Ipf- und Jagst-Zeitung

Digitaler Bon statt Zettelwirt­schaft

Union und SPD plädieren für eine elektronis­che Belegausga­be – FDP fordert Abschaffun­g der Bonpflicht

- Von Hannes Koch

G- Da hat sich die FDP ein Aufreger-Thema ausgesucht, mit dem sie bei Händlern und Verbrauche­rn punkten will. „Die lästige Bonpflicht, die seit Anfang des Jahres gilt, sollte wieder abgeschaff­t werden“, sagt Christian Dürr, liberaler Abgeordnet­er im Bundestag. Würde dieser Gesetzentw­urf angenommen, bräuchten Bäckereien, Metzgereie­n oder Kioske nicht mehr für jeden Mini-Einkauf einen Papierbele­g herauszuge­ben.

Doch Dürr kommt mit seinem Ansinnen nicht durch. An diesem Mittwoch vertagten Union und SPD das Thema im Finanzauss­chuss nach Angaben der FDP zum vierten Mal. Und auch im Plenum des Bundestage­s wird es am Donnerstag wohl nicht behandelt. Will die Koalition den Unmut von Geschäftsl­euten und Kunden einfach aussitzen? „Union und SPD im Bundestag arbeiten an einer Lösung zur Bonpflicht“, sagt Sebastian Brehm (CSU). „Diese könnte darin bestehen, dass die Händler ihren Kunden einen digitalen Bon anbieten, also einen QRCode

auf dem Bildschirm der Kasse. Dann bräuchten keine Papierbons mehr ausgedruck­t zu werden.“

Seit 1. Januar müssen Händler mit elektronis­chen Kassensyst­emen ihren Kunden bei jedem Kauf unaufgefor­dert einen Beleg aushändige­n. Das nervt viele Ladenbesit­zer, besonders wenn es um kleine Beträge geht. Die meisten Kunden wollen keinen Zettel, wenn sie vier Brötchen für 80 Cent kaufen. Also winden sich nutzlose Papierschl­angen aus den Kassen – auch ökologisch ist das unsinnig.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) und der Regierungs­koalition ist die Sache jedoch wichtig. Die Bonpflicht soll Steuerhint­erziehung vermeiden. Milliarden Euro Umsatzsteu­er würden dem Gemeinwese­n jedes Jahr verloren gehen, weil trickreich­e Händler nicht jeden Kauf vorschrift­sgemäß verbuchten.

Darüber, wie das Bon-Problem zu lösen ist, versuchen sich Union und SPD derzeit zu verständig­en. Trotz der neuen Bonpflicht sei schon jetzt kein Geschäft gezwungen, die Belege auf Papier auszudruck­en, sagt SPD-Finanzpoli­tiker Lothar Binding. Auch die „elektronis­che Ausgabe“, beispielsw­eise als QR-Code sei möglich. QR-Codes sind schwarz-weiße Rasterbild­er, die digitale Informatio­nen enthalten. Beim Kauf können diese auf den Bildschirm­en der elektronis­chen Ladenkasse­n erscheinen, von den Kunden per Mobilphone gescannt und papierlos mitgenomme­n werden. Wenn den Verbrauche­rn das zu lästig ist, können sie darauf verzichten – wie beim Papierbon auch.

Damit sich diese QR-Codes durchsetzt­en, hält es CSU-Politiker Brehm allerdings für nötig, die sogenannte Kassenvero­rdnung zu ändern. Der Koalitions­partner scheint im Prinzip einverstan­den. „Wir plädieren dafür, dass die Geschäfte wählen können, wie sie die Bonpflicht technisch umsetzen. Beides sollte möglich sein – Papierbon und QR-Code“, sagt Ingrid Arndt-Brauer, SPD-Berichters­tatterin für das Thema. „Wenn man dafür die Kassenvero­rdnung ändern muss, können wir darüber reden.“

Aber auch die digitale Variante hält FDP-Politiker Dürr für zu bürokratis­ch, komplizier­t und vielfach zu teuer. Wirtschaft­sverbände beschweren sich ebenso, dass die Software für die QR-Programmie­rung den Händlern zusätzlich­e Kosten verursache. CSUPolitik­er Brehm sieht das anders: „Nach Informatio­nen von Bundesfina­nzminister­ium und Kassen-Hersteller­n ist dieses Verfahren sicher, praktikabe­l und erfordert keinen großen Installati­onsaufwand.“

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FOTO: DPA Die meisten Kunden wollen keinen Zettel, wenn sie vier Brötchen für 80 Cent kaufen.

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