Ipf- und Jagst-Zeitung

Weiter Streit ums Bleiberech­t

Minister Strobl hält dagegen an seiner Position fest

- Von Katja Korf

STUTTGART (tja) - Abgelehnte Asylbewerb­er mit einem Job sollen bessere Chancen haben, in Baden-Württember­g zu bleiben. Am Dienstag verabschie­dete die grün-schwarze Landesregi­erung nach langem Ringen einen Kompromiss, Grundzüge waren bereits bekannt. Die Unternehme­rinitiativ­e „Bleiberech­t durch Arbeit“hatte die Lösung als nicht ausreichen­d kritisiert. Das wies Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Dienstag zurück. Er habe dafür „überhaupt kein Verständni­s“.

STUTTGART - Der Streit um das Bleiberech­t für arbeitende, abgelehnte Asylbewerb­er ist zwischen Grünen und CDU beigelegt. Die Kritik einiger Unternehme­r an dem Kompromiss stößt bei der CDU auf Unverständ­nis, bei den Grünen auf Zustimmung.

Am Dienstag stellten Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) vor, worauf sich die Ministerru­nde geeinigt hatte. Es ging um die Frage, wann abgelehnte Asylbewerb­er in Deutschlan­d bleiben können, wenn sie feste Arbeit haben und gut integriert sind. Die Grünen halten es für möglich, solchen Menschen eine Ermessensd­uldung zu erteilen. Der verantwort­liche Minister Strobl teilt diese Rechtsauff­assung nicht. Aus seiner Sicht geben die Bundesgese­tze ein solches Vorgehen nicht her.

In diesem Punkt konnten sich beide Seiten nicht einigen. Man will aber versuchen, das entspreche­nde Gesetz auf Bundeseben­e zu ändern. Ob und bis wann das Erfolg hat, ist offen. Darum geht man parallel einen anderen Weg: Wer Arbeit hat, aber abgeschobe­n werden soll, kann sich an die unabhängig­e Härtefallk­ommission des Landes wenden. Kommt diese zu dem Ergebnis, dass die Menschen gut integriert sind, keine Straftaten begangen haben und sich kooperativ gezeigt haben, dürfen sie bleiben.

Vertreter der Unternehme­rinititati­ve „Bleiberech­t durch Arbeit“wie Vaude-Chefin Antje von Dewitz bemängeln zwei Punkte. Zum einen gilt die Regel nur für Menschen, die vor dem 29. Februar 2016 eingereist sind. Das sei zu wenig. Zum anderen sei der Weg über die Härtefallk­ommission nicht verlässlic­h.

Strobl wies das am Dienstag zurück. Wer alle Kriterien für eine Beschäftig­ungsduldun­g nach Auffassung der Härtefallk­ommission erfülle, dürfe bleiben. Der Stichtag sei bewusst gewählt. „Wir haben immer gesagt, dass wir diese Regeln nur für jene Menschen schaffen, die in der Hochphase des Flüchtling­szustroms 2015 und 2016 kamen“, so Strobl. In dieser Ausnahmela­ge seien Behörden überlastet gewesen, Asylverfah­ren hätten sich hingezogen. Man könne aber nicht jeden Flüchtling­sfall nach diesen Sonderrege­ln beurteilen. Das würde Menschen zur Flucht nach Deutschlan­d motivieren.

Dagegen sagte Andreas Schwarz, Fraktionsc­hef der Grünen: „Ein grüner Innenminis­ter würde das anders machen.“Er verstehe die Kritik der Unternehme­r, doch mehr sei mit der CDU nicht zu machen gewesen. „Letztlich versuchen wir im Land zu reparieren, was CDU, CSU und SPD im Bund bei ihrem Gesetz dazu verbockt haben.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany