EnBW lagert Feldbetten in Stromleitstellen ein
Energieversorger wollen ihre Mitarbeiter im Notfall von der Außenwelt abschotten – Krisenszenarien auch für das AKW Gundremmingen
BERLIN - Die Verbreitung des Coronavirus stellt auch die Betreiber von Kraftwerken und Stromnetzen vor Herausforderungen. Um auch im Pandemiefall eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten, soll sich das Personal von Kraftwerken und Leitstellen im Extremfall sogar von der Außenwelt abschotten. „Für betriebsnotwendige Tätigkeiten gibt es eigene Notfallpläne“, erklärt ein Sprecher von Deutschlands drittgrößtem Energieversorger EnBW auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Dazu zählt unter anderem die Möglichkeit, betriebsnotwendiges Personal direkt an den relevanten Standorten unterzubringen“, ergänzt er. Bislang bestehe dazu zwar noch keine Notwendigkeit, gerüstet sei man aber: „Die örtlichen Gegebenheiten an unseren Netz-Leitstellen in Esslingen, Heilbronn und Ravensburg sind so ausgestaltet, dass bei Bedarf eine Schichtmannschaft (circa 15 Personen pro Standort) auch komplett vor Ort bleiben könnte“, erklärt der Sprecher. Alle Leitstellen verfügten über Ruheräume und Duschen. Zudem seien Feldbetten eingelagert, die im Bedarfsfall aufgestellt werden könnten. Auch die Stromnetzbetreiber Tennet, Amprion, Transnet BW oder 50Hertz arbeiten an ähnlichen Konzepten. Im Notfall könne „man über Wochen autark und weitgehend abgeschottet von der Umwelt den Netzbetrieb sicherstellen“, sagte ein 50Hertz-Sprecher dem „Tagesspiegel“.
Die Energiekonzerne legen ihr Augenmerk insbesondere auf die Kernkraftwerke. Da die Meiler rund um die Uhr laufen sollen, „halten wir für unterschiedlichste Krisenszenarien Pläne vor, wie Betriebsabläufe aufrechtzuerhalten sind“, erklärt ein Sprecher des Konzerns RWE, der auch das Atomkraftwerk Gundremmingen bei Ulm betreibt, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „An unseren Kernkraftwerk-Standorten stehen wir hierzu mit den zuständigen Aufsichtsbehörden im engen Kontakt“, ergänzt er. In Gundremmingen und an den anderen RWEAtomstandorten Lingen und Biblis seien die Besucherzentren bereits geschlossen worden.
Sowohl EnBW als auch RWE haben ihre Mitarbeiter zur Vorsicht aufgerufen: Bei der EnBW dürfen Rückkehrer aus Risikogebieten zwei Wochen lang nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Bei der RWE besteht seit Mitte Februar ein striktes Reiseverbot für alle Geschäftsreisen von Europa und den USA nach Asien und umgekehrt, seit Ende Februar gilt dies auch für Norditalien. Der Besuch externer Veranstaltungen soll auf ein Minimum reduziert werden, ausländische Besuchergruppen werden fast gar nicht mehr empfangen.
Was aus der Hauptversammlung der EnBW wird, ist ebenfalls offen: Eigentlich wollte der Konzern, an dem viele schwäbische Landkreise beteiligt sind, seine Aktionäre am 12. Mai in Karlsruhe empfangen. Man werde zu gegebener Zeit eine Entscheidung treffen, hieß es.