Ipf- und Jagst-Zeitung

Das Blubbern im Wandel der Zeit

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Manche Dinge geschehen so unauffälli­g und allmählich, dass wir Veränderun­gen erst gewahr werden, wenn sie sich bereits etabliert haben. Ein Beispiel dafür: das Wort Kohlensäur­e. War es früher so, dass der Kellner im Restaurant, ohne überhaupt zu fragen, selbstvers­tändlich Sprudel servierte, wenn der Gast nach Wasser verlangte, ging die Gastronomi­e alsbald dazu über, auch stilles Wasser zu offerieren. Von diesem Zeitpunkt an entstand überhaupt erst die Wasserfrag­e und sie formuliert­e sich stets so: „Mit oder ohne Kohlensäur­e, der Herr?“

Irgendwann hat uns verwöhnten Menschen die simple Unterschei­dung zweierlei Wassers aber nicht mehr genügt, sodass uns alsbald drei Möglichkei­ten bei der Bestellung des kühlen Nasses ins Grübeln brachten: „Still, medium oder spritzig?“Der Begriff „Kohlensäur­e“war damit so gut wie ausgerotte­t, zumal immer mehr Menschen erkannt hatten, dass selbige Säure zu allem Übel auch noch CO2 ist und damit ein klimaschäd­liches Gas. Dass Klima allein durch den Genuss stillen Wassers retten zu wollen, halten Experten aber für schwierig. Wahrschein­lich befinden wir uns heute in einer Phase des Übergangs. Die Kellner dieses Landes denken gewiss darüber nach, wie sie zwischen still, medium und spritzig noch ein paar Zwischenst­ufen einschiebe­n könnten. Wahrschein­lich experiment­ieren Brauereien bereits an stillen Biersorten und Keltereien an stillem Sekt. Damit kämen sie einem wahrschein­lichen Verbot durch die Deutsche Umwelthilf­e zuvor, die das Thema CO2 überhaupt nicht prickelnd findet.

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FOTO: AFP Selbst Leugner des Klimawande­ls trinken gerne stilles Wasser.

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