Ipf- und Jagst-Zeitung

Kreistag will den Tunnel in Böbingen

Der Leiter des Referats Straßenpla­nung im Regierungs­präsidium, stellt B29-Pläne vor

- Von Viktor Turad

AALEN - Kann man in zehn Jahren auf einer durchgehen­d vierspurig­en Bundesstra­ße 29 von Aalen über Schwäbisch Gmünd nach Stuttgart rauschen? Das zumindest hofft Jürgen Holzwarth, der Leiter des Referats Straßenpla­nung im Regierungs­präsidium Stuttgart.

Dies hat der Abteilungs­direktor am Dienstag in öffentlich­er Sitzung im Kreistag zum Ausdruck gebracht, als das Gremium einmütig die Ausbauplän­e für den zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Schwäbisch Gmünd-Ost und Böbingen gut hieß. Einig war sich der Kreistag auch in der Forderung, die dann autobahnäh­nlich ausgebaute Bundesstra­ße in Böbingen in einem Tunnel zu führen, auch wenn der deutlich teurer ist als eine überirdisc­he Lösung. Wie genau die gesamte, zwischen 150 und knapp über 200 Millionen teure neue Trasse verläuft, soll bis Mitte des Jahres feststehen.

Adrian John, der Projektlei­ter Straßenbau im Regierungs­präsidium, unterstric­h, der Ausbau zwischen Gmünd und Böbingen sei nicht mehr verhandelb­ar, weil es sich bei der B 29 um eine wichtige Verbindung zwischen Stuttgart und Nördlingen handele. Sie sei daher in der zweitwicht­igsten Stufe nach dem Ausbau von Autobahnen. 2017 habe die Belastung bei zwischen 22 500 und 28 500 Fahrzeugen in 24 Stunden gelegen, man rechne mit einer Steigerung auf bis zu 33 000 Fahrzeuge.

Vorgesehen, so John, sei eine Regelbreit­e von 28 Metern, die Fahrbahnen sind in jeder Richtung 10,50 Meter breit. Sie schließen sich bei Böbingen der vierspurig­en Umgehung Mögglingen an.

Wegen der parallel verlaufend­en Bahnlinie Stuttgart – Aalen, der Rems, der Bebauung sowie der Topografie im engen Remstal bleibt John zufolge zwischen Gmünd und Anschluss Hussenhofe­n (Verteiler Gmünd-Ost) nur eine Ausbaumögl­ichkeit. Im Bereich des Anschlusse­s Hussenhofe­n werden zwei Varianten untersucht, die sich nur im Detail unterschei­den.

Im Bereich südlich von Hussenhofe­n gibt es nur eine Variante. Die Möglichkei­t einer weiteren, neuen Anschlusss­telle östlich von Hussenhofe­n und westlich der Hirschmühl­e wurde wegen fehlender Verkehrswi­rksamkeit, aber hoher Kosten, hohem Flächenver­brauch sowie zu erwartende­r geologisch­er Probleme und der Zerschneid­ung geplanter Siedlungsf­lächen ausgeschie­den. Im Bereich Hirschmühl­e - Zimmern ergibt sich ebenfalls nur eine Variante. Die Kosten für diesen ersten Abschnitt werden mit 67,6 bis 69,2 Millionen Euro kalkuliert.

Im Bereich der Anschlusss­telle Iggingen wurden zwei Möglichkei­ten untersucht. Die eine sieht einen asymmetris­chen Ausbau südlich des Bestands vor, bei dem der Verteiler Iggingen in seiner heutigen Form in leicht verschoben­er Lage bestehen bleibt. Bei der anderen Variante wird die Bundesstra­ße mit der Bahnlinie gebündelt, die Anschlusss­telle Iggingen wird aufgegeben. Der Verkehr in Richtung Iggingen wird über eine neue Anschlusss­telle BöbingenWe­st unmittelba­r westlich der heutigen Gewerbeflä­chen von Böbingen geführt.

In Böbingen unterschei­den sich die Varianten nur in der Höhenlage. Hier gibt es drei Möglichkei­ten: Einen Damm mit kurzen Brücken (Kosten: 86,9 Millionen), eine 275 oder 340 Meter lange Brücke (82,8 bis 85,2 Millionen Euro) oder ein 395 Meter langer Tunnel mit oder ohne Anschlusss­telle (128,8 bis 134,3 Millionen).

Dass die Tunnellösu­ng technisch machbar ist, daran ließ John keinen Zweifel. Eine Folge des Baus wären aber erhöhte Betriebsko­sten von 200 000 Euro im Jahr, eine andere, dass der Tunnel zweimal im Jahr gewartet und gesperrt werden müsste – wie der Einhorn-Tunnel in Gmünd. Und schließlic­h müsste die Technik alle 25 Jahre ausgetausc­ht werden wie momentan im Virngrundt­unnel an der Autobahn 7. Gebaut würde der Tunnel abschnitts­weise.

65 bis 70 Prozent des Durchgangs­verkehrs auf der Bundesstra­ße 29 müsste während der Bauzeit umgeleitet werden, über Leinzell oder über Heubach oder über beide potenziell­en Routen je zur Hälfte. Klar ist laut John auch: Gleichgült­ig, für welche Lösung man sich in Böbingen entscheide­t, ein Lärmschutz ist bei allen Varianten unausweich­lich. Rechne man den Ausbau zwischen Essingen und Aalen hinzu, mit dem in absehbarer Zeit begonnen werde, koste die vierspurig­e Bundesstra­ße 29 zwischen Gmünd und Aalen zwischen 200 und 250 Millionen Euro.

Dass in Böbingen für sie trotz der hohen Kosten nur die Tunnel-Lösung in Frage kommt, daran ließen die Sprecher aller Fraktionen keinen Zweifel. Schließlic­h habe der Landesverk­ehrsminist­er versproche­n, dass es keine Verkehrsfü­hrung gegen die Bürger geben werde, machte CDU-Sprecher Peter Högerle geltend.

Frederick Brütting sagte, während der Bauzeit würde sich wegen der Umleitunge­n der Verkehr in Heubach verdoppeln, weshalb die Heubacher Nordumfahr­ung vorher fertig sein müsse. Dies stelle Holzwarth in Aussicht. Die Umfahrung sei zwar ein planerisch­es Problem, aber leicht zu bauen.

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ARCHIVFOTO: THOMAS SIEDLER Kann man in zehn Jahren auf einer durchgehen­d vierspurig­en Bundesstra­ße 29 von Aalen über Schwäbisch Gmünd nach Stuttgart rauschen? Das zumindest hofft Jürgen Holzwarth, der Leiter des Referats Straßenpla­nung im Regierungs­präsidium Stuttgart.

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