Ordnungsamtsleiter Steidle: „Die Leute sind zutiefst verunsichert“
Ellwanger Schulen und Kitas wollen nichts zum Coronavirus sagen – Kinderarzt: harmloser Verlauf bei sehr jungen Patienten
- Viele Menschen plagt aktuell die Grippe. Die ausgeprägte Häufung von Influenzafällen sei auffallend, sagt Dr. Dietrich Böhme. Einen Coronapatienten hatte der Ellwanger Kinderarzt noch nicht. Aber weil das neuartige Virus fast immer zur Sprache kommt, fragt der Arzt nach. Und wenn der Patient oder die Patientin weder in China, Italien oder im Kreis Heinsberg gewesen sei, sei es sehr unwahrscheinlich, dass er oder sie Kontakt zu Erkrankten gehabt habe.
Böhme erläutert: Während viele Menschen inzwischen immun oder gegen Grippe geimpft sind, trifft das Coronavirus überall auf Opfer ohne Abwehrmöglichkeit. Die ganze Weltbevölkerung sei dafür empfänglich. Und die Kinder? Das Phänomen sei, sagt Böhme, dass eine Coronainfektion bei sehr jungen Menschen harmlos verlaufe – im Unterschied zu Erwachsenen und Älteren und vor allem Hochbetagten.
Diese Phänomen gibt es Böhme zufolge übrigens auch umgekehrt. Beispiel Hepatitis B. Da hätten die Kleinsten die schlechtesten Chancen, sagt der Mediziner.
Grippe oder Corona: Was können die Menschen tun, um sich vor Ansteckung zu schützen? Kinderarzt Böhme nennt die bekannten Maßnahmen: öfter Hände waschen, in die Armbeuge husten und niesen, auf Händeschütteln, Umarmungen und Küsse zur Begrüßung verzichten,
Kontakte auf das Notwendige beschränken und Menschenansammlungen meiden.
Aber wie schützen sich Eltern und Erzieher vor kranken Kindern? Bei Eltern lasse sich enger Kontakt kaum vermeiden, antwortet Böhme. Erzieherinnen und Erziehern sei es eher möglich, sich zu schützen, Etwa indem sie bei einem Krankheitsverdacht die Eltern informieren, dass sie ihr Kind abholen sollen.
In den Ellwanger Schulen und Kindertagesstätten können oder wollen die Verantwortlichen nichts zum Virus und seinen Auswirkungen sagen. Sie haben Handreichungen von den zuständigen Behörden bekommen. Mehr ist nicht zu erfahren. Die Schulleiter und Kita-Leiterinnen verweisen auf die Stadt.
Doch wie die Schulen und Kitas mit dem Virus und besorgten Eltern und Kindern umgehen, vermag Ordnungsamtsleiter Thomas Steidle gar nicht zu sagen. Er berichtet stattdessen von zahlreichen Anrufen im Rathaus. „Die Leute sind zutiefst verunsichert.“ Viele Ellwanger wollen wissen, ob sie noch Veranstaltungen besuchen können oder sich jetzt mit Lebensmitteln eindecken sollen. Einer erkundigte sich sogar bei Steidle, ob er am Wochenende in die Schweiz fahren kann.
Wie der Amtsleiter noch sagt, hat die städtische Musikschule ihre für Ende Mai geplante Reise in die italienische Partnerstadt Abbiategrasso inzwischen abgesagt.
Andere Schulleiter sind übrigens auskunftsfreudiger. Zum Beispiel Pascal Bizard, Direktor des OstalbGymnasiums in Bopfingen. Er hat mit einer Durchsage für verstärkte Hygiene im Schulbetrieb sensibilisiert. Unter anderem sollen Papiertaschentücher nach dem Schneuzen nicht in die Hosentasche gesteckt werden. Auch hat er die Schüler aufgefordert, sich mehrfach am Tag die Hände zu waschen.
An genügend Seife fehlt es dem Ostalb-Gymnasium nach Auskunft des Schulleiters nicht. Die sei palettenweise vorhanden. Nur Desinfektionsmittel
sei knapp. „Da haben wir nur noch zwei Flaschen bekommen, dann war es ausverkauft“, sagt Pascal Bizard.
Vorsicht, aber keine Panik: So beschreibt Ulla Holzner, Leiterin des evangelischen Kindergartens Peter und Paul in Aalen den Umgang mit dem neuartigen Virus. „Am Montag gab es Anrufe besorgter Eltern, ob die Kita überhaupt geöffnet hat“, sagt sie. Der Betrieb laufe normal weiter, die Kita sei nicht weniger besucht als sonst um diese Jahreszeit. „Den Kindern Hygiene beizubringen ist ja unser tägliches Geschäft. Wir achten jetzt besonders darauf, wie lange die Kinder ihre Hände waschen.“