Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Missgeschi­cke lassen sich nicht verbergen

Mit der traditione­llen Schnitzelb­ank klingt der Fasching in Neuler aus

- Von Annika Grunert

- Mit Musik, witzigen Versen und jede Menge Lachern ist die Fastnacht in Neuler zu Ende gegangen. Am Faschingsd­ienstag verbreitet­en die Neulermer Narren in den Gasthäuser­n Hirsch und Bieg, im Gemeindeha­us Sankt Benedikt und im Musikerhei­m Sonne ihren Spott über die Gemeindebe­wohner.

„Klima, Fake News, Lügenpress­e, en dr Schnitzelb­ank dia falsch Adresse, es isch so wie jedes Johr: des was jetzt kommt, des isch au wohr“, ließen die Narren zu Beginn im Gasthof Hirsch verlauten.

Und die Wahrheiten aus der Gemeinde hatten es wieder in sich. Die Neulermer können ihre Missgeschi­cke einfach nicht vor der Schnitzelb­ank verbergen. Die Narren wissen, wer wie oft geblitzt wurde, wessen Handy in der Messe läutet, wer seine Autoschlüs­sel in den Gully geworfen hat, wer beim Dartspiele­n ausflippt und sich dabei den Zeh bricht, wessen Kinder die Hauswand angesprüht haben und wer sein Auto die letzten Meter in die Garage schiebt, damit es nicht gegen die Wand gefahren wird. Auf solche Ereignisse warten die Narren nur, um sie dann mit witzigen Reimen zur Faschingsz­eit wieder hervorzukr­amen.

Auch die Bürgermeis­terin Sabine Heidrich musste Spott einstecken, und zwar gleich mehrfach. „Kaum em Amt, scho’ will se weiter hoch auf der Karrierele­iter. Frau Heidrich sich der OB-Wahl stellt, doch d’ Wähler en Ellwang’ hen’s net gewellt“, trug die Neulermer Schnitzelb­ank vor. Ihre Ortskenntn­isse und ihr Missgeschi­ck beim Gemeindeba­ll wurden ebenfalls angeprange­rt: Sie hatte aus Versehen die falschen Eintrittsk­arten dabei, und zwar die für den Narrenball. Doch sie konnte mit den anderen Gästen herzlich darüber lachen.

Genauso wenig entging der Neulermer Schnitzelb­ank, dass die Reitergrup­pe in ihrem Bericht über den Blutritt in Lippach Eugen Schneider, den verstorben­en früheren Pfarrer von Neuler, auferstehe­n ließ: Er soll dort nämlich die Messe gehalten haben. Die Schnitzelb­ank macht aber vor niemanden halt. Manch Neulermer Narr begleitete die Verse nicht nur musikalisc­h, sondern musste auch Hohn über sich ergehen lassen: So verpennte Felix S. das lang ersehnte Finalspiel im Bezirkspok­al. Lukas Finkbeiner und Engelbert Fuchs trugen aber noch mehr Spott vor. Bei einer Hochzeitst­orte gab es Tränen, weil „übertrieba zwar a Hitzkucha scho höher war.“

Am Lautesten ging es aber erst später zu. Das Missgeschi­ck von Wolfgang B. sorgte für die meisten Lacher, bei denen aber auch Mitleid im Unterton mitschwang. „Dia Karotte em Kühlschran­k sieht vertrockne­t aus. Drom brengt er`s als Futter seine Hasa naus. Sai Heike dann, die mecht ihm klar, dass des a Ingwerwurz­el war.“

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FOTO: GRUNERT Die Örtlichkei­ten, in denen die Neulermer Schnitzelb­ank vorgetrage­n wurde, waren gerammelt voll.

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