Wie geht’s weiter mit dem Campingplatz?
Die Anlage an der Jagst war kurzzeitig sogar zum Verkauf ausgeschrieben
G- Die Landesgartenschau 2026 wird das Bild der Stadt Ellwangen nachhaltig verändern. Das gilt auch für das Gelände beim Campingplatz an der Jagst. Die Verwaltung will den Platz an diesem Standort zwar erhalten, aber eventuell verkleinern und neu ausrichten. Der langjährige Betreiber, die Firma Azur, ist von diesen Überlegungen wenig begeistert. Sie hatte den Platz vor wenigen Tagen im Internet noch zum Kauf angeboten.
Auf dem Online-Immobilienportal Immobilienscout24 wurde der Ellwanger Campingplatz vor einer Woche zum Kauf angeboten – zu einem Preis von 680 000 Euro. Mittlerweile ist die Onlineanzeige bei Immobilienscout wieder gelöscht. Und auch die Verkaufsabsichten des Campingplatzbetreibers, der Stuttgarter Firma Azur, haben sich erledigt – allerdings nur vorerst, wie der Geschäftsführer der Azur Freizeit GmbH, Oliver Frank, im Gespräch mit unserer Zeitung betont. „Für uns ist es ganz entscheidend, was im Rahmen der Landesgartenschau mit der Anlage passieren wird. Wird der Platz noch weiter verkleinert, kann er von uns nicht mehr rentabel betrieben werden“, sagt Frank.
Und tatsächlich könnte das der Firma Azur und dem Campingplatz an der Jagst drohen. Denn die Stadt Ellwangen ist Eigentümerin des Areals. Die Fläche wurde der Firma Azur vor über 25 Jahren lediglich über einen sogenannten Erbbaurechtsvertrag überlassen. Das Unternehmen, das im In- und Ausland mehrere Campingplätze und Freizeiteinrichtungen betreibt, hatte die 2,7 Hektar große Fläche danach erschlossen und zu einem Campingplatz mit rund 100 Stellplätzen umgemodelt.
Nachdem 2019 der Erbbaurechtsvertrag zwischen Stadt und Azur ausgelaufen war, stand die Aufgabe und der Verkauf der Ellwanger Anlage für Azur tatsächlich zur Disposition. „Der Campingplatz in Ellwangen ist fraglos ein kleines Juwel. Aber jede gute Ehe kann irgendwann einmal enden“, so Frank. Die städtischen Planungen zur Landesgartenschau hätten sein Unternehmen die letzten anderthalb Jahre schwer beschäftigt. Zwischenzeitlich sei man aber zu der Überzeugung gekommen, den Campingplatz in Ellwangen vorerst noch weiterbetreiben zu wollen. Der Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt wurde dementsprechend verlängert. „Wir werden den Platz in Ellwangen wohl zumindest für die nächsten drei Jahre weiter betreiben. Das ist der aktuelle Stand “, erklärt Frank. Wie es danach weitergeht, sei offen. 2023 sollen an der Jagst Bauarbeiten für die Landesgartenschau starten, sie werden voraussichtlich drei Jahre dauern. „Ob und wie wir in dieser Phase unseren Campingplatz erfolgreich betreiben können, wissen wir noch nicht.“
Mit der Stadt führe man laut Frank aber sehr gute, konstruktive Gespräche. Er hoffe, dass man am Ende doch noch zu einer guten, einvernehmlichen Lösung kommt. Eine solche Lösung könne aber auf keinen Fall eine Verkleinerung des Platzes beinhalten. „Das Unternehmen Azur ist ein
Filialist. Damit wir einen Campingplatz rentabel betreiben können, brauchen wir eigentlich 130 bis 140 Plätze. Die Anlage in Ellwangen ist schon jetzt eigentlich zu klein. Wird die Zahl womöglich auf 70, 80 Stellplätze reduziert und fällt auch noch das Filetstück, der Uferbereich an der Jagst, weg, wird der Campingplatz für uns unattraktiv.“Frank verweist in diesem Zuge auf den bestehenden Bebauungsplan, der würde eine deutliche Vergrößerung der Anlage vorsehen. Und die sei laut Frank am Ende auch nötig. Denn der Ellwanger Campingplatz müsse für die Zukunft anders aufgestellt werden und auch mit neuen Angeboten, wie etwa einem Reisemobilhafen oder neuen Unterbringungsmöglichkeiten wie Biker-Lodges oder Campingfässern aufwarten, um konkurrenzfähig zu sein.
Bei der Stadt reagiert man im Bezug auf den Campingplatz zurückhaltend. Wie Wolfgang Baur, Sachgebietsleiter des Ellwanger Liegenschaftsamts, allerdings mit Nachdruck betont, wolle die Stadt die Anlage als wichtige touristische Einrichtung unbedingt an diesem Standort erhalten – gerne mit Azur als Betreiber. Man sei deshalb auch sehr an einer „gemeinsamen Lösung“interessiert. Klar sei aber auch, dass der Platz für die Landesgartenschau sein Gesicht verändern müsse. Aktuell geht Baur davon aus, dass die Fläche des Campingplatzes zumindest neu zugeschnitten wird und der Campingplatz in diesem Zuge vom Jagstufer abrücken könnte, so wie es die Machbarkeitsstudie zur Landesgartenschau 2026 vorsieht. Wobei Baur in diesem Kontext darauf hinweist, dass die Stadt zwischenzeitlich einen „absoluten Campingplatz-Fachmann“eingeschaltet habe, der sich nun um die konkrete Überplanung des Geländes kümmern wird. Oliver Frank kennt diesen Fachmann und setzt auf dessen Expertise. „Der weiß ganz genau, was zu tun ist und wie ein funktionierender Campingplatz auszusehen hat.“