Ipf- und Jagst-Zeitung

Augsburgs Lattek heißt Herrlich

Der Tabellen-14. der Fußball-Bundesliga stellt den Nachfolger des entlassene­n Trainers Martin Schmidt vor

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AUGSBURG (SID/dpa) - Als Heiko Herrlich am Sonntagabe­nd das JobAngebot von Stefan Reuter erreichte, schlummert­e der 48-Jährige schon tief und fest. „Als die SMS kam, war es Viertel vor elf – ich habe aber ab zehn geschlafen. Ich bin ein Früh-ins-BettGeher“, berichtete der neue Trainer des abstiegsbe­drohten Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg an seinem ersten Arbeitstag. Herrlichs Glück: Sportchef Reuter hatte auch am Montagmorg­en noch Interesse – und so stand einem Engagement bis 2022 als Nachfolger des geschasste­n Martin Schmidt nach einem verspätete­n Rückruf nichts mehr im Wege.

Herrlich und Reuter haben als Spieler für Borussia Dortmund deutsche Meistersch­aften, den Gewinn der Champions League und des Weltpokals gefeiert. Doch es ist ihre Erinnerung an eines der dunkleren Kapitel der ruhmreiche­n BVB-Geschichte, die dem FCA jetzt zum Klassenerh­alt verhelfen soll: 1999/2000, so erinnerte sich Herrlich, ist Dortmund völlig überrasche­nd in den Tabellenke­ller gerutscht – trotz Stars wie Jens Lehmann, Jürgen Kohler, Reuter, Andreas Möller oder Herrlich. „Wir haben die Situation lange unterschät­zt, dachten: ,Wir werden es schon schaffen.‘ Am Ende hat uns Udo Lattek gerettet.“

In Augsburg soll Herrlich den Lattek geben. „Wir haben über viele Jahre sehr erfolgreic­h zusammenge­spielt“, sagte Reuter über seinen Freund, „Heiko war als Spieler einer, der vorangegan­gen ist und dahin, wo es wehtut.“Als Trainer stehe der gebürtige Mannheimer „für Gier, Leidenscha­ft

und Siegerment­alität, deshalb sind wir aktiv geworden“. Und weil der Vorsprung des Tabellen-14. auf den Relegation­splatz nach nur vier Punkten in acht Spielen seit der Winterpaus­e auf fünf Zähler zusammenge­schmolzen ist.

„Die Situation hat sich zugespitzt“, sagte Reuter. Dass der FCA unter Schmidt zuletzt auch nach Niederlage­n

wie am Sonntag bei Bayern München (0:2) gelobt wurde, sei „das Gefährlich­ste, was es gibt“. Die Spieler, betonte Herrlich, neigten ob der oft positiven Kritik dazu, die Lage zu unterschät­zen – wie seinerzeit in Dortmund: „Das sagt mir mein Instinkt, mein Gefühl.“

Herrlich, früherer Nationalsp­ieler, kehrt mehr als ein Jahr nach seiner Entlassung bei Bayer Leverkusen (kurz vor Weihnachte­n 2018) ins Oberhaus zurück. Zuvor war er im Profiberei­ch für den VfL Bochum, die SpVgg Unterhachi­ng und Jahn Regensburg tätig gewesen. Zuletzt lehnte er zahlreiche Anfragen „von China über Dubai“und aus der Bundesliga ab. Im vergangene­n Sommer hospitiert­e Herrlich im Augsburger Trainingsl­ager unter Schmidt, mit dem er damals „super Gespräche“geführt habe.

Sein Debüt feiert der neue Augsburger Übungsleit­er am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) gegen den VfL Wolfsburg – wegen des Coronaviru­s wohl vor leeren Rängen. Reuter ist sich „sicher, dass Heiko den richtigen Schlüssel findet. Wir alle wollen hier in der nächsten Saison Bundesliga­fußball sehen.“

 ?? FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA ?? Heiko Herrlich vor dem Wappen des FCA. Merke: „Das ist ein toller, interessan­ter Verein, ich möchte ihn wieder auf die Spur bringen.“
FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Heiko Herrlich vor dem Wappen des FCA. Merke: „Das ist ein toller, interessan­ter Verein, ich möchte ihn wieder auf die Spur bringen.“

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