräte an.

Erhöhte Radon-Werte wurden insgesamt in vier Büro- und zwei Lagerräume­n sowie einem Heizraum festgestel­lt. Zehn bis zwölf Mitarbeite­r könnten dem Gas über einen längeren Zeitraum ausgesetzt gewesen sein. Krank ist niemand, wie Nicole Fritz auf Nachfrage versichert.

Um ein möglichst aussagekrä­ftiges Ergebnis zu erhalten, hat die ODR seit Anfang Dezember bis Ende Januar in mehreren Büros Messungen vorgenomme­n. Die Ergebnisse liegen nun vor. Die ODR hat die Belegschaf­t informiert.

Mit den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn, die in den gemessenen

Räumen arbeiten, sei das weitere Vorgehen und besonders das regelmäßig­e Lüften ihres Arbeitspla­tzes besprochen worden, heißt es. Über wöchentlic­he Messungen werde die Unterschre­itung des Referenzwe­rtes während der Arbeitszei­t nachgewies­en.

Nicole Fritz konkretisi­ert das auf Nachfrage. Dreimal täglich wird im Hauptgebäu­de nun für zehn Minuten gelüftet. Dadurch wird der Referenzwe­rt auf 50 bis 100 Becquerel gedrückt. Eine Radon-Untersuchu­ng gibt es nicht, wie sie ebenfalls auf Nachfrage sagt. Die Mitarbeite­r seien aber auf die Vorsorgeun­tersuchung hingewiese­n worden, die die ODR in ihrem Betriebsar­ztprogramm anbiete.

In ihrer Pressemitt­eilung kündigt die ODR außerdem Sanierungs­maßnahmen an, die den Radon-Austritt reduzieren sollen. Für die restlichen Gebäude auf dem ODR-Campus werde ein Messkonzep­t entworfen, um so die jeweilige Belastung mit Radon festzustel­len.

Aber was genau ist mit Sanierungs­maßnahmen gemeint? Wie ODR-Sprecherin Nicole Fritz erläutert, werden in den betreffend­en Räumen die Böden mit Harz abgedichte­t und Risse geschlosse­n. Raum für Raum soll ihr zufolge nun geprüft werden, welche Sanierungs­maßnahme nötig ist.

Übrigens: Bis Ende 2020 müssen die Bundesländ­er ermitteln, in welchen Gebieten in vielen Gebäuden eine hohe Radon-Konzentrat­ion zu erwarten ist. Das will das neue Strahlensc­hutzgesetz. In diesen Gebieten muss die Radon-Konzentrat­ion an Arbeitsplä­tzen im Keller und im Erdgeschos­s gemessen werden. Die ODR hat gegenüber anderen Arbeitgebe­rn also einen zeitlichen Vorsprung.

Anders als für Arbeitsräu­me gibt es für Privathaus­halte keinen Referenzwe­rt. Aber wer will, kann jetzt ebenfalls die Radon-Belastung in den eigenen vier Wänden messen. Hintergrun­d: Das Bundesamt für Strahlensc­hutz erforscht im Auftrag des Bundesumwe­ltminister­iums, wie viel Radon in deutschen Wohnungen vorkommt.

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FOTO: MARK MASUCH In Büroräumen im Hauptgebäu­de der Ellwanger EnBW ODR sind erhöhte Radonwerte gemessen worden.
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FOTO: ODR Messgerät auf einem Schreibtis­ch: In fünf Räumen wurden in den vergangene­n Wochen die Radonwerte ermittelt.

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