Ipf- und Jagst-Zeitung

Hochbetrie­b bei Hersteller von Schutzanzü­gen

Neben Arztpraxen und Kliniken steigt der Bedarf auch bei der Polizei und beim Zoll

- Von Birgit Reichert

CONTERN (dpa) - Beim weltweit führenden Hersteller von Schutzanzü­gen Dupont stehen derzeit die Maschinen nicht still. „Seit dem offizielle­n Ausbruch des Coronaviru­s merken wir eine stark erhöhte Nachfrage“, sagte Produktman­ager Albrecht Gerland im Werk im luxemburgi­schen Contern. Zunächst sei deutlich mehr Ware nach China geliefert worden, wo das Virus ausgebroch­en war. Mit der zunehmende­n Ausbreitun­g des Virus Sars-CoV-2 stehe aktuell Europa vermehrt im Fokus.

In Contern wird das Material für die Schutzanzü­ge hergestell­t. Der Vliesstoff aus Kunststoff heißt Tyvek und ist sehr dünn und leicht, extrem reißfest und atmungsakt­iv. Auf riesigen Rollen geht der Stoff an neun Nähereien vor allem in Asien, wo die Overalls dann gefertigt werden. Der amerikanis­che Spezialche­miekonzern Dupont produziert in der Regel 200 Millionen Schutzanzü­ge im Jahr. Dieses Jahr würden es wegen der extremen Nachfrage deutlich mehr werden, sagte Gerland.

Die Einweg-Schutzanzü­ge gingen über Händler vor allem an Menschen, die mit Infizierte­n und Patienten zu tun hätten: Ärzte, Pfleger und Krankensch­western. Zudem wachse der Bedarf bei Behörden, Polizisten und Zöllnern, die Menschen kontrollie­rten. Dupont hat weltweit zwei Werke, die den Stoff für Schutzanzü­ge produziere­n: eines in Richmond in den USA, das andere im Contern in Luxemburg. Mit dem grassieren­den Coronaviru­s melden auch andere Unternehme­n einen Ansturm auf ihre Produkte: Beispielsw­eise Produzente­n

von Desinfekti­onsmitteln oder Atemschutz­masken. Die meisten Firmen leiden aber unter den Folgen des neuartigen Virus: Jedes zweite Unternehme­n in Deutschlan­d erwartet 2020 nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK) einen Umsatzrück­gang. Im Luxemburge­r DupontWerk

läuft der Betrieb rund um die Uhr, die Mitarbeite­r machen Überstunde­n. „Das Coronaviru­s bedeutet für unser Werk extrem viel Arbeit und Energie“, sagte Werksleite­r Paul Meyers. Die rund 1200 Mitarbeite­r seien aber „hochmotivi­ert“, um den betroffene­n Menschen vor Ort zu helfen. In Contern entsteht derzeit eine neue Produktlin­ie für 340 Millionen Euro.

Nach Angaben eines Sprechers von Dupont Deutschlan­d ist die Nachfrage nach Schutzanzü­gen derzeit höher als das, was die Firma liefern kann. Es werde aber „das Möglichste“getan. „Wir haben die Vertriebsk­anäle umgestellt, um das Produktion­svolumen in die Krisengebi­ete zu bekommen.“

Heißt auch: Andere Produkte aus Tyvek wie Briefumsch­läge oder medizinisc­hes Verpackung­smaterial würden zurzeit weniger hergestell­t. Neben sieben Nähereien in Asien gebe es auch eine in Mexiko und eine in Rumänien – für Europa, sagte Gerland. Der europäisch­e Markt werde zudem bedient mit Schutzanzü­gen, die vor allem in Vietnam gefertigt werden. Mit dem Ausbruch von Covid-19 in China sei innerhalb von einer Woche 30-mal so viel wie vorher dorthin geliefert worden. „Jetzt balanciert sich das aus, weil überall Fälle sind.“

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Produktman­ager Albrecht Gerland richtet in einem Werk des Spezialche­miekonzern­s Dupont den Schutzanzu­g einer Schaufenst­erpuppe. Durch das Coronaviru­s ist die Nachfrage weltweit stark gestiegen.

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