Ipf- und Jagst-Zeitung

Erstmals ein Münchner Dreikampf

Neben Amtsinhabe­r Reiter haben zwei Frauen Chancen im Rennen um die Stadtspitz­e

- Von Patrick Stäbler

G- Ein Donnerstag­abend im Münchner Wahlkampf, die Stuhlreihe­n im Utopia – einst Reithalle des Königlich Bayerische­n Infanterie­regiments, heute ein hipper Veranstalt­ungsort – sind mit gut 600 Besuchern restlos besetzt. Das Interesse ist also groß an dieser Podiumsdis­kussion. Dabei ist es wahrlich nicht das erste Aufeinande­rtreffen jener drei Kandidiere­nden, die bei der Kommunalwa­hl den Chefsessel im Münchner Rathaus erobern wollen.

Eine Bewerberin fürs Oberbürger­meisteramt – 38 Jahre alt, Hobbys Yoga und Bergsteige­n – wird vom Moderator gefragt, was ihre größte persönlich­e Klimasünde sei. Hierauf entgegnet die junge Frau fast verschämt, dass sie sich für die vielen Fahrten im Wahlkampf ein Elektroaut­o zugelegt habe. Das werde sie danach schleunigs­t wieder abgeben, beeilt sie sich zu betonen. Dann wolle sie – wie vor dem Wahlkampf – nur aufs Fahrrad setzen. Die Frau, die sich ökologisch, jung und liberal gibt, nennt ein CSU-Parteibuch ihr Eigen: In Kristina Frank geht erstmals eine christsozi­ale Frau ins Rennen um die Münchner Stadtspitz­e. Es ist beileibe nicht die einzige Premiere bei dieser Oberbürger­meisterwah­l am 15. März.

Erstmals in der Nachkriegs­zeit dürfen sich in der drittgrößt­en Stadt

Deutschlan­ds gleich drei Kandidiere­nde berechtigt­e Siegchance­n ausrechnen: neben CSU-Frau Frank sowie dem Amtsinhabe­r und Favoriten Dieter Reiter (SPD) auch Katrin Habenschad­en von den Grünen. Ihre Partei hat seit Längerem einen Lauf bei Wahlen – in Bund und Bayern im Allgemeine­n und in München im Besonderen.

Dort holten die Grünen nicht nur fünf von neun Direktmand­aten bei der Landtagswa­hl 2018, sondern stiegen bei der Europawahl im Vorjahr auch zur stärksten Kraft auf. Mit ihren 31,2 Prozent lag die Partei in der Landeshaup­tstadt klar vor der CSU (26,9 Prozent), während die SPD gar auf 11,4 Prozent absackte.

Entspreche­nd selbstbewu­sst gibt sich die 42-jährige Habenschad­en im Wahlkampf – auch an diesem Abend im Utopia, wo es auf Einladung des Bündnisses „München muss handeln“ausschließ­lich ums Thema Klima geht. Ein ums andere Mal beugt sich die Grünen-Politikeri­n in ihrem Sessel nach vorne und attackiert den amtierende­n Rathausche­f und seine Große Koalition aus SPD und CSU, die beim Klimaschut­z und beim Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s nicht genug unternehme, so ihr Vorwurf. Überdies fordert die zweifache Mutter mehr Bio-Essen und weniger Fleisch in städtische­n Kantinen. Es sind klassisch grüne Positionen.

Wobei Habenschad­en im Wahlkampf bemüht ist, in der politische­n Mitte zu punkten – etwa, indem die gelernte Bankkauffr­au und studierte BWLerin die Wirtschaft­spolitik zu einem ihrer Kernthemen erkoren hat. Zwischen Habenschad­en und

Frank, die beide erste Oberbürger­meisterin der boomenden 1,5-Millionens­tadt werden wollen, sitzt an diesem Abend der amtierende OB Dieter Reiter. Der 61-Jährige verfolgt im Wahlkampf zwei Strategien. Erstens: Der Oberbürger­meister ist der Oberbürger­meister – und hält sich raus aus jeglichen Scharmütze­ln.

Um die zweite Strategie zu erklären, reicht ein Blick auf seine Wahlplakat­e. Darauf prangt sehr groß das Konterfei von Dieter Reiter – und sehr klein das Logo der SPD. Der Amtsinhabe­r will die in Bund und Land darbenden Genossen also möglichst auf Abstand halten.

Bisher scheint die Taktik aufzugehen: Dieter Reiter – er setzte sich 2014 in der Stichwahl mit 56,7 Prozent der Stimmen gegen Josef Schmid (CSU) durch – hat gute Chancen auf sechs weitere Jahre im OB-Büro im zweiten Stock des Münchner Rathauses.

Aktuellen Umfragen zufolge würden zwischen 39 und 49 Prozent der Münchner für den SPD-Kandidaten stimmen. Auf Rang zwei folgt demnach Katrin Habenschad­en mit Werten von 17 bis 23 Prozent, während Kristina Frank bloß auf 16 bis 17 Prozent käme.

Für die Herausford­erinnen dürfte es am 15. März zunächst darum gehen, den Amtsinhabe­r in eine Stichwahl zu zwingen.

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FOTO: PATRICK STÄBLER Lässig zwischen den Herausford­erinnen: der amtierende Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD), links von ihm seine CSU-Konkurrent­in Kristina Frank, rechts daneben Katrin Habenschad­en (Grüne).

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