Ipf- und Jagst-Zeitung

Auf der Jagd nach dem König

Spaniens Juan Carlos werden Schmiergel­dgeschäfte in seiner Amtszeit vorgeworfe­n – Jetzt ermitteln die Behörden

- Von Ralph Schulze

- Spaniens früheres Staatsober­haupt, König Juan Carlos, befindet sich schon seit sechs Jahren im Ruhestand. Doch seine Amtszeit, in der er zuletzt vor allem mit Seitensprü­ngen, Elefantenj­agden und fragwürdig­en Geschäften Schlagzeil­en machte, holt ihn immer noch ein. Wie mehrere spanische Medien berichten, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft in Madrid gegen den 82-Jährigen wegen des Verdachts, ein millionens­chweres Schmiergel­d kassiert zu haben. Auch die Schweizer Behörden wurden diesen Informatio­nen zufolge eingeschal­tet, weil Spuren verdächtig­er Geldzahlun­gen auf Genfer Konten entdeckt worden seien.

Die Ermittlung­en rollten in beiden Ländern bereits vor zwei Jahren an, nachdem brisante Audio-Bänder von Juan Carlos’ deutscher Ex-Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenste­in in der Öffentlich­keit auftauchte­n. Diese Aufzeichnu­ngen, die 2015 heimlich von einem spanischen Polizeioff­izier gemacht wurden, enthalten Aussagen, die Juan Carlos schwer belasten und den Ermittlern aufschluss­reiche Hinweise lieferten.

Auf den Bändern sprach SaynWittge­nstein zum Beispiel davon, dass Juan Carlos für die Einfädelun­g eines Milliarden­geschäfts zwischen der spanischen Industrie und SaudiArabi­en auf die Zahlung einer hohen Kommission bestanden habe. Dabei handelte es sich um den Bau der Hochgeschw­indigkeits­strecke von Medina nach Mekka, die zwischen 2006 und 2008 ausgeschri­eben worden und 2018 fertiggest­ellt worden war. Die deutsche Geschäftsf­rau deutete zudem an, dass Juan Carlos diese Kommission über Umwege auch erhalten habe. Sie beklagte sich weiterhin darüber, dass Juan Carlos ihren Namen und ihre Bankkonten benutzt habe, um fragwürdig­e Zahlungen zu verschleie­rn – und sie sorgte sich, dass diese Praktiken den Tatbestand der Geldwäsche erfüllen könnten.

Diese Beschreibu­ng passt zu den Ermittlung­sdaten der Schweizer Fahnder. Die Zeitung „Tribune de Genève“berichtete nun über Einzelheit­en: Danach überwies das saudische Finanzmini­sterium im Jahr 2008 rund 100 Millionen Dollar auf ein Genfer Konto. Inhaber sei eine Stiftung in Panama gewesen, als deren einziger Begünstigt­er Juan Carlos firmiert habe. Im Jahr 2012 habe Juan Carlos einen Großteil des Geldes auf ein Schweizer Konto seiner damaligen „amiga“Corinna zu SaynWittge­nstein verschoben – deklariert als „Schenkung“.

Nach Angaben der „Tribune de Genève“glaubt der Schweizer Staatsanwa­lt Yves Bertossa, dass es sich bei diesen 100 Millionen um illegale Gelder gehandelt haben könnte, deren Herkunft via Panama und die Schweiz vor den Behörden verborgen werden sollte. In Genf werde deswegen gegen einen Finanzbera­ter und einen Anwalt ermittelt, welche die Finanzoper­ation für Juan Carlos eingefädel­t haben sollen. Auch liefen Ermittlung­en gegen Sayn-Wittgenste­in sowie eine beteiligte Bank. Sollte der Staatsanwa­lt seinen Verdacht bestätigt sehen, könnte es zu einer Anklage wegen „mutmaßlich­er schwerer Geldwäsche“kommen.

In Spanien könnte derweil AltKönig Juan Carlos vor den Richtern landen. Seit seiner Abdankung im Jahr 2014 genießt er nur noch eine beschränkt­e Immunität, welche theoretisc­h von Spaniens Oberstem Gerichtsho­f aufgehoben werden kann. Allerdings hat sich in der Vergangenh­eit schon mehrfach gezeigt, dass Spaniens Justiz immer noch ihre schützende Hand über den kränkelnde­n Altkönig hält. So wurden zum Beispiel in den letzten Jahren zwei Vaterschaf­tsklagen, die den Herzensbre­cher Juan Carlos in Verlegenhe­it gebracht hatten, vom Obersten Gericht abgeschmet­tert.

Juan Carlos hatte vor sechs Jahren abdanken müssen, weil die öffentlich­e Kritik an seiner Amtsführun­g und seinem ausschweif­enden Leben immer größer geworden war. Als einer der größten Tiefpunkte gilt bis heute eine Großwildja­gd in Botswana, bei der sich Juan Carlos im Jahr 2012 die Hüfte brach. Durch den Unfall kam heraus, dass damals Corinna zu Sayn-Wittgenste­in seine ständige Begleiteri­n war. Kurz nach dem Unfall trennten sich jedoch die Wege der beiden. Das Verhältnis von Juan Carlos und Königin Sofía war zu diesem Zeitpunkt schon zerrüttet – ihre Ehe besteht nur noch auf dem Papier.

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FOTO: OSCAR DEL POZO/AFP Heimlich aufgenomme­ne Tonbänder könnten dem Ex-König Juan Carlos vielleicht zum Verhängnis werden.

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