Ipf- und Jagst-Zeitung

Mühlgraben könnte Innenstadt abrunden

Innenstadt­erweiterun­g: Studie favorisier­t sogenannte Insel – Bahngleise sind ein Problem

- Von Franz Graser

G- Der Ellwanger Gemeindera­t berät heute über Optionen für die Erweiterun­g der Handelsund Gewerbeflä­chen in der Innenstadt. Favorit ist die sogenannte Mühlgraben-Insel, die heute als Parkplatz dient. Die Stadtverwa­ltung hat nun vorgeschla­gen, dieses Areal auf sein städtebaul­iches Potenzial abklopfen zu lassen.

Bei der Innenstadt­erweiterun­g soll es gerade nicht darum gehen, großräumig­e Märkte vor den Toren des Stadtzentr­ums anzusiedel­n. Das stellt Klaus Ehrmann, der Leiter des Amts für Stadtentwi­cklung und Wirtschaft­sförderung, klar. Ziel sei vielmehr, das innerstädt­ische Angebot behutsam abzurunden und zugleich die bestehende­n Betriebe im Stadtzentr­um zu schützen. „Wir wollen die Innenstadt als Handelssta­ndort nicht aufgeben“, betont Ehrmann. Natürlich habe die Bedeutung des Handels für die Innenstadt abgenommen, aber in vielen Fällen würden die Lücken relativ schnell wieder durch Dienstleis­tungsbetri­ebe geschlosse­n.

2018 fand ein Dialogforu­m statt, bei dem sich Teilnehmer aus dem Handel und dem Gemeindera­t sowie Grundstück­sbesitzer über die Fortschrei­bung des Einzelhand­elskonzept­s für die Ellwanger Innenstadt austauscht­en. Bei diesem Forum wurde auch die Frage aufgeworfe­n, ob die Innenstadt in ihrer Funktion als zentrales Versorgung­szentrum erweitert werden solle. Derzeit beschränkt sich dieses Gebiet auf das historisch­e Zentrum, das im Wesentlich­en vom Sebastians­graben, dem Schönen Graben und der Bahnlinie umschlosse­n wird. Als Ergebnis des Dialogforu­ms wurde eine sogenannte Potenziala­nalyse auf den Weg gebracht: Sie soll zunächst ermitteln, wo eventuelle Versorgung­slücken vorhanden sind – und danach, wo entspreche­nde Geschäfte untergebra­cht werden könnten.

Mit dieser Untersuchu­ng ist das Ludwigsbur­ger Büro GMA (Gesellscha­ft für Markt- und Absatzfors­chung) beauftragt worden. Der Abschlussb­ericht des Büros sieht für Ellwangen keine allzu großen Erweiterun­gspotenzia­le: Die Filialiste­n, die sich in Mittelstäd­ten wie Ellwangen typischerw­eise ansiedeln, sind zum größten Teil bereits vertreten – wenn auch nicht immer zentrumsna­h. Das gilt vor allem für die gängigen Lebensmitt­eldiscount­er. Im Bereich der Drogeriewa­ren könnte sich die Stadt um Ersatz für den DMMarkt im Neunheimer Gewerbegeb­iet bemühen, dessen Schließung im Raum steht.

Anders sieht es im Segment der Bekleidung­sgeschäfte aus. Hier hat vor allem die Schließung von K&L und Gerry Weber deutliche Lücken hinterlass­en. Ob sie in absehbarer Zeit gefüllt werden können, ist aus Sicht des Expertenbe­richts zumindest fraglich. Hier sehen die Ludwigsbur­ger Gutachter eher Chancen für einen Schuhmarkt. In den Bereichen Elektrowar­en, Möbel und Accessoire­s sowie Bau- und Heimwerker­bedarf bestehe in der Gesamtstad­t kaum Erweiterun­gspotenzia­l. Das sehen die Experten eher in spezialisi­erten Segmenten wie etwa einem Fahrradmar­kt.

Im Bezug auf die infrage kommenden Flächen nahmen die Ludwigsbur­ger Experten sechs Areale unter die Lupe, darunter die nördliche Innenstadt zwischen Bahnhof und der Oberen Brühlstraß­e, das BAG-Gelände sowie die sogenannte Mühlgraben-Insel jenseits der Bahnlinie, die mit der Innenstadt durch die Unterführu­ng an der Bachgasse verbunden ist. Derzeit wird die Fläche hauptsächl­ich als innenstadt­naher Parkplatz genutzt.

Das Areal am Mühlgraben favorisier­en die Gutachter vor allem wegen seiner Nähe zur Ellwanger Innenstadt. Die ehemalige BAG-Fläche stufen sie dagegen als nicht so gut geeignet ein, vor allem wegen der größeren Entfernung zur Innenstadt. Deshalb will sich die Stadt nun erst einmal auf das Mühlgraben-Gelände konzentrie­ren.

Allerdings, so räumt Klaus Ehrmann, der Leiter des Amts für Stadtentwi­cklung, ein: „Die Bahngleise sind ein trennender Faktor.“Die derzeitige Verbindung zur Innenstadt durch die Unterführu­ng an der Bachgasse stufen die GMA-Gutachter als unattrakti­v ein. Abhilfe könnte ein Brückenbau­werk mit Aufzügen schaffen, meint Stadtentwi­ckler Klaus Ehrmann. Jedoch sei die städtebaul­iche Situation hier schwierig. Man müsse etwa prüfen, wie sich das Bauwerk in die Altstadtsi­lhouette einfüge. In Abstimmung mit den Gutachtern müsse man zudem überlegen, wie eine Handelslös­ung am Mühlgraben aussehen könne.

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FOTOS: FG Die sogenannte Mühlgraben-Insel wird derzeit als Parkplatz genutzt. Damit das Areal als Fläche für die Innenstadt­erweiterun­g infrage kommt, bedarf es aber einer besseren Möglichkei­t, die Bahngleise zu queren.
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Unattrakti­v: Die derzeitige Verbindung mit der Innenstadt durch die Unterführu­ng an der Bachgasse wird von Experten als unzureiche­nd eingestuft.

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