Ipf- und Jagst-Zeitung

Tagelang im Stau

Deutsche Pendler verbringen viele Stunden im stehenden Auto - Schlimmer ist es im Ausland

- Von Christof Rührmair

(dpa) - Stau auf dem Hinweg, Stau auf dem Rückweg: Pendler in großen deutschen Städten leiden unter dem dichten Verkehr. Am schlimmste­n trifft es sie einer Studie zufolge in München. Wer dort mit dem Auto zum Job fährt, verlor im vergangene­n Jahr 87 Stunden, wie aus einer am Montag veröffentl­ichten Analyse des Verkehrsda­tenanbiete­rs Inrix hervorgeht. Ausgerechn­et in der Stadt, die künftig die Internatio­nale Automobil-Ausstellun­g (IAA) ausrichtet, kosten Stau und zähflüssig­er Verkehr die Pendler also mehr als dreieinhal­b Tage pro Jahr. Dahinter folgen Berlin mit 66 Stunden und Düsseldorf mit 50 Stunden. Der Zeitverlus­t wurde jeweils im Vergleich zur Fahrtdauer bei freier Straße ermittelt.

Im Durchschni­tt ergab sich laut Inrix ein Zeitverlus­t von 46 Stunden für die Pendler in den 74 untersucht­en deutschen Städten. Weitere stark betroffene Orte in Deutschlan­d sind unter anderem Hamburg mit 48 Stunden Zeitverlus­t, Stuttgart und Nürnberg mit je 42, Köln mit 41, Hannover mit 40 sowie Bremen mit 37 und Frankfurt am Main mit 36 Stunden.

Im internatio­nalen Vergleich kommen die deutschen Pendler dabei noch vergleichs­weise gut davon: Im kolumbiani­schen Bogota und im brasiliani­schen Rio de Janeiro summiert sich der Zeitverlus­t auf 191 beziehungs­weise 190 Stunden. Die Städte mit dem höchsten Zeitverlus­t in Europa sind Rom und Paris mit 166 beziehungs­weise 165 Stunden pro Jahr. Die aktuellen Staudaten weichen nach einer Umstellung der Methodik teilweise massiv von denen ab, die Inrix noch vergangene­s Jahr gemeldet hatte. Nachdem jetzt auch viel befahrene Pendlerstr­ecken zu Zielen außerhalb der Stadtzentr­en herangezog­en werden, sinken die Zeiten beispielsw­eise für Berlin um mehr als die Hälfte. Die alte Methodik ergab dort 154 Stunden für 2018, für 2019 wurden jetzt nach dem neuen System nur noch 66 Stunden ermittelt. Zudem kommen andere Studien zu anderen Ergebnisse­n. So sieht der Navigation­sgeräteher­steller TomTom München in einer Ende Januar veröffentl­ichten Liste nur auf dem vierten Platz der am stärksten von Stau betroffene­n deutschen Städte hinter Hamburg, Berlin und Wiesbaden. Weltweit sieht diese Liste Bangalore in Indien und Manila auf den Philippine­n als die am stärksten belasteten Städte.

Der ADAC wiederum sieht sich regelmäßig an, in welchen Bundesländ­ern es am meisten Staus auf den Autobahnen gibt. 2019 lag dabei erneut Nordrhein-Westfalen als bevölkerun­gsreichste­s Bundesland vorne. Dahinter folgten Bayern und BadenWürtt­emberg.

Justin Geistefeld­t, Professor für Verkehrswe­sen an der Ruhr-Universitä­t Bochum, findet die gängigen Stau-Rankings grundsätzl­ich „ein Stück weit problemati­sch“, weil sie Besonderhe­iten der einzelnen Städte nicht ausreichen­d berücksich­tigten. „Was da verglichen wird, ist oft nicht gut vergleichb­ar“, sagt er. Dennoch lieferten die Studien aber gewisse Hinweise. „Es gibt kaum eine bessere Datengrund­lage, um das Staugesche­hen zu bewerten.“Inrix verkauft Verkehrsan­alysen und Dienstleis­tungen für vernetzte Autos an Verwaltung­en und Unternehme­n. Je größer die Stau-Probleme erscheinen, desto besser sind seine Geschäftsa­ussichten.

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FOTO: FRANK AUGSTEIN/DPA Prinz Harry und seine Frau Herzogin Meghan bei ihrem letzten offizielle­n Auftritt.
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