Kreistag will den Tunnel in Böbingen
Der Leiter des Referats Straßenplanung im Regierungspräsidium, stellt B29-Pläne vor
AALEN - Kann man in zehn Jahren auf einer durchgehend vierspurigen Bundesstraße 29 von Aalen über Schwäbisch Gmünd nach Stuttgart rauschen? Das zumindest hofft Jürgen Holzwarth, der Leiter des Referats Straßenplanung im Regierungspräsidium Stuttgart.
Dies hat der Abteilungsdirektor am Dienstag in öffentlicher Sitzung im Kreistag zum Ausdruck gebracht, als das Gremium einmütig die Ausbaupläne für den zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Schwäbisch Gmünd-Ost und Böbingen gut hieß. Einig war sich der Kreistag auch in der Forderung, die dann autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße in Böbingen in einem Tunnel zu führen, auch wenn der deutlich teurer ist als eine überirdische Lösung. Wie genau die gesamte, zwischen 150 und knapp über 200 Millionen teure neue Trasse verläuft, soll bis Mitte des Jahres feststehen.
Adrian John, der Projektleiter Straßenbau im Regierungspräsidium, unterstrich, der Ausbau zwischen Gmünd und Böbingen sei nicht mehr verhandelbar, weil es sich bei der B 29 um eine wichtige Verbindung zwischen Stuttgart und Nördlingen handele. Sie sei daher in der zweitwichtigsten Stufe nach dem Ausbau von Autobahnen. 2017 habe die Belastung bei zwischen 22 500 und 28 500 Fahrzeugen in 24 Stunden gelegen, man rechne mit einer Steigerung auf bis zu 33 000 Fahrzeuge.
Vorgesehen, so John, sei eine Regelbreite von 28 Metern, die Fahrbahnen sind in jeder Richtung 10,50 Meter breit. Sie schließen sich bei Böbingen der vierspurigen Umgehung Mögglingen an.
Wegen der parallel verlaufenden Bahnlinie Stuttgart – Aalen, der Rems, der Bebauung sowie der Topografie im engen Remstal bleibt John zufolge zwischen Gmünd und Anschluss Hussenhofen (Verteiler Gmünd-Ost) nur eine Ausbaumöglichkeit. Im Bereich des Anschlusses Hussenhofen werden zwei Varianten untersucht, die sich nur im Detail unterscheiden.
Im Bereich südlich von Hussenhofen gibt es nur eine Variante. Die Möglichkeit einer weiteren, neuen Anschlussstelle östlich von Hussenhofen und westlich der Hirschmühle wurde wegen fehlender Verkehrswirksamkeit, aber hoher Kosten, hohem Flächenverbrauch sowie zu erwartender geologischer Probleme und der Zerschneidung geplanter Siedlungsflächen ausgeschieden. Im Bereich Hirschmühle - Zimmern ergibt sich ebenfalls nur eine Variante. Die Kosten für diesen ersten Abschnitt werden mit 67,6 bis 69,2 Millionen Euro kalkuliert.
Im Bereich der Anschlussstelle Iggingen wurden zwei Möglichkeiten untersucht. Die eine sieht einen asymmetrischen Ausbau südlich des Bestands vor, bei dem der Verteiler Iggingen in seiner heutigen Form in leicht verschobener Lage bestehen bleibt. Bei der anderen Variante wird die Bundesstraße mit der Bahnlinie gebündelt, die Anschlussstelle Iggingen wird aufgegeben. Der Verkehr in Richtung Iggingen wird über eine neue Anschlussstelle BöbingenWest unmittelbar westlich der heutigen Gewerbeflächen von Böbingen geführt.
In Böbingen unterscheiden sich die Varianten nur in der Höhenlage. Hier gibt es drei Möglichkeiten: Einen Damm mit kurzen Brücken (Kosten: 86,9 Millionen), eine 275 oder 340 Meter lange Brücke (82,8 bis 85,2 Millionen Euro) oder ein 395 Meter langer Tunnel mit oder ohne Anschlussstelle (128,8 bis 134,3 Millionen).
Dass die Tunnellösung technisch machbar ist, daran ließ John keinen Zweifel. Eine Folge des Baus wären aber erhöhte Betriebskosten von 200 000 Euro im Jahr, eine andere, dass der Tunnel zweimal im Jahr gewartet und gesperrt werden müsste – wie der Einhorn-Tunnel in Gmünd. Und schließlich müsste die Technik alle 25 Jahre ausgetauscht werden wie momentan im Virngrundtunnel an der Autobahn 7. Gebaut würde der Tunnel abschnittsweise.
65 bis 70 Prozent des Durchgangsverkehrs auf der Bundesstraße 29 müsste während der Bauzeit umgeleitet werden, über Leinzell oder über Heubach oder über beide potenziellen Routen je zur Hälfte. Klar ist laut John auch: Gleichgültig, für welche Lösung man sich in Böbingen entscheidet, ein Lärmschutz ist bei allen Varianten unausweichlich. Rechne man den Ausbau zwischen Essingen und Aalen hinzu, mit dem in absehbarer Zeit begonnen werde, koste die vierspurige Bundesstraße 29 zwischen Gmünd und Aalen zwischen 200 und 250 Millionen Euro.
Dass in Böbingen für sie trotz der hohen Kosten nur die Tunnel-Lösung in Frage kommt, daran ließen die Sprecher aller Fraktionen keinen Zweifel. Schließlich habe der Landesverkehrsminister versprochen, dass es keine Verkehrsführung gegen die Bürger geben werde, machte CDU-Sprecher Peter Högerle geltend.
Frederick Brütting sagte, während der Bauzeit würde sich wegen der Umleitungen der Verkehr in Heubach verdoppeln, weshalb die Heubacher Nordumfahrung vorher fertig sein müsse. Dies stelle Holzwarth in Aussicht. Die Umfahrung sei zwar ein planerisches Problem, aber leicht zu bauen.