Hexen haben „Schönling“auf dem Kieker
Hermann Rupp aus Dorfmerkingen musste am Gumpendonnerstag vor das Hexengericht
(ehü) - Er gilt als einer der schönsten Männer auf dem Härtsfeld und ist ein weltbekannter Meister vom schwingenden Stab: Hermann Rupp aus Dorfmerkingen. Klar, dass ihn die Neresheimer Hexen auf dem Kieker haben und Rupp am Gumpendonnerstag vor das grobgünstige Hexengericht gezerrt haben. Der Angeklagte verteidigte sich zwar tapfer und sogar mit Sangeskünsten, trotzdem kannten die Hexen keine Gnade.
Rupp fand sich vorschriftsgemäß vor der ehemaligen Birmelin-Apotheke ein, wo er auf einen Wagen gehievt und dann zum Marienplatz gekarrt wurde. Hier nahm das Spektakel rund ums lodernde Feuer seinen Lauf. Die Narrenkapelle spielte zunächst einige Musikstücke, die Schellennarren hüpften ums Feuer und dann kam der Angeklagte an den Pranger.
Der Nachtwächter drehte seine Runden und hoch über dem Marienplatz kam der Hexenmeister eingeflogen. Die Anklagehexen, im einzelnen Feuer-, Bennenberg-, Bettel-, Sensen-, Kuder- und Galgenhexe, zeigten sich wild aufbrausend und ungehalten. Dann verlas Zunftmeister Benjamin Bissle die Anklageschrift. Die Hexen warfen Rupp vor, dass er ihnen, obwohl er Steuerberater sei, keine schlauen Tipps gebe. Außerdem verjage er im Wald mit seinen Musikanten selbst die prächtigsten Hirsche. Schwer angelastet wurde Rupp sein Wellnesstempel, den er ganz für sich allein nutze, denn schließlich wolle er immer der Schönste sein und dabei die Galgenhex in den Schatten stellen.
Aufs närrische Tablett kamen auch die Komponierkünste des Meisters vom schwingenden Stab. Allerdings verübelten ihm die Hexen, dass er noch keine eingängige Hexenhymne komponiert habe. Angeprangert wurde auch seine ständige Präsenz in den Gazetten und seine Missachtung der Hexen im Hinblick auf eine Einladung zu den Events der Vollblutmusiker.
Der Angeklagte verteidigte sich außerordentlich geschickt und ohne erkennbare Reue. Er sang Stanzl-Lieder und reimte unter anderem auf eine bekannte Schlagermelodie „Im Leben, im Leben, springt mancher Hirsch daneben, wir denken und lenken, die Hexen mit Musik“.
Doch dies konnte die Hexen nicht besänftigen und so fällte das grobgünstige Gericht ein hartes Urteil: Rupp muss am Faschingsdienstag als reumütiger Verurteilter im Hexenwagen am Neresheimer Umzug teilnehmen. Außerdem hat er eine nicht allzu anspruchsvolle Hexenhymne zu komponieren und mit den Hexen eine Probestunde abzuhalten. Nach der Probe soll ein ausgiebiges Hexenmahl für die hungrigen Musikushexen bereitstehen.