DEL und DEL2 legen die Play-offs auf Eis
Wegen des Coronavirus endet die Saison in den beiden höchsten deutschen Eishockeyligen vorzeitig und ohne Meister
NEUSS (SID/dpa/sz) - Das Coronavirus hat die erste Profiliga im deutschen Sport gestoppt: Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) sagte wegen der Pandemie erstmals in ihrer Geschichte die Play-offs ab. Den 100. deutschen Eishockeymeister gibt es nicht – Hauptrundensieger EHC Red Bull München hat sich lediglich – wie Titelverteidiger Adler Mannheim, die Straubing Tigers und die Eisbären Berlin – für die Champions League qualifiziert.
„Dass wir die Entscheidung so treffen müssen, tut uns für alle Clubs, Partner und insbesondere Fans in ganz Deutschland unheimlich leid“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke nach stundenlangen Beratungen am Dienstag. „Wir haben aber angesichts der aktuellen Entwicklungen die Pflicht, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen. Wir als DEL stellen die Gesundheit von unseren Fans, Spielern und Mitarbeitern in den Fokus.“Nach der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatten die Landesregierungen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bremen wie erwartet Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen für mehrere Wochen untersagt – und die DEL zog nach.
Zum Auftakt hätten die Nürnberg Ice Tigers gegen die Grizzlys Wolfsburg und der ERC Ingolstadt gegen die Augsburger Panther von diesem Mittwoch an um die letzten beiden Viertelfinalplätze gespielt. Vizemeister München, Meister Mannheim, Straubing, Berlin, die Düsseldorfer EG und die Fischtown Pinguins Bremerhaven hatten sich direkt für die Runde der letzten Acht qualifiziert.
Die DEL entschied sich somit gegen Geisterspiele. Die finanziellen Folgen wären bei Play-offs ohne Fans noch größer gewesen. Die Clubs hätten Kosten, aber keine Einnahmen gehabt. Bruttoeinnahmen von 60 000 bis über 200 000 Euro fallen pro Spiel allein durch den Ticketverkauf weg.
„Natürlich zieht das einen Schaden nach sich“, sagte Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf, „woanders geht es allerdings noch um wesentlich mehr Geld.“Zu den Grizzlys kamen in der Vorrunde im Schnitt nur 2888 Fans, bei den Eisbären Berlin (12 901) und den Adlern Mannheim (11 891) jedoch mehr als dreimal so viele.
Bereits am Montag hatte Franz Reindl Kritik am Umgang der Politik mit Corona geäußert. „Es ist wichtig, dass Entscheidungen von den zuständigen Behörden bekannt gegeben werden. Mit Empfehlungen ist im Sport schwer zu arbeiten“, sagte der Präsident des Deutschen EishockeyBundes. In der Schweiz wurden die Play-offs vorerst verschoben, nachdem der Bundesrat Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten hatte. Auch in Österreich wurden die Play-offs jetzt abgesagt.
Auch die DEL2 sah sich gezwungen, die Saison vorzeitig zu beenden. Play-offs und Play-down-Runden entfallen. René Rudorisch, der Geschäftsführer der Liga, sagte: Gerade nach einer „so spannenden und sportlich extrem ausgeglichenen Hauptrunde“tue diese Entscheidung weh – „allerdings gehen auch an uns behördliche Vorgaben und aktuelle Entwicklungen nicht vorüber“.
Die Löwen Frankfurt stehen als DEL2-Hauptrundensieger fest. Einen Meister gibt es 2019/20 nicht, auch keinen sportlichen Absteiger.
Vorbei ist die Saison somit auch für die Ravensburg Towerstars, den Titelverteidiger und HauptrundenSechsten. Eigentlich hätte die Mannschaft von Trainer Rich Chernomaz am Freitag in Viertelfinalspiel eins beim EHC Freiburg antreten sollen. „So wie wir zuletzt aufgetreten sind, hätten wir noch viel erreichen können“, sagte Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan, betonte jedoch: „Natürlich hätten alle gerne weitergespielt, aber es gab keine andere Möglichkeit. Die Gesundheit geht vor.“