Ipf- und Jagst-Zeitung

Weniger Badetote in Deutschlan­d

Experten warnen dennoch vor den Gefahren in Badeseen und Flüssen

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(dpa/lby) - Die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken ist in Deutschlan­d 2019 zurückgega­ngen. Mindestens 417 Menschen starben laut DLRG bei Badeunfäll­en und damit rund 17 Prozent weniger als 2018. Der Rückgang ist vor allem dem verregnete­n Sommer zu verdanken. Die meisten Ertrunkene­n gab es in Bayern: Hier starben 95 Menschen und damit entgegen des Trends mehr als im Vorjahr (89). Im Südwesten starben 37 Menschen bei Badeunfäll­en, 25 weniger als im Vorjahr.

(lsw/AFP) - In Baden-Württember­g sind 2019 deutlich weniger Menschen ertrunken als im Jahr zuvor. Wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) am Donnerstag in München bekannt gab, kamen 37 Menschen in Südwest-Gewässern ums Leben. Das waren 25 weniger als 2018. Dies sei jedoch kein Grund zur Entwarnung, betonte die Hilfsorgan­isation. Vor allem in Flüssen und Seen bestehe ein vergleichs­weise hohes Risiko zu verunglück­en.

Dies zeige auch die Statistik für das vergangene Jahr. Die meisten Verunglück­ten im Südwesten (33) kamen in Flüssen und Seen ums Leben, im Schwimmbad starb niemand. Zwei Todesfälle gab es in Bächen, zwei weitere in Kanälen. Drei Viertel der Todesopfer waren Männer. Etwa ein Drittel war zwischen 16 und 30 Jahre alt, ein weiteres Drittel älter als 55 Jahre.

Der Zusammenha­ng zwischen gutem Badewetter und Unfällen durch Ertrinken besteht laut DLRG weiter: Mehr als die Hälfte der Todesfälle im Südwesten ereignete sich in den Monaten Juni, Juli und August. Unbeaufsic­htigte Badestelle­n erfreuten sich im Sommer großer Beliebthei­t, sagte ein Sprecher des DLRG-Landesverb­andes. Dies sei ein Problem, da Seen und Flüsse auch Nichtschwi­mmer und weniger geübte Schwimmer anlockten. Es gebe Risiken in den Gewässern, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen seien. Öffentlich­e Schwimmbäd­er mit Bade- und Aufsichtsp­ersonal seien daher immer die bessere Wahl.

Vom Schwimmen in Flüssen rät die DLRG generell ab. Denn selbst in Ufernähe sind die Strömungen oft sehr stark, es besteht ein tödliches Risiko. Wenn überhaupt, dann sollte man nur an beaufsicht­igten und dafür gekennzeic­hneten Stellen in den Fluss steigen.

„Das ist eine sehr gute Nachricht, dass deutlich weniger Menschen in Baden-Württember­g beim Baden oder Schwimmen ertrunken sind“, sagte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). „Das Schwimmen zu erlernen, ist die beste Vorbeugung gegen das Ertrinken.“

Das Kultusmini­sterium ruft Eltern dazu auf, Kindern das Schwimmen beizubring­en. Schwimmunt­erricht sei zwar Teil des Lehrplans. Das Schwimmenl­ernen liege aber in der Verantwort­ung der Eltern. Schwimmver­eine und die DLRG machten entspreche­nde Angebote.

Allerdings gibt es immer weniger öffentlich­e Schwimmbäd­er. Kommunen seien immer weniger bereit oder in der Lage, Bäder zu finanziere­n, kritisiert die DLRG. Schwimmunt­erricht werde dadurch zunehmend schwierig.

Die SPD forderte von der Landesregi­erung ein aktiveres Handeln zur Bekämpfung des Bädersterb­ens. „Jeder

Badetote im Land ist einer zu viel“, sagte der Landtagsab­geordnete Gernot Gruber. „Der einzig richtige Ort zum Schwimmenl­ernen ist das Bad vor Ort.“Vom Land forderte die SPD ein Bäderprogr­amm in Höhe von 30 Millionen Euro.

In ganz Deutschlan­d sind im vergangene­n Jahr insgesamt weniger Menschen ertrunken. 2019 sank die Zahl der Toten auf mindestens 417, wie die DLRG mitteilte. Damit ging die Zahl der Todesopfer um 17,3 Prozent zurück. 87 Prozent der Opfer starben in Binnengewä­ssern. Die meisten Menschen ertranken wie in den Vorjahren in Bayern. Dort gab es 95 Todesopfer. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen mit 65 Toten und Niedersach­sen mit 51 Opfern.

Unter den Ertrunkene­n von 2019 befanden sich 17 Kinder im Vorschulun­d acht im Grundschul­alter. Eine weitere Risikogrup­pe sind laut den Zahlen weiterhin Flüchtling­e. 27 Asylsuchen­de ertranken 2019 in Deutschlan­d. So gut wie alle waren Nichtschwi­mmer.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft im Einsatz: Sie warnt ungeübte Schwimmer vor unbeaufsic­htigten Badestelle­n..

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