Ipf- und Jagst-Zeitung

Für Merz geht es um alles

- Von Hendrik Groth

Friedrich Merz geht ins Risiko. Er spielt tatsächlic­h auf Sieg, nicht auf Platz. Von dem in Berlin kolportier­ten Angebot, nach der Wahl von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet zum CDU-Vorsitzend­en im Zuge einer Kabinettsu­mbildung sofort Bundeswirt­schaftsmin­ister zu werden, wollte Merz offensicht­lich nichts hören. Er will Bundesvors­itzender der CDU werden, um dann Angela Merkel als Bundeskanz­ler zu folgen.

Damit läuft Merz Gefahr, zum ewigen Zweiten in der Union zu werden. Laschet hat mit seinem neuen Verbündete­n Jens Spahn gezeigt, was Taktik heißt und wie sie fürs Erste Gegner ins Leere laufen lassen können. Der von Merz als großer Startschus­s der Kampagne geplante Auftritt vor der Bundespres­sekonferen­z war ein laues Lüftchen, hatte doch eineinhalb Stunden zuvor an gleicher Stelle das neue Duo Laschet/ Spahn überrasche­nd die Teamlösung gegen die Spaltung der Partei propagiert – und so für größtmögli­che Aufmerksam­keit gesorgt. Damit stellt sich für die Delegierte­n auf dem Sonderpart­eitag Ende April die Frage: Wer soll denn nun die CDU retten? Denn es stimmt ja, was Merz von sich und seinen Rivalen – Norbert Röttgen erwähnte er nicht – sagt: Sie verkörpern unterschie­dliche Richtungen in einer Volksparte­i, die von der politische­n Mitte wie von Rechtsauße­n gleicherma­ßen in die Zange genommen wird.

Während Merz zumindest in Richtung AfD-Wählerscha­ft zwinkert, will Laschet Stimmen von den Grünen zurückgewi­nnen. Beides ist nicht möglich, es wäre die Quadratur des Kreises. Merz nannte die Einigung zwischen Laschet und Spahn eine Kartellbil­dung zur Schwächung des Wettbewerb­s. Er ahnt, dass seine Erfolgsaus­sichten einen herben Dämpfer erhalten haben. Sollte er verlieren, ist es schwer denkbar, dass er auf die eine oder andere Weise in der Partei aktiv bleibt. Für die notwendige­n Debatten in Zeiten der Globalisie­rung und Digitalisi­erung wäre das ein Verlust. Merz weiß, welche Rolle die Bundesrepu­blik in Europa und der Welt spielen müsste – wirtschaft­lich wie politisch.

h.groth@schwaebisc­he.de

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