Nach Kubus-Brand öffnet das Enchilada still und leise
Arbeiten auf der Dachterrasse laufen auf Hochtouren – Verstärkter Brandschutz wird hier groß geschrieben
G- Nicht ganz ein Jahr nach dem Brand im Kubus hat das Restaurant Enchilada vor eineinhalb Wochen wieder seine Pforten geöffnet. Ohne große Vorankündigung, sondern still und leise. Mit größerem Radau wird dann die Eröffnung der Dachterrasse des mexikanischen Restaurants über die Bühne gehen, sagt der Geschäftsführer Sven Wilkens. Diese sollen die Besucher, so die jetzige Planung, nach Ostern wieder genießen können.
Elf Monate lang ist das Enchilada nach dem verheerenden Brand, der aufgrund eines technischen Defekts am 23. April 2019 auf der Dachterrasse des Restaurants ausgebrochen ist, geschlossen gewesen. „Dass es so lange dauert, hätte ich nicht gedacht“, sagt Sven Wilkens am Dienstagvormittag bei einer Besichtigung mit den „Aalener Nachrichten / Ipfund Jagst-Zeitung“. Er sei vielmehr davon ausgegangen, dass das Lokal bereits nach kürzester Zeit wieder seine Pforten öffnen kann.
Das ganze Ausmaß der Schäden habe sich allerdings erst Tage nach dem Brand gezeigt. Das komplette Restaurant auszuräumen, sei eine wahre Herkulesarbeit gewesen. Und das unter erschwerten Bedingungen. „Jeden noch so kleinen Gegenstand, den wir aus den Ecken gefischt haben, war kohlrabenschwarz und roch extrem nach Rauch.“Nahezu das ganze Mobiliar musste entsorgt werden – von Lampen über Kassen bis hin zu Besteck, Tellern, Gläsern und und und. Lediglich wenige Tische und Stühle, die mit Ozon behandelt worden seien, um den beißenden Gestank loszuwerden, seien dem Enchilada geblieben.
Verzögert hätten sich auch die Arbeiten der Handwerker. Die vom Feuer zerborstenen Fenster seien erst vor Weihnachten ausgewechselt worden. „Bevor diese nicht installiert wurden, konnten wir nichts machen“, sagt Wilkens. Dieses Abwarten und das Nichtwissen, wann es endlich vorangeht, sei noch schlimmer gewesen als der Brand. „Angesichts der Feiertage konnten wir erst in der zweiten Januarwoche mit dem Umbau und dem Einräumen anfangen“, sagt Wilkens. Kurz vor der Eröffnung sei dann soweit alles fertig gewesen.
Im Innern des Restaurants erinnert nichts mehr an die Schäden, die das Feuer angerichtet hat. Auch der Brandgeruch ist längst dem Duft von mexikanischen Speisen gewichen, die seit 2. März in der komplett neu eingerichteten Küche wieder zubereitet werden. „Wir haben uns bewusst für eine stille Eröffnung entschieden und dafür, es in der Anfangszeit erst einmal ruhig angehen lassen“, sagt Wilkens. Denn angesichts vieler Umstellungen mit Blick auf die neue Speisekarte und auf ein mitunter neues Personal seien die Abläufe noch nicht optimal. Um den Betrieb wieder auf den Stand vor dem Brand zu bringen, sei Wilkens selbst täglich zwölf bis 13 Stunden im Lokal. Mit ihm zurückgekehrt seien mit der Eröffnung auch fünf Mitarbeiter im Service, vier in der Küche und drei an der Bar, die bereits im alten Enchilada beschäftigt gewesen seien. In der Übergangszeit hätten die meisten von ihnen im Carls Brauhaus
in Stuttgart gearbeitet, das Osman Madan betreibt, der einst das Enchilada und später auch das Aposto nach Aalen holte.
So schlimm der Brand für alle Beteiligten gewesen sei, der allein im Enchilada einen Sachschaden von einer Million Euro angerichtet habe, sei der Wiederaufbau auch als Chance genutzt worden, um anfängliche Kinderkrankheiten auszumerzen, sagt Wilkens. Viele Dinge seien etwa mit
Blick auf die Einrichtung optimiert worden. Unter anderem neu seien zwei Käfige an der Bar, die Platz für Gruppen von bis zu acht Personen bieten würden. Neu gestaltet worden sei auch der Restaurantbereich. Hier seien 25 Plätze mehr entstanden, sodass das Lokal mittlerweile über 240 Plätze verfügt.
Neu gestaltet werde auch die Dachterrasse, auf der am Dienstagvormittag Arbeiter damit beschäftigt waren, den neuen Boden zu legen. Bis Ende nächster Woche soll dieser fertig sein, sagt der Bauleiter Bernd Rentel von Merz Objektbau. Danach könne das Enchilada mit den Schreinern mit dem Ausbau und der Gestaltung beginnen. Neben einer großen Außenbar würden die alten Schiebetüren Drehtüren weichen. Für Raucher gebe es eine Überdachung und auch ein Loungebereich mit Liegestühlen soll auf der 270 Plätze umfassenden Dachterrasse integriert werden, sagt Wilkens. Auf dieser sei laut Rentel auch der Brandschutz optimiert worden. „Hier wurden vier zusätzliche Brandmelder installiert. Darüber hinaus werden die alten aus schwerem Holz bestehenden Podeste aus dem gleichen Material wie der Boden bestehen und insofern weniger brandanfällig sein.“
Auch die Bauarbeiten am Giebel des Gebäudes seien abgeschlossen. Am Montag wurde das Gerüst am Kubus abgebaut. Jetzt müssten nur noch Nachbesserungen am Putz gemacht und der Schriftzug Enchilada auf der Giebelseite angebracht werden, sagt Rentel. Die Zeit bis zur Eröffnung des Einkaufscenters mit den meisten Einzelhandelsgeschäften am 5. Dezember vergangenen Jahres sei für ihn heftig gewesen. Der Wiederaufbau des unter seiner Regie einst entstandenen Kubus sei eine Herausforderung gewesen, der er sich allerdings gerne gestellt habe. Schließlich sei das Einkaufscenter am oberen Marktplatz gewissermaßen sein Baby. Er freue sich, dass auch das Enchilada wieder in neuem Licht erstrahlt. Die Eröffnung der Dachterrasse werde er gemeinsam mit Sven Wilkens und den Angestellten bei einem Glas Sekt feiern.
Froh, dass das Lokal wieder auf hat, seien auch die Aalener und die Gäste von außerhalb. Der Brand sei bei ihnen kein Thema mehr, sagt Wilkens. Er sei angesichts der Tragödie vom 23. April 2019 allerdings schon ein gebranntes Kind. Jeden Abend kontrolliere er bei einem Durchgang durch das Lokal, ob sämtliche Geräte ausgeschaltet sind. Auch seine Mitarbeiter würde er dahingehend sensibilisieren, dass sie danach schauen, dass die Aschenbecher im Außenbereich stehen gelassen werden und alle Kerzen im Lokal aus sind. Dass ein technischer Defekt nie ganz ausgeschlossen werden kann, sei ihm klar. Wichtig sei, dass der Brandschutz im Kubus funktioniere. Und dass dieser nach dem Brand noch weiter optimiert worden sei, sei mehr als positiv.
„Wir haben den Brand auch als Chance genutzt, um Verbesserungen umzusetzen“,