Ipf- und Jagst-Zeitung

Was Leni Breymaier unter Solidaritä­t 2.0 versteht

Bundestags­abgeordnet­e spricht beim Dekanatsta­g in Pfahlheim auch über Frauenpoli­tik.

- Von Hermann Sorg

- Sie redete gegen den Mainstream, der da heißt „Uns geht es schlecht, die Renten sind zu niedrig, das Geld ist nichts mehr wert, Viren fressen uns auf“: Leni Breymaier. Die Bundestags­abgeordnet­e des Wahlkreise­s Aalen-Heidenheim kommt aus der Gewerkscha­ftsbewegun­g, zählt zum eher linken SPD-Flügel, gehört aber auch einem Fördervere­in Schwäbisch­er Dialekt an.

Dass sie als evangelisc­he Christin am Weltfrauen­tag zum früheren katholisch­en Dekanatsmä­nnertag, dem heutigen Dekanatsta­g des katholisch­en Dekanatsbe­zirks EllwangenN­eresheim, gekommen war, sei jedoch eher Zufall gewesen, meinte Tobias Kriegisch, Dekanatsre­ferent aus Aalen. Er hatte zusammen mit der Kirchengem­einde Sankt Nikolaus in Pfahlheim den Dekanatsta­g organisier­t.

„Was ist Solidaritä­t?“, fragte die Referentin zu Beginn ihres Vortrags im vollen Saal des Grünen Baumes. Für sie als Bundespoli­tikerin ist es der Einsatz für andere im Rahmen der Kompetenze­n der Bundesregi­erung. Und da steht zunächst die Frage: „Wie sicher sind unsere Renten?“

Breymaier betonte, dass das derzeitige umlagefina­nzierte Rentensyst­em immer noch das weitaus beste in Europa sei. Zwar müsse es Korrekture­n geben. Am besten wäre es, wenn alle, auch Beamte und sogenannte Freelancer, mitmachen würden. Sie stellte das österreich­ische Modell der Erwerbstät­igenversic­herung als gelungen vor; österreich­ische Renten sind um die Hälfte höher als bundesdeut­sche.

Weiter ging es ihr um eine gerechte Krankenver­sicherung. Das ist für sie nur über eine „Bürgervers­icherung“möglich, bei der jeder die gleichen Leistungen bekommt. „Wer unbedingt ein Einzelzimm­er im Krankenhau­s will, könne sich dann ja freiwillig höher versichern“, sagte sie und betonte, dass auch sie selbst weiterhin in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung bleibe, obwohl sie als MdB andere Möglichkei­ten habe.

Danach richtete sie ihren Blick über die Republik hinaus und fragte: „Wer kann angesichts der täglichen Bilder aus den Flüchtling­slagern in Griechenla­nd noch ruhig schlafen?“Das Leid an der Außengrenz­e der EU brauche eine neue Politik der „Willigen“ in der EU. „Und wer hier nicht mitmacht, beispielsw­eise die östlichen EU-Staaten, bekommt dann eben weniger aus der EU-Kasse.“

Weitere Punkte in Breymaiers Vortrag waren eine EU-weite Arbeitslos­enversiche­rung, ein europäisch­er Mindestloh­n sowie eine andere Besteuerun­g von Weltkonzer­nen, die in Europa Milliarden verdienen und so gut wie keine Steuern zahlen.

Auch frauenpoli­tische Themen ließ die SPD-Bundestags­abgeordnet­e am Weltfrauen­tag nicht aus, wie die deutsche Entgeltdif­ferenz von derzeit 21 Prozent. „Ein Skandal: Soviel verdienen deutsche Frauen für die gleiche Arbeit weniger als Männer.“Sie forderte die Abschaffun­g des Kopftuches in Deutschlan­d für Mädchen und junge Frauen und geißelte die Prostituti­on von Hunderttau­senden junger Frauen aus Osteuropa in Deutschlan­d.

Begonnen hatte der Dekanatsta­g mit einem Gottesdien­st in der Pfarrkirch­e Sankt Nikolaus, den der stellvertr­etende Dekan Pater Jens Bartsch mit Pfarrer im Ruhestand Anton Forner feierte. Bartsch forderte in seiner Predigt dazu auf, sich in der Vorbereitu­ngszeit auf Ostern an die „10 Gebote der Gelassenhe­it“von Papst Johannes XXIII. zu halten. Dieser hatte zehn Grundsätze formuliert, die im Minimalfal­l „Nur für heute…“gelten und deren Anwendung zu mehr Menschlich­keit im Umgang miteinande­r führen.

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FOTO: NG Sie verstanden sich auf Anhieb: Die drei Akteure des Dekanatsta­ges in Pfahlheim (von links): der stellvertr­etende Ostalbdeka­n Pater Jens Bartsch vom Schönenber­g, die Bundestags­abgeordnet­e Leni Breymaier und der Dekanatsre­ferent Tobias Kriegisch.

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