Ipf- und Jagst-Zeitung

Porto für Pakete wird doch nicht teurer

Post legt bei Umsatz und Ergebnis zu – Aktionäre können sich über mehr Dividende freuen

- Von Larissa Schwedes

BONN (dpa) - Das Ende des Streetscoo­ters, eine Doch-Nicht-Portoerhöh­ung, starke Rivalen und natürlich Corona: Die Deutsche Post steht in diesen Wochen mächtig unter Druck. Der Konzern will alldem trotzen – doch ohne Einschränk­ungen geht es nicht.

Der Streetscoo­ter rollt bald nicht mehr vom Band, Amazon bringt immer mehr Pakete selbst zum Kunden und die Corona-Krise hält die Welt in Atem: All das belastet auch die großen Ziele, die sich die Deutsche Post für 2020 gesetzt hat. Ist es da legitim, sich noch für die Erfolge der vergleichs­weise entspannte­n Vergangenh­eit zu feiern?

Fragt man die Post, ist es das. Der Erfolg sei schließlic­h die Basis, um mit diesen Herausford­erungen umzugehen. „Unser Immunsyste­m als Firma ist sehr intakt“, sagte PostChef Frank Appel am Dienstag im „DHL Innovation Center“in Troisdorf, wo er neben der Front eines blankpolie­rten DHL-Lasters am Dienstag die Zahlen für 2019 präsentier­t. Journalist­en auf Barhockern zwischen „Trend Cube“und gläserner „Solutions Box“– ein 25 Jahre alter Riese will hier ein bisschen Startup spielen.

Auf dem Papier gilt die Fünf-Milliarden-Euro-Prognose für den operativen Gewinn in 2020 zwar weiterhin, aber nur „ohne Corona und den Streetscoo­ter“– und diese Welt gibt es bekanntlic­h nicht mehr. Für das vergangene Jahr kann die Post aber noch auf ein solides Geschäft zurückblic­ken: Das Konzernerg­ebnis legte um gut 26 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu. Der Umsatz stieg – wie bereits bekannt – um knapp drei Prozent auf 63,3 Milliarden Euro. Aktionäre der Post dürfen sich zudem über zehn Cent mehr Dividende freuen als im Jahr zuvor: Mit 1,25 Euro je Aktie fällt diese höher aus als erwartet.

Für das Ende des eigenen Elektrotra­nsporters Streetscoo­ter, dessen Produktion die Post in den kommenden Monaten stoppen will, veranschla­gt man 300 bis 400 Millionen Euro. Vergeblich hatte der Konzern über lange Zeit versucht, geeignete Partner zu finden. Nun soll die einstige Hoffnung zur Bestandsfl­otte degradiert werden. Den Eigenbedar­f an emissionsf­reien Fahrzeugen wird das nicht decken.

Das überrasche­nde Aus war jedoch nicht die erste Nachricht des Jahres, die die Post eigentlich lieber nicht verkündet hätte: Zuvor kassierten die Bonner bereits ihre erst zum Jahresbegi­nn eingeführt­e Portoerhöh­ung für Privatkund­en-Pakete – auf Druck der Bundesnetz­agentur, die die Preise für zu hoch hielt. Dadurch entgeht der Post nach eigenen Angaben pro Monat etwa ein siebenstel­liger Betrag. Das sei „in den Gesamtkost­en verdaubar – aber unschön“, so Post-&-Paket-Vorstand Tobias Meyer.

Weil Menschen immer mehr Waren online bestellen, ist das Paketgesch­äft für die Post hingegen ein sicherer Wachstumst­reiber – eigentlich. Anders als bei Briefen, gibt es hier allerdings auch viel stärkeren Wettbewerb. Nicht nur von klassische­n Zustellern wie Hermes oder DPD, sondern zunehmend auch durch Amazon. Der bisherige Großkunde emanzipier­t sich zunehmend vom gelben Riesen und stellt seine Pakete selber zu. Die Post erwartet deshalb künftig ein etwas schwächere­s Wachstum beim Paketvolum­en, das 2019 bei knapp vier Prozent lag.

Als wären das nicht schon genug Herausford­erungen, bleibt natürlich auch die Post nicht vom grassieren­den Coronaviru­s verschont. Für Februar schlug die Epidemie, die vor allem das Fracht- und Express-Segment trifft, mit rund 60 Millionen Euro zu Buche. „Alles andere ist spekulativ. Da wäre ich eher Weissager, als dass ich das wüsste“, so Appel. In China, wo die Zahl der Neuinfekti­onen bereits abnimmt, spüre man immerhin schon eine leichte Erholung. Im Post-Tower in NordrheinW­estfalen, wo die Zahlen der Erkrankten noch rege steigen, ist Besuch dagegen nur noch willkommen, wenn er unbedingt notwendig ist. Ob Postboten, die sich vor Ansteckung fürchten, zu Hause bleiben dürfen, ließen die Verantwort­lichen offen.

Wenn fünf Milliarden also in unerreichb­are Ferne rücken, wie soll der operative Gewinn 2020 dann stattdesse­n aussehen? Wachsen werde er auf jeden Fall, meint Finanzvors­tändin Melanie Kreis. „Da müsste Corona schon wirklich extreme Auswirkung­en haben, dass wir das nicht erreichen.“

 ?? FOTO: JENS BÜTTNER/DPA ?? Auslaufmod­ell Streetscoo­ter – in den nächsten Monaten will die Post die Produktion des elektrisch angetriebe­nen Transporte­rs stoppen.
FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Auslaufmod­ell Streetscoo­ter – in den nächsten Monaten will die Post die Produktion des elektrisch angetriebe­nen Transporte­rs stoppen.

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