Strahlengefahr bei der ODR
Erhöhte Radon-Werte: Gas kann Lungenkrebs verursachen – Mitarbeiter sollen lüften
- Bei Messungen zur Qualität der Raumluft sind in Büroräumen im Hauptgebäude der Ellwanger EnBW ODR erhöhte RadonWerte aufgetreten. Das hat das Unternehmen am Freitag mitgeteilt.
Die gemessenen Mittelwerte liegen demnach teilweise über dem Jahresmittel-Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter für Arbeitsräume. Dieser ergibt sich aus dem deutschen Strahlenschutzgesetz. Sobald die Büroräume gelüftet werden, fallen die Messwerte laut ODR deutlich unter den Referenzwert.
Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas. Es gilt als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs – nach dem Rauchen. In der ODR wurde es eher zufällig entdeckt. Wie Unternehmenssprecherin Nicole Fritz auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“sagt, gibt es im Hauptgebäude von 1906 zwei Räume, in denen es ziemlich stinkt. Also wurden dort Luftmessungen veranlasst.
Der Verdacht auf Sporen oder Keime bestätigte sich nicht. Routinemäßig wurde auch nach Radon gesucht. Und da schlugen die Messgeräte an.
Erhöhte Radon-Werte wurden insgesamt in vier Büro- und zwei Lagerräumen sowie einem Heizraum festgestellt. Zehn bis zwölf Mitarbeiter könnten dem Gas über einen längeren Zeitraum ausgesetzt gewesen sein. Krank ist niemand, wie Nicole Fritz auf Nachfrage versichert.
Um ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, hat die ODR seit Anfang Dezember bis Ende Januar in mehreren Büros Messungen vorgenommen. Die Ergebnisse liegen nun vor. Die ODR hat die Belegschaft informiert.
Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in den gemessenen
Räumen arbeiten, sei das weitere Vorgehen und besonders das regelmäßige Lüften ihres Arbeitsplatzes besprochen worden, heißt es. Über wöchentliche Messungen werde die Unterschreitung des Referenzwertes während der Arbeitszeit nachgewiesen.
Nicole Fritz konkretisiert das auf Nachfrage. Dreimal täglich wird im Hauptgebäude nun für zehn Minuten gelüftet. Dadurch wird der Referenzwert auf 50 bis 100 Becquerel gedrückt. Eine Radon-Untersuchung gibt es nicht, wie sie ebenfalls auf Nachfrage sagt. Die Mitarbeiter seien aber auf die Vorsorgeuntersuchung hingewiesen worden, die die ODR in ihrem Betriebsarztprogramm anbiete.
In ihrer Pressemitteilung kündigt die ODR außerdem Sanierungsmaßnahmen an, die den Radon-Austritt reduzieren sollen. Für die restlichen Gebäude auf dem ODR-Campus werde ein Messkonzept entworfen, um so die jeweilige Belastung mit Radon festzustellen.
Aber was genau ist mit Sanierungsmaßnahmen gemeint? Wie ODR-Sprecherin Nicole Fritz erläutert, werden in den betreffenden Räumen die Böden mit Harz abgedichtet und Risse geschlossen. Raum für Raum soll ihr zufolge nun geprüft werden, welche Sanierungsmaßnahme nötig ist.
Übrigens: Bis Ende 2020 müssen die Bundesländer ermitteln, in welchen Gebieten in vielen Gebäuden eine hohe Radon-Konzentration zu erwarten ist. Das will das neue Strahlenschutzgesetz. In diesen Gebieten muss die Radon-Konzentration an Arbeitsplätzen im Keller und im Erdgeschoss gemessen werden. Die ODR hat gegenüber anderen Arbeitgebern also einen zeitlichen Vorsprung.
Anders als für Arbeitsräume gibt es für Privathaushalte keinen Referenzwert. Aber wer will, kann jetzt ebenfalls die Radon-Belastung in den eigenen vier Wänden messen. Hintergrund: Das Bundesamt für Strahlenschutz erforscht im Auftrag des Bundesumweltministeriums, wie viel Radon in deutschen Wohnungen vorkommt.